- 02.08.2004, 08:08:15
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kreuz&quer
Jelena Brajsa und Kardinal König: Der Engel von Zagreb und sein Förderer
Wien (OTS) - Jelena Brajsa, die umtriebige Präsidentin der Caritas
Kroatien, ist weit über die Grenzen ihres Landes hinaus als Engel von
Zagreb bekannt. Auch in den finstersten Zeiten des Hasses und des
Krieges zwischen den einzelnen Volksgruppen im ehemaligen Jugoslawien
hat sie ohne Ansehen von Nationalität und Religion geholfen. Ihre
große Liebe zeigt sich auch darin, dass sie sechs behinderten
Adoptivkindern ein neues Zuhause geschenkt hat. Die Biografie der
Jelena Brajsa ist eng verbunden mit Kardinal Dr. Franz König, der am
Tag der Sendung, am 3. August 2004, 99 Jahre alt geworden wäre.
Kardinal König ermöglichte der jungen Jelena Brajsa ein Studium in
Wien und legte damit den Grundstein für ihr späteres humanitäres
Engagement in Kroatien. Robert Neumüller zeichnet in seinem vom
ORF-Film "Jelena Brajsa, der Engel von Zagreb" in der Reihe
"kreuz&quer" am Dienstag, dem 3. August, um 23.05 Uhr in ORF 2 ein
einfühlsames Porträt der Caritas-Präsidentin, das mit Erinnerungen
von Kardinal König an Jelena Brajsa, an den Zagreber Erzbischof
Kardinal Alojzij Stepinac, einem Freund der Familie Brajsa und
Studienkollegen von Kardinal König, und an seine Reisen nach
Jugoslawien verwoben ist.
Bei einer dieser Reisen - bei der Fahrt mit seinem damaligen Sekretär
Helmut Krätzl zum Begräbnis von Kardinal Stepinac (der am 3. Oktober
1998 selig gesprochen wurde) - hatte Kardinal König am 13. Februar
1960 einen schweren Unfall, der ihn beinahe das Leben gekostet hätte
und der den Anstoß zu den vielen Reisen gab, mit denen der Erzbischof
von Wien eine enge Verbindung zu den Kirchen jenseits des Eisernen
Vorhangs herstellte.
Als Kardinal König in Kroatien verunglückte, studierte die 1935 als
13. und letztes Kind einer katholischen Juristenfamilie in Zagreb
geboren Jelena Brajsa bereits am Wiener Seminar für kirchliche
Frauenberufe. Sie war als Putzfrau nach Wien gekommen, nachdem sie
1958 in Zagreb ihr Maturazeugnis mit dem Vermerk, dass sie nicht
studieren dürfe, erhalten hatte. Kardinal König, den sie um Hilfe
bat, verschaffte ihr einen Studienplatz und ein Stipendium.
Zum Studium im Jugoslawien von Präsident Josip Broz Tito war sie
deshalb nicht zugelassen worden, weil ihre Familie zu den
Klassenfeinden gezählt wurde. Ihr Vater war 1945 einer der
Verteidiger in den politischen Prozessen gegen Kirchenvertreter,
einer ihrer Brüder wurde wegen katholischer Äußerungen von seinen
Mitschülern erschlagen, als Jelena acht Jahre alt war. Schon in ihrer
Jugend war sie wegen ihrer Mitarbeit in katholischen Gruppen den
Repressalien der kommunistischen Behörden ausgesetzt.
Wien war nur eine Station im bewegten Leben von Jelena Brajsa.
Nachdem sie ihre Berufsausbildung abgeschlossen hatte, ging sie
zurück nach Zagreb und rief im Jahr 1966 die verbotene Caritas Zagreb
ins Leben zurück. Die Caritas-Arbeit war ständigen Bedrohungen
ausgesetzt. Mehrmals wurde Jelena Brajsa eingesperrt, immer wieder
wurde sie zu Verhören abgeholt.
Zu größten Veränderungen in ihrem Leben kam es, als sie ihr erstes
Kind adoptierte, den blinden, schwer behinderten Tomislav. Er ist
Musiker geworden, ist verheiratet und Vater zweier gesunder Kinder.
Nach Tomislav adoptiert Jelena Brajsa noch fünf weitere Kinder:
Martina, Ivana Tomi, Goran und Zoran. Bis auf Tomislav und Martina,
sie ist ebenfalls verheiratet und Mutter dreier Kinder, leben nach
wie vor alle bei ihr.
Der jüngste ist Tomi. Er hat keine Arme und Beine, ist sehr
intelligent und ein herziger Bub von zwölf Jahren. Goran ist geistig
behindert, er entstammt der Vergewaltigung seiner noch minderjährigen
Mutter. Zoran, der als Frühgeburt in den Mistkübel der Klinik
geworfen wurde, ist von Jelena Brajsa aus dem Spital "gestohlen"
worden. Zoran ist schwer behindert und lebt seit 28 Jahren bei ihr.
Die besondere Sorge der Zagreber Caritas-Direktorin gilt nicht nur
den Adoptivkindern, sondern allen Not leidenden Kindern. Mehr als
3.600 verwaiste, behinderte oder vom Krieg verstümmelte Kinder
beherbergte und beherbergt Jelena Brajsa - auch als "Mutter
Kroatiens" bekannt - in von ihr gegründeten Einrichtungen der Caritas
Zagreb. Jelena Brajsa hat sich auch durch ihr Eintreten für den
Frieden und die Aussöhnung zwischen den Völkern des ehemaligen
Jugoslawien einen Namen gemacht. Geholfen wird bei der Caritas Zagreb
allen - egal ob Kroaten, Serben oder Muslimen. Davon legt im Film u.
a. der muslimische Hodscha Azmir Durmic Zeugnis ab.
Der Film von Robert Neumüller begleitet Jelena Brajsa durch ihren
beruflichen und privaten Alltag und durch die von ihr erlebte
Zeitgeschichte Kroatiens - vom Ustascha-Regime über Tito und die
jugoslawischen Nachfolgekriegen bis zur Gegenwart, die bestimmt ist
von Konsumgläubigkeit und Werteverlust.
OTS0007 2004-08-02/08:08
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