12 von 13 untersuchten Armaturen gaben Blei ins Trinkwasser ab
Wien (OTS) - Blei oder andere Schwermetalle im Trinkwasser nicht
nur aus den alten Leitungen in Wiener Altbauten, sondern auch aus
modernen Küchenarmaturen? Ein AK Test von 13 Küchen- und
Badezimmerarmaturen zeigt: Mit einer Ausnahme wurde von allen
untersuchten Armaturen Blei im Wasser nachgewiesen, wenn das Wasser
24 Stunden unbewegt in der Armatur stand. Die Bleimengen sammeln sich
im zuerst abgelassenen Wasser. Würde ein Kind regelmäßig dieses
"erste" Wasser trinken, würde es schon alleine von den am wenigsten
bleibelasteten Armaturen bis zu 14 Prozent der maximal empfohlenen
Bleimengen aufnehmen. Bei der am höchsten belasteten Armatur wäre
dies sogar 200 Prozent.
Dass Wiener Altbau-Haushalte ein Problem mit erhöhtem Bleigehalt
im Trinkwasser durch die alten Blei-Wasserleitungen haben könnten,
ist bekannt. Aber dass auch moderne Armaturen Blei oder andere
Schwermetalle wie Cadmium, Nickel oder Kupfer ans Wasser abgeben
können, ist Konsumenten bisher unbekannt. Die AK hat daher 13
Badezimmer- und Küchenarmaturen in Wiener Baumärkten eingekauft, die
von knapp 10 bis rund 75 Euro kosteten. Die Untersuchung führte im
Juni das Labor des Vereins für Konsumenteninformation in Wien durch.
Die Armaturen wurden mit destilliertem Wasser aufgefüllt und der
Schwermetallgehalt im Wasser nach 24 und 72 Stunden bestimmt.
Nach der Trinkwasserverordnung dürfen derzeit im
Wochendurchschnitt maximal 25 Mikrogramm Blei pro Liter Trinkwasser
enthalten sein. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt sogar
einen Wert von 10 Mikrogramm je Liter, der auch ab 2013 gelten wird.
Für Nickel gilt ein Höchstwert von 20 Mikrogramm je Liter, für
Cadmium 5 Mikrogramm und für Kupfer maximal 2.000 Mikrogramm pro
Liter.
Das AK Testergebnis zeigt: In allen bis auf eine Armatur wurde
Blei im Wasser nachgewiesen, wenn es 24 Stunden lang in der Armatur
unbewegt steht. Bei 3 von 13 Armaturen wurden 10 bis 15 Mikrogramm
Blei festgestellt. Wird diese Menge regelmäßig im zuerst abgelassenen
Wasser getrunken, so bedeutet das, dass beispielsweise Kinder damit
30 bis 40 Prozent der maximalen wöchentlichen Bleiaufnahme (bei einem
10 Kilogramm schweren Kind 250 Mikorgramm laut Empfehlung der WHO)
erreichen würden. Bei einer Armatur wurden im Wasser sogar 76,8
Mikrogramm nachgewiesen. Und würde dieses "erste" Wasser regelmäßig
konsumiert, würden Kinder bereits auf die doppelte maximale
wöchentliche Bleiaufnahme allein aus der Armatur kommen. Bei den
restlichen 9 untersuchten Armaturen lagen die nachgewiesenen
Bleiwerte im Wasser zumindest unter einem Wert von fünf Mikrogramm,
Kinder kämen so bei regelmäßigen Konsum auf bis zu 14 Prozent der
maximalen wöchentlichen Bleimenge. Bei Nickel, Cadmium und Kupfer
wurden die Grenzwerte für Trinkwasser zumeist weit unterschritten,
wenn das Wasser einen oder drei Tage lang unbewegt in der Armatur
stand.
"Blei ist giftig und kann bei chronischer Belastung zu
Magenerkrankungen, Nierenstörungen, Kopfschmerzen, Anämie oder
Müdigkeit führen", sagt Schöffl. Konsumenten wissen nicht, dass auch
bei modernen Armaturen Blei ins Wasser abgegeben wird und so eine
potentielle Gefährdung bestehen kann. "Die Hersteller sollen daher
die Armaturen vor dem Verkauf auf eine Bleibelastung testen und die
Konsumenten auf diese Problematik bereits beim Kauf von Armaturen
entsprechend hinweisen", verlangt Schöffl. Es ist nicht einzusehen,
dass aus den Armaturen überhaupt Blei ins Trinkwasser gelangt.
"Blei im Wasser sammelt sich, wenn das Wasser stundenlang unbewegt
in den Leitungen oder aber in den Armaturen steht", weiß Schöffl. Die
Werte seien allerdings reduzierbar: Bevor Trinkwasser entnommen
werde, solle man auf Grund der möglichen Belastung durch die Armatur
zumindest einen Liter abrinnen lassen. Gibt es die zusätzliche
Bleibelastung durch die vorhandenen Bleirohre in den Altbauten,
müssten zusätzlich weitere Liter abgelassen werden, um die
Bleibelastung im Trinkwasser zu reduzieren. AK Tipp: Auch wenn Sie
keinen alten bleihältigen Leitungsrohre im Haus haben, sollten Sie
auf Grund der möglichen Belastung durch die Armatur das in der Früh
oder nach dem Urlaub zuerst entnommene Trinkwasser vorsorglich zu
anderen als Trinkzwecken verwenden.
SERVICE: Die genauen Schwermetallwerte unter
www.konsumentenschutz.at.
OTS0064 2004-09-10/10:18
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