- 16.08.2004, 10:27:46
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betrifft: Nachhilfe zur Machbarkeit Gentech-freier Futtermittel
Offener Brief an AMA-Geschäftsführer Stefan Mikinovic
Wien (OTS) - Sehr geehrter Dr. Mikinovic,
die AMA will sich also endlich mit dem Umstieg auf Gentechnik-freie
Soja im Tierfutter auseinandersetzen.
Seit vielen Jahren diskutieren wir mit Ihnen bzw. der AMA und seit
vielen Jahren ist Ihnen das Problem mit der Gentechnik auch im
Futtermittelbereich bekannt. Jetzt, da es seit April 2004 erstmals
eine Kennzeichnung auch für Gentech-Futtermittel gibt, ist der
Umstieg auf Gentechnik-freie Soja leichter denn je.
Seit vielen Jahren zeigen Umfragen, dass die Konsumentinnen und
Konsumenten keine Gentechnik auf dem Teller wollen. Nicht einmal
indirekt, über den Umweg des Tierfutters. Eine ISMA-Umfrage im
Auftrag von Greenpeace hat erst im vergangenen März bestätigt, dass
87 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher keine Lebensmittel
von Tieren wollen, die mit Gentech-Soja gefüttert wurden. Über 2.000
Menschen haben Ihnen das in den letzten Wochen im Rahmen einer
Greenpeace-Protestaktion auch mitgeteilt. Ihre Antwort an diese
Menschen, dass Lebensmittel mit dem AMA-Gütezeichen "Gentechnik-frei"
wären, ist empörend und schlichtweg falsch. Jährlich gelangen rund
90.000 Tonnen Gentech-hältige Soja bei der Herstellung von Produkten
mit dem AMA-Gütesiegel zum Einsatz!
Der Leiter Ihres Qualitätsmanagements warnt, eine Änderung der
AMA-Kriterien in Richtung Gentechnik-freie Fütterung dürfte nicht auf
dem Rücken der Bauern ausgetragen werden. Eine Vorgabe, die wir
vorbehaltlos unterstützen können. Doch wo ist das Problem? Gerade die
Bauern lehnen den Einsatz von Gentech-Futtermitteln vehement ab.
Zuletzt wurde das in einer ISMA-Umfrage im April dieses Jahres
bestätigt: 97 Prozent der so genannten "Hörndl"-Bauern wollen im
Tierfutter keine Gentechnik-Soja.
Bleibt noch das von Ihnen thematisierte "Problem" mit den Kosten und
der Verfügbarkeit. Wie Sie selbst wissen und wie wir auch in mehreren
gemeinsamen Gesprächen festgestellt haben, gibt es derzeit mindestens
zwei Quellen für Gentechnik-freie Soja in Österreich: das Handelshaus
Pilstl, das seit Jahren Gentechnik-freie Soja nach Österreich
importiert, und Raiffeisen, deren Vorstandsvorsitzender Klaus
Buchleitner (RWA) Greenpeace gegenüber im April schriftlich erklärt
hat, dass Gentechnik-freie Soja in den Raiffeisen-Lagerhäusern
erhältlich ist.
Und die Kosten? Die Tonne Soja kostet am Weltmarkt aktuell rund 200
Euro bei stark schwankenden Weltmarktpreisen. Der Aufpreis für die
Gentechnik-Freiheit: 5 Euro. Von exorbitanten Mehrkosten kann also
nicht die Rede sein und bei einer klugen Einkaufpolitik - z.B. kaufen
wenn die Weltmarktpreise niedrig sind - fallen die Mehrkosten kaum
ins Gewicht. Vor allem wenn man in Betracht zieht, welchen
Wettbewerbsvorteil Bauern und Lebensmittelhersteller haben, die ihren
Kundinnen und Kunden garantieren können, dass seine Produkte auch im
Futtermittel-Bereich ohne Gentech-Soja hergestellt werden.
Ihre zögerliche Haltung in Sachen Gentech-Futtermittel ist daher mehr
als unverständlich. Die Vermutung liegt nahe, dass Sie sich darauf
verlassen, dass die Konsumentinnen und Konsumenten ohnehin Produkte
mit dem AMA-Gütesiegel kaufen, weil sie glauben, dass diese Produkte
auch im Tierfutter Gentechnik-frei wenn nicht sogar "bio" sind. Eine
Meinung, die sich die Menschen nicht zuletzt aufgrund der
irreführenden AMA-Werbung bilden.
Wir werden die Konsumentinnen und Konsumenten jedenfalls weiterhin
informieren und aufklären, dass derzeit nur bei Bio-Produkten und
Produkten mit dem Gütezeichen der "ARGE Gentechnik-frei" der Einsatz
von Gentechnik auch im Tierfutter ausgeschlossen ist.
"Qualität braucht keine Gentechnik", das sagt auch die Mehrheit der
österreichischen Handelketten. Und Minister Pröll hat erst unlängst
die "Österreichische Charta für Gentechnikfreiheit" vorgelegt.
Wir fordern Sie, Herr Dr. Mikinovic, als Geschäftsführer der AMA
Marketing dringend auf dafür zu sorgen, dass das, was die Mehrheit
der Konsumentinnen und Konsumenten in Österreich schon heute glaubt,
rasch Realität wird: Österreichische Produkte mit dem AMA-Gütesiegel
ohne Gentechnik auch im Tierfutter. Wir erneuern daher unsere
Forderung, dass die AMA bis spätestens Ende des Jahres auf
Gentechnik-freie Soja umgestellt hat; damit das AMA-Gütesiegel
tatsächlich ein glaubwürdiges Zeichen für hochwertige österreichische
Produkte ohne Gentechnik wird.
Mit freundlichen Grüssen
Mag. Susanne Fromwald
Molekularbiologin Greenpeace,
01-5454580-75 oder 0664-6126706
OTS0039 2004-08-16/10:27
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