- 19.07.2004, 09:45:53
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Zum 10. Todestag von Erwin Ringel: "DOKUmente" über den Analytiker der österreichischen Seele
Wien (OTS) - Vor zehn Jahren starb der Wiener Psychiater und
Individualpsychologe Erwin Ringel. Er war der Analytiker der
österreichischen Seele und jahrzehntelang das moralische Gewissen der
Nation. Wolfgang Niedermair beschreibt in "DOKUmente" mit dem Titel
"Die österreichische Seele" am Mittwoch, dem 21. Juli 2004, um 23.15
Uhr in ORF 2 den Lebensweg des Psychiaters und geht der Frage nach,
welche Bedeutung Erwin Ringel heute für Österreich hat.
In der Fachwelt und in der Öffentlichkeit bekannt wurde Erwin Ringel
durch seine Forschungen über den Selbstmord. Er fand eine Reihe von
Gemeinsamkeiten unter Selbstmordkandidaten und formulierte das so
genannte "präsuizidale Syndrom". Er gründete in Wien das erste
Selbstmordverhütungszentrum Europas und baute die erste
psychosomatische Station in Österreich auf. Als seinen größten Erfolg
sah der Mediziner, dass der Vatikan Selbstmördern ein christliches
Begräbnis nicht mehr verweigerte.
Erwin Ringel war ein gläubiger Christ, der die Kirche ebenso hart
kritisierte wie alles, was ihm in Österreich und darüber hinaus
missfiel. Schon als Jugendlicher war er im Widerstand gegen den
Nationalsozialismus aktiv, sogar seine Berufswahl war getragen von
der inneren Überzeugung, "nicht für Hitler sterben zu wollen".
Als seine "neue Rede über Österreich" 1983 im Radio gesendet und im
Jahr darauf in Buchform veröffentlicht wurde, löste er damit ein
Erdbeben aus: Auf einer ganz anderen Ebene als der "Herr Karl" hatte
Ringel den Österreichern einen Spiegel vorgehalten.
Nicht ohne Grund trat der Mediziner wiederholt an die Öffentlichkeit.
Für Erwin Ringel war die Tiefenpsychologie nicht wissenschaftlicher
Selbstzweck, sondern eine der wichtigsten Erkenntnisse unserer Zeit:
"Sie gibt uns ein Werkzeug in die Hand, um uns selbst, aber auch die
anderen besser zu verstehen und die menschliche Gemeinschaft im
Großen wie im Kleinen positiver zu gestalten."
Sich selbst hat Ringel einmal als "Sisyphus" bezeichnet. Er habe
vieles bewegen können, aber es sei ihm häufig nicht gelungen, den
"Stein über den letzten entscheidenden Punkt hinauszuheben".
OTS0031 2004-07-19/09:45
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