- 07.10.2004, 13:55:41
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Heißt Liberalismus Ende der Qualität?
Wien (OTS) - Die im Nationalrat zur Entscheidung vorliegende
Fassung der EU- Versicherungsvermittlungsrichtlinie droht zu einem
Fiasko zu werden. "Bei Handwerk und Gewerbe warnt die Politik vor
Qualitätsdumping. Im existentiell wichtigsten Bereich für den
Konsumenten - bei Vorsorge und Versicherung, gelten politisch
anscheinend andere Kriterien" kritisiert vehement Rudolf
Mittendorfer, Konsumentensprecher des Fachverbandes der
Versicherungsmakler und Berater in Versicherungsanagelegenheiten,
"Qualitätsdumping kann nicht das Ziel von EU-Richtlinien sein",
sind sich Vertreter der Versicherungsmakler einig. Der Umsetzung der
EU-Vermittlungsrichtlinie - welche in wenigen Tagen im
österreichischen Nationalrat verabschiedet wird - droht diese
Entwicklung. "Wie könnte es sonst geschehen, daß wegen einer falsch
verstandenen "Liberalisierung" möglichst alle Zugangsbeschränkungen
aus dem Weg geräumt werden, um schließlich jedermann den Verkauf von
Versicherungsverträgen zu ermöglichen?" formuliert kritisch Rudolf
Mittendorfer im Namen der österreichischen Versicherungsmakler.
Während erst vor einigen Tagen Minister Bartenstein,
WK-Generalsekretär Mitterlehner und Gewerkschafter Leutner unisono
vor einem Qualitätsdumping bei Handwerk und Gewerbe durch die
Umsetzung einer entsprechenden EU-Richtlinie warnten - und Maßnahmen
zur Sicherung der höheren österreichischen Standards ankündigten -
scheint diesen Politikern die private Gesundheits- und Altersvorsorge
der Österreicher nicht so wichtig zu sein.
Die gesamte Versicherungswirtschaft, Verfassungsrechtler,
OGH-Richter, Konsumenten-schützer und unabhängige Versicherungsmakler
warnten bereits vorweg vor der Aushöhlung der Qualitätskriterien und
auch dezidiert vor dem Verwischen der bewährten Trennlinien zwischen
den verschiedenen Vertriebsformen:
"Wenn Sanitäter wie Ärzte als Gesundheitsvermittler auftreten
dürfen - wem würde das wohl nützen, Herr Dr. Mitterlehner?", fragt
Mittendorfer und spielt damit auf die Vermengung der Berufe Makler
(unabhängig und im Auftrag des Kunden tätig) und Agent (vertraglich
gebunden und im Auftrag der Versicherung tätig) an. Mittendorfer
prangert das "Vermittler-Chamäleon" an, welches nun gesetzlich
erschaffen wird, denn auch diese beide Berufe sollen - wie auch
Versicherungsvertreter - zukünftig "Versicherungsvermittler" heißen
und abwechselnd als Makler oder Agent auftreten können.
"Eine brandaktuelle Gallup-Umfrage hat ergeben, daß 91% der
Österreicher unabhängige Beratung im Versicherungsfragen wünschen",
stellt Dr. Michael Drechsler, Fachverbands-obmann der
Versicherungsmakler fest. Die Versicherungsmakler sind die
höchstqualifiziertesten Berater im Vorsorgebereich. Eine Vermischung
mit anderen Berufen führt zu Intransparenz und schadet der
Beratungsqualität. "Wieso gilt die Sorge um Qualitätsdumping nicht
auch in dem immer bedeutender werdenden Vorsorgebereich" - fragt
Drechsler, und sieht sich laut Umfrage einig mit 91% der
Österreicher.
Information über die einzelnen Berufsgruppen, welche als
"Versicherungsvermittler" vereint werden sollen:
Versicherungsvertreter: Er ist Angestellter eines bestimmten Versicherungsunternehmens. Zur
Ausübung seiner Tätigkeit wird keine spezielle Ausbildung
vorgeschrieben. Er ist dem Versicherungs-unternehmen gemäß
Angestelltengesetz verantwortlich.
Versicherungsagent: Er ist selbstständig und vertreibt Produkte einer oder mehrerer
Versicherungen, an die er vertraglich gebunden ist. Er ist
Erfüllungsgehilfe des jeweiligen Versicherungs-unternehmens und
diesem verantwortlich.
Versicherungsmakler: Er ist selbstständig, unabhängig und muss gemäß Maklergesetz seinem
Kunden eine objektive Risikoanalyse bieten und ausgewogenen Rat
erteilen. Der unabhängige Makler muss den bestmöglichen
Versicherungsschutz vermitteln und ist rechtlich dem Kunden
verpflichtet.
OTS0207 2004-10-07/13:55
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