- 19.07.2004, 10:15:00
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Stadtentwicklung rund um den neuen Bahnhof Wien - Europa Mitte
ÖBB und Stadt Wien präsentieren die Ergebnisse des Expertenverfahrens
Wien (OTS) - Wien. - In einer gemeinsamen Pressekonferenz am
Wiener Südbahnhof präsentierten heute, Montag, Univ. Prof. Dr. Arnold
Klotz, Bereichsdirektor für die Wiener Stadtplanung, und der Leiter
der ÖBB-Bahnhofsoffensive, DI Norbert Steiner, die Ergebnisse des
Expertenverfahrens zur städtebaulichen Entwicklung des Stadtteiles
rund um den geplanten neuen "Bahnhof Wien - Europa Mitte". Im Rahmen
des laufenden Verfahrens soll bis September 2004 von den beiden
Architektenteams Albert Wimmer (Wien) und Hotz / Hoffmann
(Zürich/Wien) der endgültige Masterplan erarbeitet werden. Danach
kommt er als Vorlage in die Stadtentwicklungskommission und mit
Jahreswechsel in den Wiener Gemeinderat.****
Der "Bahnhof Wien - Europa Mitte"
Seit 1989 gibt es Überlegungen zur Errichtung eines zentralen
"Bahnhofes Wien". Grundgedanke ist der Ersatz der beiden Kopfbahnhöfe
Süd- und Ostbahnhof durch einen Durchgangsbahnhof und eine bessere
Verknüpfung von Nahverkehrsangeboten (Schnellbahn, U-Bahn, Busse,
etc.) am Südtirolerplatz.
Mit der Konzentration der beiden bestehenden Kopfbahnhöfe und einer
damit einhergehenden Verlagerung bzw. Neuorganisation
zusammenhängender Funktionalitäten im Bahnbereich werden
Liegenschaften im Ausmaß von rund 55 ha nicht-betriebsnotwendig. Für
diese Liegenschaften sollen wirtschaftlich sinnvolle
Nutzungsmöglichkeiten gefunden, in einem Masterplan (städtebauliche
Studie) dargestellt und schließlich die rechtlichen Voraussetzungen
mit Flächenwidmungs- und Bebauungsplan geschaffen werden. Diese von
der Stadt Wien zugesagte hochwertige Nutzung des Geländes ist auch
eine wichtige wirtschaftliche Voraussetzung für den Bahnhofsbau.
"Durch die Neuordnung Europas innerhalb des EU-weiten
Wirtschaftsraumes gewinnt Wien immer mehr eine zentrale Bedeutung.
Der Bau des neuen Bahnhofes Wien wertet die angrenzenden Stadtgebiete
immens auf und schafft die Möglichkeit fast im Herzen der
Metropolenstadt Wien eine zusätzliche erste Adresse für die
Wirtschaft, den Handel und das Wohnen zu schaffen," betont
Bereichsdirektor Univ. Prof. Dr. Arnold Klotz von der Wiener
Stadtplanung. "Schließlich hat dieses Stadtviertel auch einen
optimalen Anschluss zum Flughafen, zur Bahn und zur Straße".
"Die Optimierung der Umsteigeverbindung in Wien bietet einen immensen
Vorteil für unsere Kunden. Fernreisezüge werden mit dem Regional- und
Nahverkehr in einem großen Gebäude verknüpft. Wenn wir aber auch dazu
beitragen können, dass das Stadtviertel durch Umwidmungen aufgewertet
wird, haben wir den wichtigsten Bahnhof in Wien in bester Lage", so
DI Norbert Steiner, der Leiter der ÖBB-Bahnhofsoffensive.
"Wir begrüßen die Entscheidung der Jury und gratulieren den
Architekten Hotz / Hoffmann und Albert Wimmer zu ihrem Erfolg. Beide
Projekte bieten konkrete Lösungsvorschläge für die Anforderungen der
Österreichischen Post AG. Nun gilt es in der weiteren Bearbeitung
stabile Grundlagen für künftige Realisierungsschritte zu schaffen,
wobei hier die Postliegenschaft aufgrund ihrer zentralen Lage im
Gesamtprojekt besonders zu berücksichtigen sein wird," ergänzt
Geschäftsführer Mag. Martin Kutschera von der Post & Telekom
Immobiliengesellschaft m.b.H.
Das Expertenverfahren
Ein seit März 2004 laufendes zweistufiges Expertenverfahren mit 10
europäischen Architektenteams geht in die Endphase. Die Jury
bestehend aus Vertretern der Stadt Wien, der ÖBB, der Post & Telekom
Immobilien und international anerkannten Architekten haben empfohlen,
dass die jetzt vorliegenden Vorschläge der beiden Architektenteams
Albert Wimmer und Hotz / Hoffmann in den nächsten Wochen zu einem
Masterplan weiterentwickelt werden.
Die Projekte der beiden Architektenteams haben für die Stadtteile
nördlich und südlich des künftigen "Bahnhofes Wien - Europa Mitte"
unterschiedliche Ansätze für die städtebauliche Nutzung. Der
Architekt Albert Wimmer schafft entlang des Gürtels eine
konzentrierte Bebauung, während die Architekten Hotz / Hoffmann auf
einen großen Bahnhofvorplatz bauen. Beide erschließen das südliche
Stadtgebiet vom Gürtel aus über die Fortführung der Argentinierstraße
und der Mommsengasse. Bei Wimmer überspannt eine flache
Dachkonstruktion kundenfreundlich die Bahnsteige und den
Bahnhofsvorplatz, während bei Hotz / Hoffmann eine prägnante
Dachkonstruktion das Entree des Bahnhofes hervorhebt. Das neue
südliche Stadtgebiet wird von beiden Architektenteams mit großzügigen
Grünanlagen geplant, wobei die Anordnung der zukünftigen
Wohneinheiten unterschiedlicher Natur ist.
