• 08.09.2004, 11:29:24
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Stadt Wien übernimmt H. C. Artmann-Nachlass

Kulturstadtrat Mailath-Pokorny: "Nachlass-Ankauf ist Auszeichnung für Wien"

Wien (OTS) - Die Wiener Stadt- und Landesbibliothek erwirbt den
literarischen Nachlass des vor vier Jahren verstorbenen
österreichischen Dichters H. C. Artmann (geb.1921). Zu Ehren des im
Jahr 2000 verstorbenen Dichters wird außerdem ein Preis durch die
Stadt Wien gestiftet. Dieser Preis wird heuer an den in Wien lebenden
Schriftsteller Peter Waterhouse überreicht. Dies gab Wiens
Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny in einem gemeinsamen
Pressegespräch mit Rosa Artmann-Pock, Peter Rosei und der Leiterin
der Stadt- und Landesbibliothek Sylvia Mattl-Wurm heute bekannt. "Der
Nachlass-Ankauf und die Stiftung des H.C. Artmann-Preises sind
Tribute an H.C. Artmann, der ein großer Lyriker, ein internationaler
und Wiener Dichter gleichermaßen war", sagte dazu Stadtrat
Mailath-Pokorny.****

Rosa Artmann-Pock, die Witwe von H.C. Artmann, hat dieser Tage
sowohl das literarische Archiv als auch seine Büchersammlung an die
Wiener Stadt- und Landesbibliothek übergeben, wo der Nachlass - der
neben zahlreichen Manuskripten, Handschriften und Zeichnungen auch
die gesamte Bibliothek des Dichters beinhaltet - aufgearbeitet und
archiviert wird. Sie zeigte sich glücklich, dass die Stadt Wien den
Nachlass, eine "Spurensicherung" von H.C. Artmann übernommen hat. Es
sei auch sein Wille gewesen, dass der Nachlass in Wien bleibt. Die
Kaufsumme für den Nachlass beträgt 140.000 Euro.

Artmanns Bibliothek mit 4.000 Werken

Der literarische Nachlass versammelt neben zahlreichen
Manuskripten zu Artmanns Lyrik ("gedichte von der wollust des
dichtens in worte gefaßt", 1989) und Prosa auch unveröffentlichte
Texte sowie autobiographische Notizen ("Malmö Dezember 1963"),
Kalender und Zeichnungen von seiner Hand.

Besonders hervorzuheben ist die Übernahme von Artmanns gesamter
Bibliothek. H. C. Artmann hat seit den 1930er Jahren eine
Büchersammlung aufgebaut, die ihn durch alle seine Lebensstationen
quer durch Europa begleitet hat. Diese außergewöhnliche Bibliothek
dokumentiert seine vielfältigen literarischen, linguistischen und
kulturhistorischen Interessen und repräsentiert die intensive
Beschäftigung mit einer Vielzahl europäischer und außereuropäischer
Literaturen und Sprachen.

Der Nachlass von H. C. Artmann ist eine wertvolle Ergänzung für
die Wiener Stadt- und Landesbibliothek, die über zahlreiche Nachlässe
aus dem literarischen Kontext der Zeit verfügt (beispielsweise von
Gerhard Fritsch, Hans Weigel, Jeannie Ebner, Friedrich Torberg).

Lyrikpreis "H.C. Artmann-Preis" durch Wien gestiftet

Die Stadt Wien stellt heuer erstmals einen Preis zur Verfügung,
der vom Stadtrat für Kultur künftig alle zwei Jahre für herausragende
Leistungen auf dem Gebiet der Lyrik vergeben werden wird. Der "H.C.
Artmann-Preis" ist mit 10.000 Euro dotiert und wird heuer zum ersten
Mal an den in Wien lebenden Schriftsteller Peter Waterhouse vergeben.
Kulturstadtrat Mailath-Pokorny folgt mit dieser Auszeichnung der
Empfehlung einer durch ihn nominierten, international besetzten Jury,
bestehend aus den Expert/innen Sybille Cramer, Kurt Neumann, Klaus
Reichert und Peter Rosei. Rosei bezeichnete den Preis als
"Erinnerungspunkt" an H.C. Artmann, der immer auch den Kontakt mit
jungen Lyrikern gesucht habe. Der Preis an Peter Waterhouse wird am
18. November, um 19 Uhr im Schutzhaus auf der Schmelz verliehen, wo
auch Artmann in seinen jungen Jahren gerne einkehrte.

Zur Person Peter Waterhouse

Geboren 1956 in Berlin, 1975 Übersiedlung nach Wien, Studium der
Germanistik und Anglistik in Wien und Los Angeles. 1981 bis 1982
Teaching Assistant an der University Southern California, Los
Angeles. 1982 Rückkehr nach Wien. 1984 Promotion mit einer
Dissertation über Paul Celan, 1988 Arbeitsaufenthalt in Rom. Lebt in
Wien.

Gedichte, Essays, Theaterstücke, Übersetzungen (u.a. Michael
Hamburger, Biagio Marin, Andrea Zanzotto, Norman Lewis).

Auszeichnungen (Auswahl): Manuskripte - Preis (1990),
Nicolas-Born-Preis (1990), Preis für europäische Poesie der Stadt
Münster (1993), Christine-Lavant-Lyrik-Preis (1994), Förderungspreis
des Österreichischen Bundesministerium für Unterricht und Kunst
(1994), Heimito-von-Doderer-Preis (2000), Stipendium des Deutschen
Literaturfonds, Darmstadt (2001), Österreichischer Staatspreis für
literarische Übersetzungen (2002).

Veröffentlichungen (Auswahl): "Menz", Gedichte (Droschl, 1984),
"Besitzlosigkeit Verzögerung Schweigen Anarchie (Droschl, 1985),
"Passim", Gedichte (Rowohlt, 1986), "Sprache Tod Nacht Aussen.
Gedicht - Roman", (Rowohlt, 1989), "Verloren ohne Rettung" (Residenz,
1993), "Die Geheimnislosigkeit. Ein Spazier- und Lesebuch" (Residenz
1996), "Prosperos Land", Gedichte (Jung und Jung, 2001).

Alltemeine Informationen:
o Wiener Stadt und Landesbibliothek:
http://www.stadtbibliothek.wien.at/

(Schluss) sas

OTS0100    2004-09-08/11:29

OTS-ORIGINALTEXT UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | NRK

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