- 29.07.2004, 11:32:17
- /
- OTS0079 OTW0079
PARAGLEITEN BLEIBT GEFÄHRLICH
Paragleiten zählt zu den Risikosportarten. Im vergangenen Jahr starben zehn Paragleiter. Jährlich fordert das Gleitfliegen 900 Verletzte.
Wien (OTS) - Paragleiten bedeutet fliegen ohne lange Vorbereitung
oder komplizierte Technik. Angaben des Österreichischen Aero-Clubs
zufolge gibt es derzeit rund 8600 Paragleiter in Österreich. Das
Unfallrisiko beim Gleitfliegen ist außerordentlich hoch. Analysen der
Unfallhergänge zeigen, dass die meisten Unfälle auf Fehler der
Piloten zurückzuführen sind.
Jährlich verunfallt jeder zehnte Paragleiter
In den vergangenen drei Jahren mussten jährlich durchschnittlich 900
Paragleiter nach Unfällen im Spital behandelt werden. Somit
verunfallen jährlich rund zehn Prozent aller aktiven Paragleiter. 80
Prozent zogen sich Knochenbrüche zu; jeder zweite (47 Prozent)
verletzte sich an der Wirbelsäule. Das geht aus der
Freizeitunfallstatistik des Instituts "Sicher Leben" hervor.
Jeweils rund ein Drittel der Unfälle ereignet sich beim Start, in der
Landephase und während des Fluges. 78 Prozent der Unfälle sind auf
Thermik-Probleme, Windböen und Turbulenzen zurückzuführen. Diese
Daten wurden aufgrund einer Analyse der an Austro Control gemeldeten
Unfallhergänge gewonnen.
Es sind immer schwere und schwerste Verletzungen, die in Spitälern
behandelt werden müssen. Abstürze aus relativ großer Höhe (fünf bis
15 Meter) ziehen oft schwere Rücken- und Beckenverletzungen nach
sich. Verletzungen an den unteren Extremitäten sind die Folge von
Start- oder Landeunfällen - z. B. Brüche der Sprunggelenke.
Pilotenfehler sind Hauptursache von Unfällen
Häufig kommt es zu Start- und Landefehlern. Unfälle beim Starten
passieren beispielsweise durch seitliche Einklapper oder durch
Stolpern; Stürze am oder knapp über dem Boden sind die Folge. Beim
Landen kommt es beim hohen oder niedrigen Anfliegen, bei falschen
Richtungskorrekturen oder bei Landungen mit Rückenwind zu Unfällen.
Die häufigste Unfallursache ist der so genannte "Einklapper". Beim
"Einklapper" wird das Segel seitlich oder frontal zusammengeklappt.
Wenn der Pilot nun zu wenig oder zu stark gegenbremst, kommt es zum
Strömungsabriss am Segel und der Schirm verliert seine Tragfähigkeit
und klappt ein.
Vor allem "Wenigflieger" sind aufgrund der fehlenden Erfahrung oft
nicht in der Lage, das Wetter (Windschatten mit Turbulenzen und
Abwinden), das Fluggebiet oder die Start- und Landephase richtig
einzuschätzen und bei Komplikationen angemessen darauf zu reagieren.
"Sicher Leben": Paragleiter müssen Ausbildung gewissenhaft
absolvieren
"Paragleiten ist eine Risikosportart. Paragleiter müssen im
ureigensten Interesse entsprechende Ausbildungen gewissenhaft
absolvieren. Es genügt nicht, sich nur das Minimum an Wissen
anzueignen. Nur wer den Sport wirklich beherrscht, kann die Gefahren
besser abschätzen", so Dr. Rupert Kisser, Leiter des Instituts
"Sicher Leben".
Die Grundausbildung für Paragleiter umfasst Theorie
(Paragleiterkunde, Aerodynamik, Flugwetterkunde etc.) und Praxis.
Jeder Kurstyp (Grundschein usw.) hat einen individuellen Lehrplan.
"Eine Kooperation zwischen Österreich und Deutschland stellt seit
1996 den europaweit höchsten Ausbildungsstandard für Flugschüler und
Fluglehrer sicher. Die erworbene Schulbestätigung nach einem
erfolgreich absolvierten Grundkurs ist jeweils drei Jahre gültig: In
dieser Zeit muss ein Sonderpilotenschein erworben werden, der
ebenfalls alle drei Jahre erneuert werden muss", erklärt Kisser.
"Sicher Leben": Komplette Ausrüstung tragen und erprobtes Gelände
wählen
Selbstdisziplin und das Einhalten von Sicherheitsvorschriften stehen
an erster Stelle aller Maßnahmen. Für einen Paragleiter besteht Helm-
und Protektorpflicht für Gurtzeug. Außerdem ist die Überprüfung der
Ausrüstung (Gütesiegel) alle zwei Jahre durch zugelassene Stellen
vorgeschrieben.
Weiteres wird jedem Paragleiter empfohlen, sich mit einem auf die
eigenen Bedürfnissen abgestimmten Gurtzeug und einem Schirm mit
passender Eignung (lt. Eignungsstufen) auszustatten. Zur Ausrüstung
gehören zudem Handschuhe, knöchelhohe Gleitschirmschuhe mit
seitlichem Schutz gegen Umknicken sowie ein Funkgerät.
Kisser: "Angesichts der hohen Zahl an Wirbelsäulenverletzten müssen
verantwortungsbewusste Paragleiter, sogenannte Airbags verwenden, um
den Aufprall und damit die Schwere der Verletzung am Rücken oder
Becken zu mindern. Außerdem empfehle ich jedem Paragleiter, nur
erprobtes Gelände für Flüge zu wählen, sich immer an den
Wettervorhersagen zu orientieren und bei ungünstiger Wetterlage
notfalls lieber einmal auf einen Flug zu verzichten."
OTS0079 2004-07-29/11:32
OTS-ORIGINALTEXT UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | SIL