• 29.03.2004, 13:25:41
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  • OTS0164 OTW0164

Neue Wege bei der Wohnbauförderung

Seit 1. Jänner 2004 ist das neue Wohnbauförderungsmodell in Niederösterreich in Kraft.

Wien (OTS) - Die Forschungsgesellschaft für Wohnen, Bauen und
Planen und die s Bausparkasse präsentieren in einer Studie
alternative Finanzierungsmodelle für den mehrgeschoßigen Wohnbau.

"Hände weg von der Wohnbauförderung!", forderte heute, 29. März
2004, die niederösterreichische Landeshauptmann-Stellvertreterin
Liese Prokop anlässlich der Präsentation der vom Land
Niederösterreich in Auftrag gegebenen Studie "Die Zukunft der
Finanzierung des mehrgeschoßigen Wohnbaus in Niederösterreich". Die
Wohnbauförderung habe sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten von
einem ursprünglichen Ersatz für fehlendes Privatkapital zu einem sehr
vielseitigen Lenkungswerkzeug entwickelt, so Prokop. "Die
Wohnbauförderung ist ein Instrument der Familien-, der Umwelt-, der
Sozial- und der Wirtschaftspolitik geworden. Auf ihre Musik werden
wir im Land nicht verzichten können und werden es auch nicht tun",
versprach die niederösterreichische Politikerin.

Jedes Haus, das in Niederösterreich ab 1.1.2004 mit
Wohnbauförderung gebaut wird, benötigt den NÖ-Energieausweis. Dieser
Energieausweis gibt den Energieverbrauch in Kilowattstunden pro m2
und Heizperiode an - die so genannte "Energiekennzahl". Die neue
Förderung gilt als sozial ausgewogen, da sie die soziale und
familiäre Situation stark einbezieht, mit klaren Schwerpunkten für
Jungfamilien, für jedes Kind, für jeden Behinderten/jedes behinderte
Kind. Auch die "Superförderung" und "Wohnbeihilfe" - also die
direkten Zuschüsse für den Einzelnen - bleiben im
niederösterreichischen Modell aufrecht.

Vor allem setzt die neue NÖ-Wohnbauförderung aber ökologische
Schwerpunkte, dh. je niedriger die Energiekennzahl, desto höher die
Förderung und desto größer die langfristige Ersparnis bei den
monatlichen Energiekosten. Die Förderung eines neuen Eigenheimes ist
ab einer Energiekennzahl kleiner gleich 50 KWh/m2/Jahr möglich. Auch
die neue thermische Sanierung wird bis zu 100 % der anerkannten
Gesamtbaukosten gefördert.

Die beiden Studienautoren Dr. Wolfgang Amann
(Forschungsgesellschaft für Wohnen, Bauen und Planen) und VDir. Dr.
Josef Schmidinger (s Bausparkasse) betonen ebenfalls die
Notwendigkeit der Wohnbauförderung: Österreich fördere mit nur 1 %
des BIP den Wohnbau wesentlich günstiger als zB Deutschland (2,1 %),
Großbritannien (2,6 %) und Schweden (2,7 %), so Amann. "Knapp 80 %
der baubewilligten Wohnungen werden aus Mitteln der Wohnbauförderung
(WBF) kofinanziert. Damit kommt der WBF eminente Bedeutung bei der
quantitativen und qualitativen Steuerung der Wohnungsproduktion zu",
so der Wissenschafter Amann. Mit der mehrdimensionalen Hebelwirkung
der Wohnbauförderung (Zinsreduktion/Liquidität; Lenkungseffekte;
Generationen-Umverteilung; Wirtschaftsförderung) könnte mit
vergleichsweise geringen finanziellen Mitteln enormer
volkswirtschaftlicher Nutzen erbracht werden und deshalb sei sie für
das Land unverzichtbar. "Wer die Wohnbauförderung abschaffen möchte,
riskiert, dass der Staat - und somit auch der Steuerzahler --
letztlich mehr Geld für die Subjektförderung und steuerliche
Förderung ausgeben muss, als er heute für die Wohnbauförderung
aufwendet", so Amann.

Dr. Josef Schmidinger, Chef der s Bausparkasse und
Wohnbau-Experte, erkennt große Chancen in alternativen
Finanzierungsmodellen des österreichischen Wohnbaus. "Durch noch
engere und neuartige Kooperationen zwischen den Ländern und
Finanzdienstleistern, wie etwa den Bausparkassen, könnten finanzielle
Mittel aufgebracht werden, die die Liquidität der Länder als
Förder-Geber wesentlich erhöhen könnten", so Schmidinger. Schmidinger
präsentiert in der Studie ua. das von ihm entwickelte
"Bausparkollektivmodell", bei dem das Land bei einer Bausparkasse
einen Großbausparvertrag abschließt, durch den die Zuteilung von
Einzelbauspardarlehen an die Finanzierungswerber bei Vorliegen der
Förderungsvoraussetzungen gewährt wird. Die Zuteilung der geförderten
Bauspardarlehen erfolgt über die Bank bzw. die Bausparkasse, die die
kreditwirtschaftliche und objekttechnische Beurteilung übernimmt und
dem Kunden beratend zur Verfügung steht. Dies könnte sowohl für
private Bauvorhaben als auch für mehrgeschoßige Wohnbauten umgesetzt
werden.

"Das Land kann auf diesem Wege durch die Festlegung der Verzinsung
in einem gesonderten Bauspartarif, die Höhe der
Finanzierungszinssätze an die Förderungswerber mitbestimmen. Die
Besparung durch das Land erfolgt entsprechend den
Bausparbestimmungen, sodass für die Sparphase eine gegenüber den
herkömmlichen Bauspardarlehen zusätzlich begünstigte
Finanzierungsform angestrebt werden kann", so Schmidinger. Nach
Ablauf der geförderten Phase werde eine Umstellung auf die normale
Bausparverzinsung möglich sein, sodass damit noch immer eine günstige
Wohnbaufinanzierung für die Bewohner zur Verfügung stehe. "Das
Bausparkollektivmodell hat den Vorteil, dass das Land deutlich
weniger Kapital einsetzen muss und nach wenigen Jahren bereits einen
Gutteil des eingesetzten Kapitals wieder zur Verfügung hat. Damit
können die Länder als kurzfristige "Zwischenwirte" eine hohe
Wohnbauleistung sicherstellen und sich als Garantiegeber zur
Absicherung des Systems positionieren", so Schmidinger.

OTS0164    2004-03-29/13:25

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