Wie sich Benzin- und Dieselpreis zusammensetzen, wer von Erhöhungen profitiert
Wien (ÖAMTC-Presse) - Nettopreis, Mineralölsteuer, Mehrwertsteuer
- Was im Spritpreis steckt, ist für viele Autofahrer
geheimnisumwittert. ÖAMTC-Verkehrswirtschaftsexpertin Elisabeth
Brugger-Brandau bringt Licht ins Dunkel und informiert, wie der Preis
für Diesel und Benzin an der Tankstelle entsteht. "Dann versteht man
auch leichter, wer woran verdient, wenn Sprit teurer wird", sagt
Brugger-Brandau.
* Die erste Spritpreis-Komponente: Der Nettopreis ohne Steuern.
Dieser Betrag besteht aus dem Produktpreis selbst und sämtlichen
Nebenkosten, wie z.B. für Vertrieb und Tankstellenbetrieb. "Der
Nettopreis wird immer montags mit dem EU-Durchschnitt verglichen.
Österreich liegt im Vergleich deutlich höher. Unsere Forderung lautet
daher, Nettopreis absenken auf EU-Durchschnitt", sagt
Brugger-Brandau. Hier steckt bei jeder Erhöhung der Gewinn für die
Mineralölindustrie.
* Die zweite Spritpreis-Komponente: Die Mineralölsteuer (MöSt).
Das macht einen fixen Betrag pro Liter aus. In Österreich beträgt die
Mineralölsteuer seit 1. Jänner 2004 0,417 Euro pro Liter Benzin (alle
Sorten) schwefelfrei und 0,302 Euro pro Liter Diesel schwefelfrei.
"Schwefelhältige Produkte wären theoretisch um jeweils 1,5 Cent
pro Liter höher besteuert, de facto gehen wir aber davon aus, dass
nur mehr schwefelfreier Sprit angeboten wird", erläutert
Brugger-Brandau. Die Gesamteinnahmen aus der Mineralölsteuer hängen
ausschließlich von der Absatzmenge ab. Achtung: Es ist ein weit
verbreiteter Irrtum, dass die Mineralölsteuer ein Prozentsatz ist und
daher bei höherem Spritpreis Mehreinnahmen bedeutet.
* Die dritte Spritpreis-Komponente: 20 Prozent Mehrwertsteuer -
auf alles. Hier freut sich der Finanzminister, wenn die Spritpreise
steigen, weil die Mehrwertsteuer prozentmäßig "mitgeht".
Brugger-Brandau hat aktuelle Höchstpreise (per 7.Mai 2004) in ihre
Komponenten gesplittet:
Superbenzin 95 Oktan:
Bruttopreis an der Tankstelle: 1,059 Euro
davon Mehrwertsteuer: 0,177 Euro
Mineralölsteuer: 0,417 Euro
ergibt den Nettopreis von: 0,465 Euro
Diesel:
Bruttopreis an der Tankstelle: 0,899 Euro
davon Mehrwertsteuer: 0,150 Euro
Mineralölsteuer: 0,302 Euro
ergibt den Nettopreis von: 0,447 Euro
ÖAMTC fordert weiterhin Zweckbindung für
Mineralölsteuer-Einnahmen
Im Bundesbudget 2004 sind 3,45 Milliarden Euro Einnahmen aus der
Mineralölsteuer vorgesehen. Davon werden rund 1,9 Milliarden Euro vom
Pkw-Verkehr aufgebracht. Hinzu kommen 20 Prozent Mehrwertsteuer, das
sind zirka 380 Millionen Euro.
Per 1. Jänner 2004 wurde in Österreich die Mineralölsteuer um
einen Cent pro Liter für Benzin und zwei Cent pro Liter für Diesel
erhöht. Allein daraus ergeben sich bis heute rund 70 Millionen Euro
an Mehreinnahmen für das Budget.
"Bis 1987 waren die Einnahmen aus der Mineralölsteuer
zweckgebunden für Straßenbau und -finanzierung", berichtet
Brugger-Brandau. "Seit die Zweckbindung aufgehoben worden ist, fließt
das Geld in das allgemeine Budget. Die Folgen waren
Finanzierungsprobleme bei der Infrastruktur, die unter anderem in der
Einführung der Vignette mündeten." Der ÖAMTC hat seither wiederholt
die Wiedereinführung der Zweckbindung verlangt.
(Schluss)
ÖAMTC-Pressestelle/Elvira Oberweger
OTS0063 2004-05-10/10:19
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