- 21.09.2004, 14:10:24
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Leitl: Basel II "kein Schreckgespenst" bei Kreditvergabe in Österreich
Österreichs Zinsniveau bei Unternehmenskrediten deutlich niedriger als in Deutschland - Haiden: Wir konnten bei Basel II viel erreichen, einiges liegt noch vor uns
Wien (PWK638) - Die neuen Eigenmittelvorschriften für
Kreditinstitute (Basel II), die derzeit als EU-Richtlinienvorschlag
vorliegen, führten in Österreich zu keiner restriktiveren
Kreditvergabe für Unternehmen. "Von jenen Unternehmen, die in den
letzten 12 Monaten einen neuen Kredit beantragt haben, wurde dieser
bei 86 Prozent bewilligt und nur bei 10 Prozent abgelehnt. Bei den
unbewilligten Krediten wurden nur 12 Prozent mit Basel II begründet,
doppelt soviel (24 Prozent) bezogen sich auf die aktuell schwierige
Konjunktursituation", fasste WKÖ-Präsident Christoph Leitl die
wichtigsten Ergebnisse der neuesten market-Umfrage unter den
heimischen Unternehmen zusammen und bedankte sich bei den heimischen
Kreditinstituten für ihr faires Verhalten. "Im Vergleich zu
Deutschland und zum gesamten Euro-Raum liegt auch Österreichs
Zinsniveau sowohl bei kurz-, als auch bei mittel- und langfristigen
Unternehmenskrediten deutlich niedriger. Basel II wurde durch
intensive Verhandlungen von WKÖ und Eurochambres mit der USA und auf
EU-Ebene vor allem für Klein- und Mittelbetriebe deutlich entschärft
und stellt bei der Kreditvergabe in Österreich kein Schreckgespenst
dar", freute sich Leitl.
Auch der Ausweitung des Kreditrahmens wurde in überwiegendem Maße
seitens der Banken stattgegeben: 17 Prozent der befragten Betriebe
haben um eine Kreditausweitung angesucht, 92 Prozent davon wurden
diese bewilligt. Bei laufenden Krediten haben die Banken nur bei 12
Prozent der Unternehmen die Zinsen erhöht, bei anderen 12 Prozent
aber gesenkt, und bei 37 Prozent der Unternehmen blieben die Zinsen
in den letzten 12 Monaten unverändert, so die Studie.
Selbstverständlich dürfe dies nicht über die im internationalen
Vergleich äußerst geringe Eigenkapitalquote der österreichischen
Betriebe hinweg täuschen, machte Leitl aufmerksam. Die
Rahmenbedingungen wurden durch die Steuerreform zwar deutlich
verbessert, erinnerte Leitl an die Senkung der Körperschaftssteuer
und der Steuer auf nicht entnommene Gewinne. "Dennoch leiden unsere
Unternehmen nach wie vor an zu geringer Eigenkapitalausstattung und
zu wenig Beteiligungsfinanzierungen. Dies kann zu einer schlechteren
Bonitätseinstufung und somit zu ungünstigeren
Finanzierungskonditionen führen", warnt Leitl und fordert weitere
eigenkapitalstärkende Maßnahmen.
"Deshalb fordert die Wirtschaftskammer eine Ausweitung der
Begünstigung des nicht entnommenen Gewinns auf nicht-bilanzierende
Einzelunternehmen", führte WKÖ-Vizepräsident aus. Ebenso seien als
Basel II-Begleitmaßnahmen die anachronistische Kreditvertragsgebühr
und die Eintragungsgebühr für das Grundbuch abzuschaffen. In einem
gemeinsamen Projekt mit dem Regierungsbeauftragten für den
Kapitalmarkt Richard Schenz und dem Kuratorium für den
österreichischen Kapitalmarkt erarbeite die WKÖ außerdem gerade ein
Modell für einen Mittelstandsfonds, einem Beteiligungsmodell für den
breiten Mittelstand, berichtete Haiden. In einer
Informationsoffensive für die Unternehmerschaft mache die WKÖ sowohl
auf die wichtige Vorbereitung zum Basel II-Rating aufmerksam als auch
auf Alternativen zur Kreditfinanzierung. Gemeinsam mit der OeNB wird
die WKÖ im nächsten Jahr eine "Basel II-Roadshow" mit Veranstaltungen
in allen Bundesländern organisieren, kündigte der WKÖ-Vizepräsident
an. (Ne)
OTS0177 2004-09-21/14:10
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