Zwischen Selbstmordattentaten und Geiselnahmen
Wien (OTS) - Das "Weltjournal" am Mittwoch, dem 8. September 2004,
um 22.30 Uhr in ORF 2 - präsentiert von Annette Scheiner - widmet
sich u. a. den tschetschenischen "schwarzen Witwen" und geht der
Frage nach, warum junge, gut ausgebildete Frauen plötzlich zu
brutalen Mörderinnen werden.
Tschetschenien: Die schwarzen Witwen
Bei der Erstürmung des Dubrovka-Theaters in Moskau vor zwei Jahren
gingen ihre Bilder das erste Mal um die Welt: junge, zum Teil
schwangere Frauen, schwarz verschleiert und mit Bombengürteln am
Körper. Seitdem treten sie bei Selbstmordattentaten und Geiselnahmen
mit tschetschenischem Hintergrund immer wieder in Erscheinung - auch
jetzt in Beslan. "Schwarze Witwen" nennt sie die russische Presse,
denn sie haben Ehemänner, Brüder, Väter durch die brutalen Maßnahmen
der russischen Sondereinheiten in Tschetschenien verloren, bevor sie
sich islamistischen Untergrundgruppen anschlossen. Das "Weltjournal"
zeichnet die Lebensgeschichte von Sekilat und Raiana nach, zwei von
16 jungen Frauen, die beim Geiseldrama im Dubrovka-Theater eine
führende Rolle spielten und beim Sturm getötet wurden. Manon Loizeau
und Rustan Khaliev sind der Frage nachgegangen, warum junge, gut
ausgebildete Frauen plötzlich zu brutalen Mörderinnen werden.
China: Der große Sprung
Chinas Wirtschaftswachstum hält die Welt in Atem. Wie es scheint,
führt derzeit kein Weg an der Volksrepublik vorbei, dem Reich der
Mitte gehört die Zukunft. So optimistisch lesen sich die Prognosen
der Wirtschaftsforscher, auch wenn die Töne in China mittlerweile
leiser geworden sind. Die Schattenseiten des Wirtschaftswachstums
sind täglich spürbar: Stromausfälle, Energieknappheit,
Umweltverschmutzung. Selbst das Regime in Peking warnt vor einer
Überhitzung der Wirtschaft. Schließlich gibt es noch andere Probleme,
die Investoren abschrecken: Korruption, faule Kredite, eine
unflexible Bürokratie. Dennoch ist der Optimismus ungebrochen, es
soll der große Sprung nach vorne werden, der in den frühen Jahren des
Kommunismus unter Mao nicht gelang. Alexander Steinbach berichtet aus
Shanghai und Hangzhou über die wirtschaftliche Aufholjagd Chinas und
den Preis, der dafür zu bezahlen ist.
Iran: Opposition im Internet
Spätestens seit den Parlamentswahlen im vergangenen September sind
die Reformer rund um Staatspräsident Mohammad Chatami kaltgestellt,
die für mehr Demokratie kämpfende Studentenbewegung wurde teils
gewaltsam unterdrückt. An die Stelle öffentlicher Debatten und
leidenschaftlicher Demos auf der Straße ist seit einiger Zeit eine
neue Form der Opposition getreten: die Nutzung des Internets. Vor
allem für die junge, gebildete Generation ist das Internet ein
Mittel, sich Zugang zu anderen Kulturen und Werten zu verschaffen und
sich zugleich untereinander zu vernetzen. Der Iran ist das Land mit
den meisten Internetanschlüssen im Nahen und Mittleren Osten, die
Zahl der Cyber-Dissidenten ist so rasant angewachsen, dass die
iranischen Behörden in den vergangenen Jahren mehrere tausend
Webseiten blockiert und zahlreiche Cyber-Dissidenten bestraft oder
inhaftiert haben. Aber die Netz-Maulwürfe sind nicht mehr
aufzuhalten.
Spanien: Die offenen Wunden
Der spanische Bürgerkrieg von 1936 bis 1939 wurde von beiden Seiten
mit großer Grausamkeit geführt. Es ging auch um eine Vorentscheidung
über die Zukunft Europas zwischen Faschismus und Republik. 1,2
Millionen Opfer, davon 750.000 Zivilisten, waren die Folge - der
Faschismus hatte gesiegt. So wurden die Kämpfer der einen Seite als
Helden geehrt, die toten Republikaner in Massengräbern verscharrt und
Tausende nach Francos Sieg hingerichtet. Als Spanien nach dem Tod des
Diktators demokratisch wurde, einigte man sich darauf, die
Vergangenheit nicht wieder aufzurollen. Doch die Wunden sind nicht
verheilt. Heute erst werden die Stimmen der anderen Seite gehört: Ein
Verein zur Rettung des Gedächtnisses sammelt die Erzählungen der
wenigen noch lebenden Augenzeugen. Sie fordern eine späte
Rehabilitierung ihrer Mitkämpfer und Angehörigen, die im Kampf gegen
Franco gestorben sind. Eine Reportage von Josef Manola.
OTS0092 2004-09-07/11:21
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