• 19.07.2004, 09:45:54
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Neues Wien Buch: Lieblingsorte der Wiener

Wien (OTS) - Wenn für jemanden ein Ort zum Lieblingsort wird, gibt
es quasi als Taufgeschenk nicht nur eine sentimentale Gefühlsregung,
meist baumelt dann auch noch eine kleine oder größere Geschichte
imaginär umher, die durch Weitererzählung im günstigsten Fall Eingang
in den Lieblings-Kanon der Stadt findet. So gesehen verfügt Wien über
eine ganze Menge an Lieblingsorten, die nun im Falter-Verlag von
Heidi Salome Stift in eifriger Recherche zusammengetragen worden
sind. Die Reise zu den Lieblingsplatzerln der Stadtbewohner ist dabei
nicht selten kulinarisch unterlegt: Sei es das Schweizerhaus im
Prater, die üppigen Speisen im Schutzhaus Zukunft oder, fein
manierlich, die Häppchen im Schwarzen Kameel: Stifts Zusammenschau
überrascht den eingefleischten Wiener zwar kaum, dafür sind die
aufgezählten Orte - zugegeben: die Hinzufügung von Kinos und kleinen
bis mittleren Theaterbühnen ist originell, weil unüblich - bereits
populär genug. Die Qualität dieser Textsammlung, die u.a. das
Jörgerbad in Hernals ebenso ausführlich beschreibt, wie die Alte
Donau, die Arena oder das Palmenhaus im Burggarten, liegt eher in der
jeweiligen Beschreibung, wo Lokalkolorit gepaart mit viel Fachwissen
eine gute Mischung ergeben. Interessant auch die Tatsache, dass die
hier versammelten Orte, obzwar von einer professionellen
Fremdenführerin zusammen gestellt, zwar nicht das
eindeutig-touristische Wien, wie Schönbrunn, Ringtrasse und Hofburg
thematisieren, zugleich aber doch deutlich unterstreichen, wie
semi-touristisch bereits viele Alltags-Orte in Wien geworden sind.

So gesehen fügt sich das neue Buch von Stift nicht nur gut in
die verlageigene Reihe, die u.a. mit Bernd Anwanders "Unterirdisches
Wien" (2000) eine wirklich neue Perspektive für die Stadt erarbeitet
hat, ein, sondern auch in jene wachsende Anzahl von Büchern jüngerer
Journalisten und Autoren, die, in kleiner Form gehalten, "ihre" Stadt
auf's Neue zu entdecken versuchen. Diese neue beiläufige
Stadt-Beobachtung, wie sie auch jüngst Thomas Rottenberg ("Wiener
Stadtgeschichten") publiziert hat, lässt Wien kleiner, zugleich aber
auch fassbarer erscheinen. Zumindest die Erinnerung an die große
Tradition des Wiener Stadt-Feuilletons, dessen Blüte in den dreißiger
Jahren zu Ende ging, scheint nicht zuletzt durch Stifts
"Lieblingsorte der Wiener" wenn auch nicht wieder belebt, so doch in
Erinnerung gehalten. Es gibt sie also wieder, diese Neugierde an der
nächsten Gasse, am überlaufenen, wie auch am verlassenen Ort, den
Riecher für die Besonderheit einer Lokalität, und sei es ein
verlassenes Bürogebäude. Eine Stadt, die solch eine Neugierde trotz
jahrzehntelanger Selbstbeschreibung noch immer bei ihren
Stadt-Benutzern erwecken kann, kann zufrieden in den Sommerurlaub
fahren.

Heidi Salome Stift: Lieblingsorte der Wiener. Ein Führer zu
legendären Orten in der Stadt und deren spannenden Geschichten - am
Wasser, im Grünen, in alten Gemäuern und im Kaffeehaus, Falter Verlag
2004 (http://www.falter.at/ ), 336 Seiten, EUR 25,50

rk-Fotoservice: http://www.wien.at/ma53/rkfoto/

(Schluss) hch

OTS0032    2004-07-19/09:45

OTS-ORIGINALTEXT UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | NRK

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