Präsentation der 58. Alltagsgeschichte - Elizabeth T. Spira porträtiert den längsten Straßenmarkt Europas
Wien (OTS) - Elizabeth T. Spira hat ein neues Stück spannender
"Alltagsgeschichte" verfilmt: Für die jüngste, bisher 58. Ausgabe der
erfolgreichen ORF-Reihe, die erstmals am Freitag, dem 12. März 2004,
um 21.20 Uhr auf dem Programm von ORF 2 steht, drehte die renommierte
Filmemacherin gemeinsam mit Kameramann Martin Petritsch am
Brunnenmarkt in Wien-Ottakring. Gestern wurde "Am Brunnenmarkt" in
den Räumlichkeiten der Cosmos Factory präsentiert. Franz Grabner,
Ressortleiter Dokumentarfilm der ORF-TV-Hauptabteilung Kultur, zum
neuen Spira-Werk: "Die jüngste 'Alltagsgeschichte' ist ein sehr
nachdenklicher, leiser Film geworden über einen wunderbaren Wiener
Mikrokosmos, den viele vielleicht noch gar nicht für sich entdeckt
haben. Elizabeth T. Spira beherrscht das, was das Medium Fernsehen
sehr gut kann, perfekt: Menschen spürbar zu machen und sie zum
Erzählen über sich selbst zu bewegen."
Ottakring: Wo Orient und Okzident aufeinander treffen
Der Brunnenmarkt ist der längste Straßenmarkt Europas - hier treffen
Okzident und Orient aufeinander. Neben alteingesessenen Österreichern
bieten Türken, Bosnier, Serben, Inder, Chinesen und Russen ihre Ware
feil. "Hier am Brunnenmarkt habe ich meine zweite Heimat gefunden",
meint Igor aus Montenegro - "meine erste Heimat ist seit 13 Jahren
verschwunden". "Zu viele Ausländer", klagt hingegen der Wiener Peter
und kauft nur an österreichischen Ständen. Auch Eier, denn "nur
unsrige Eier, und zwar die aus Strebersdorf, haben zwei Dotter, im
Gegensatz zu den 'eindottrigen' Eiern, die von den Türken verkauft
werden". Aydan, der Gemüsestandler, kam vor 34 Jahren aus der Türkei
nach Wien und ist längst österreichischer Staatsbürger. Er macht
keine Unterschiede zwischen Inländern und Ausländern, denn "ich liebe
alle Menschen". Tag für Tag begegnet man im Wirtshaus "Zur Brez'n"
dem 57-jährigen Hafnermeister Ewald, der nach 30 Jahren von seiner
Firma gekündigt wurde. "Ich habe zu viel Zeit, die ich totschlagen
muss. Ich denke über mein Leben nach, saufe mich an und zu Hause tu
ich hirntschechern: dass ich zum alten Eisen gehöre und dass mich
niemand mehr braucht." Die Bosnierin Nadja kam 1992 schwer verletzt
nach Wien - eine Granate hatte sie am Bein getroffen. Durch den Krieg
verlor sie ihren Mann, "meine erste und letzte Liebe". Hier arbeitet
sie als Putzfrau, in ihrer alten Heimat war sie Buchhalterin. "In
meinem Bosnien war ich eine große Dame - hier lebe, überlebe ich
nur." Bei einem Sauerkrautstand macht sich die Wienerin Katharina um
unser aller Zukunft Sorgen: "An einem Sonntagvormittag wird die
Katastrophe kommen und die Russen werden unser Land besetzen." Doch
noch ist Österreich nicht verloren, denn "die Chinesen werden uns
retten - mit ihren kleinen wendigen Panzern".
Die Sendereihe "Alltagsgeschichte" (eine Produktion des ORF,
hergestellt von Cosmos Factory) zählt seit 1985 zu den
erfolgreichsten ORF-Formaten überhaupt, ebenso wie Elizabeth T.
Spiras "Liebesg'schichten und Heiratssachen", die seit 1997 im ORF zu
sehen sind.
OTS0151 2004-02-18/13:08
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