- 10.09.2004, 10:14:13
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20 Prozent Atomstrom in Österreich: Betrug am Stromkunden
27 Prozent Atomstrom: TIWAG ist schwarzes Atomschaf Österreichs
Wien (OTS) - Die Umweltorganisationen Greenpeace und GLOBAL 2000
kritisierten heute in Wien im Rahmen einer Pressekonferenz scharf,
dass im Jahr 2003 der Atomstromanteil in Österreich weiter zugenommen
hat und bereits bei 20 Prozent liegt. Nach wie vor gibt es keine
wahrheitsgetreue Stromkennzeichnung. "Seit 1. Juli 2004 sollte es
eine österreichweite einheitliche und wahrheitsgemäße
Stromkennzeichnung geben. Dennoch hat die Aufsichtbehörde E-Control
diesen Zeitpunkt eigenmächtig verschoben und die Stromkennzeichnung
verwässert", kritisiert Erwin Mayer, Energieexperte von Greenpeace.
"Die Stromkunden werden buchstäblich hinters Licht geführt. Sie
werden bezüglich der Herkunft der von ihnen konsumierten Elektrizität
falsch informiert", kritisiert Heinz Högelsberger, Energiereferent
von GLOBAL 2000. Deshalb ergreifen GLOBAL 2000 und Greenpeace die
Initiative und informieren die österreichische Bevölkerung über die
tatsächliche Stromzusammensetzung der heimischen Energieversorger.
Das Handelsvolumen der österreichischen Stromfirmen war im Jahr 2003
dreimal höher als der österreichische Strombedarf. Da in Europa knapp
32 Prozent Atomstrom produziert werden, stieg der Atomstromanteil der
österreichischen Stromkonzerne durch diese europäischen
Handelsgeschäfte auf 20 Prozent an. Im Jahr 2000 lag der
Atomstromanteil noch bei neun Prozent. "Viele Stromfirmen haben sich
also von Energieversorgern zu Atomstromdealern gewandelt", so
Högelsberger. "KELAG und STEWEAG-STEG wurden zu internationalen
Stromdrehscheiben umgewandelt, nachdem große Firmenanteile an
Atomstromkonzerne verkauft wurden. Auch die TIWAG mit ihrem
Nahverhältnis zur deutschen E.ON mischt im internationalen
Atomstromhandel kräftig mit. Die Konsequenz ist, dass auch den
Privatkunden ungefragt immer mehr Atomstrom verkauft wird."
In der von GLOBAL 2000 und Greenpeace durchgeführten Abschätzung des
Atomstromanteils der Landesgesellschaften ist die TIWAG nach wie vor
mit 27 Prozent das "schwarze Atomschaf Österreichs", knapp gefolgt
von der STEWEAG-STEG mit 25 Prozent. Platz drei geht an die KELAG mit
21 Prozent, die weiteren Plätze nehmen die Salzburg AG (19 Prozent),
die VKW (17 Prozent) und die Energie AG (13 Prozent) ein. Einen im
Vergleich geringeren Atomstromanteil haben hingegen die
ostösterreichischen Firmen Wienstrom (neun Prozent), EVN (vier
Prozent) und BEWAG (0 Prozent).
Die E-Control fördert diese Entwicklung, hin zum Atomstrom, da sie
den Stromfirmen erlaubt, statt eines gesamten Händlermixes eine
geschönte Stromzusammensetzung an ihre Endkunden zu liefern. Gibt es
trotz dieser Stromwäsche immer noch Atomstrom, so kann dieser laut
der Empfehlung der E-Control als "Strom unbekannter Herkunft" oder
hinter dem Kürzel "UCTE-Mix" versteckt werden. "Die E-Control hat in
Aussicht gestellt, dies zu ändern, aber bisher noch nicht umgesetzt",
so Mayer weiter. "Den Kunden werden außerdem auch Informationen
vorenthalten, wie beispielsweise die Menge der CO2-Emissionen bei der
Stromerzeugung und die Menge des entstehenden Atommülls für den
gelieferten Stroms. Das schreibt jedoch die EU vor!"
Greenpeace und GLOBAL 2000 fordern von Wirtschaftsminister
Bartenstein und seiner weisungsgebundene Behörde E-Control die
wahrheitsgetreue Stromkennzeichnung, die als seriöse
Entscheidungsgrundlage für die Stromkunden geeignet ist.
OTS0063 2004-09-10/10:14
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