Zielsetzungen und Erfordernisse der ÖBB
Überlegungen zu einem möglichen Durchgangsbahnhof Wien waren in der
Vergangenheit stark von den Prämissen zusätzlicher Infrastruktur-
und Nahverkehrsangeboten sowie einem weiteren Neubau von der
S-Bahn-Stammstrecke zur Ostbahn (Schweizergarten-Schleife) geprägt.
Im Herbst 2003 wurden darüber hinaus in der Studie von Basler +
Partner (Zürich) Überlegungen auf Effizienzsteigerungen im
Bahnbetrieb im Gesamtbereich Südbahnhof erarbeitet. Die vorhandenen
Betriebsanlagen (Gleise für Personen- und Güterzüge, Verschubfahrten,
Behandlungs-, Reparatur- und Remisenfunktion sowie
Abstellnotwendigkeit in einer Gesamtlänge von 125 km) wurden unter
wirtschaftlichen und betrieblichen Aspekten betrachtet. Bei der
Wirtschaftlichkeitsberechnung wurden erforderliche Adaptierungen im
Infrastrukturbereich (z.B. Erneuerung und Hebung von Bahnsteigen)
ebenfalls berücksichtigt.
Das Ergebnis für die Dimensionierung der Gleise im neuen
Durchgangsbahnhof sieht für die Durchbindung der Linien von der
Südseite zur Ostseite im Fern-, Eil- und Nahverkehr acht
Bahnsteigkanten vor, ergänzt von zwei Bahnsteigkanten für die
Schnellbahn S 80. Weiters zwei Durchfahrgleise für den Güterverkehr
(bzw. Verschubfahrten) sowie eine schrittweise Absiedlung des
Frachtenbahnhofes. Dabei können die Gleiskilometer um 30 % und die
Anzahl der Weichen um ca. 27 % reduziert werden.
Zielsetzungen und Entwicklungsziele für den gesamten Stadtteil
Da der "Bahnhof Wien - Europa Mitte" und die angrenzenden Stadtteile
nacheinander in verschiedenen Zeithorizonten realisiert werden,
müssen die städtebaulichen Nutzungsüberlegungen darauf Rücksicht
nehmen. Das Teilgebiet nördlich des neuen Bahnhofes (Fläche des
heutigen Süd- und Ostbahnhofes inklusive Postgelände) ist vorrangig
für Handel, Dienstleistung und Büronutzung bestimmt. Das südlich an
den Bahnhof angrenzende unmittelbare Bahnhofsviertel (Grenzen sind
die Sonnwendgasse und der Frachtenbahnhof) soll für eine gemischte
Bebauung genutzt werden. Im weitläufigen Gebiet des heutigen
Frachtenbahnhofes Wien Süd sollen zum Bahnkörper hin Gewerbebetriebe
angesiedelt und bis zur Gudrunstraße hin sollen um einen großen
zentralen Park bis zu 4.000 Wohnungen, eine Volks- und Hauptschule
und ein Kindergarten gebaut werden. Je nach Grad der Umsetzung könnte
bis 2025 ein neuer Stadtteil mit 9.000 - 13.000 Einwohnern und 10.000
- 20.000 Arbeitsplätzen entstehen.
Kosten und Zeitplan
Nach dem derzeitigen Ablaufplan ist geplant, den "Bahnhof Wien -
Europa Mitte" in zwei Phasen bis 2008 bzw. 2010 zu verwirklichen.
Derzeit wird von einem Baukostenrahmen von 420 Millionen Euro
ausgegangen, von dem 257,3 Millionen Euro gesichert sind. Dieser
Betrag setzt sich aus den bereits genehmigten Projekten
Schweizergartenschleife, Nahverkehrsmittel, Finanzierungsbeitrag der
Stadt Wien und der Bahnhofsoffensive Wien Süd zusammen. Der noch
offene Betrag von ca. 162,7 Millionen Euro sollte mit einer möglichen
EU-Förderung, Erträge durch Umwidmungen und Finanzierungsmodellen
gedeckt werden. Noch nicht berücksichtigt sind anfallende Kosten für
die Kontaminierung und die Zwischenfinanzierung.
Der September 2004 vorliegende Masterplan wird der
Stadtentwicklungskommission vorgelegt. Bis Ende 2004 soll seitens der
ÖBB, der Republik und der Stadt Wien die Finanzierung des "Bahnhofes
Wien - Europa Mitte" fixiert und der Masterplan dem Wiener
Gemeinderat zur Vorlage gebracht werden. Sollte beides einem
positiven Ergebnis zugeführt werden, könnte Mitte 2007 der Baubeginn
für die Freimachungen des Bahnhofes und der Baubeginn für den ersten
Teil des neuen Stadtteiles Südbahnhof beginnen. In den Jahren 2008
bzw. 2010 würde die Fertigstellung des Bahnhofes erfolgen.
Ausstellung
Im Rahmen einer öffentlichen Ausstellung (freier Eintritt) werden die
eingereichten Pläne des Expertenverfahrens zur Stadtentwicklung rund
um den neuen "Bahnhof Wien - Europa Mitte" präsentiert. Ort: Wien
Südbahnhof (Ausstellungsraum zugänglich von Halle Ost);
Öffnungszeiten: Mo - Fr 10.00 bis 19.00 Uhr vom 19. Juli - 6. August
2004.
OTS0043 2004-07-19/10:15
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