• 10.01.2004, 08:00:00
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Tierpark Herberstein nimmt Weissbüscheläffchen aus Graz auf und rettet ihnen damit das Leben

Graz (OTS) - Illegal gehaltene Tiere wurden vom Amtstierarzt
abgenommen und nach Herberstein gebracht. Ironischerweise strebt
gerade der Aktive Tierschutz Steiermark nun gegen den Amtstierarzt
ein Verfahren wegen Amtsmissbrauches an.

Weissbüscheläffchen (Callithrix jacchus) gehören zoologisch
gesehen zu den Krallenaffen. Mit einem Gewicht zwischen 300 und 360
Gramm und einer Größe von knapp über 20 Zentimetern gehören sie zu
den kleinsten Vertretern der Primaten.
Nichtsdestoweniger sind Weissbüscheläffchen sehr anspruchsvoll. Aus
gutem Grund ist ihre Haltung in Privathand verboten.

Am 20. November 2003 fanden zwei männliche Weissbüscheläffchen,
die einer Grazerin vom Amtstierarzt Dr. Hejny abgenommen wurden, im
Tierpark Herberstein Aufnahme.

Nach eigenen Aussagen strebt der Aktive Tierschutz Steiermark nun
gegen den Amtstierarzt ein Verfahren wegen Amtsmissbrauchs an.

Der Wunsch, exotische Tiere zu besitzen, verleitet häufig zu einem
Spontankauf, ohne vorherige, gründliche Information über Fütterung,
Haltung, Unterbringung, Pflege, weiteren Ansprüchen der Tiere, sowie
der gesetzlichen Lage zum Kauf und zur Haltung der betreffenden
Tiere.

"Weissbüscheläffchen benötigen eine vielseitige, gehaltvolle und
ausgewogene Ernährung, viel Beschäftigung und besondere
Lichtverhältnisse - im Fall dieser beiden Tiere wurde alles fasch
gemacht, was man falsch machen konnte!" erklärt Mag. Andreas
Kaufmann, Direktor des Tierparks Herberstein und gerichtlich
beeideter Sachverständiger für Zoologie und Wildtiere. "Beide Tiere
weisen Mangelerkrankungen des Skelettsystems auf, die typisch für
eine unzureichende Haltung und Fütterung sind, bei einem Tier sind
diese Erscheinungen extrem." so Kaufmann.

Die Diagnose des Herbersteiner Fachtierarztes ist eindeutig:
Osteodystrophia fibrosa - zu deutsch: eine Entmineralisierung der
Knochen aufgrund von Mineralstoff- und Vitaminmangel hat
stattgefunden, wodurch diese porös werden. Die Hinterglied-massen
werden allmählich schwächer, später erscheinen sie wie gelähmt.
"Die Tierhalter sind im allgemeinen völlig ahnungslos und halten die
krummen Beine und den gekrümmten Rücken der Tiere für völlig normal"
weiß Kaufmann aus Erfahrung.

In Herberstein erhält jedes Tier auf seine spezielle Art und
Lebensumstände abgestimmtes Futter, das eine vollkommene Versorgung
der Tiere gewährleistet - im speziellen Fall von Krallenaffen ein
sehr aufwendiger Vorgang, der sehr viel Know-How und
Gewissenhaftigkeit erfordert. Obwohl bei erwachsenen Tieren die
Knochenveränderungen irreparabel sind, kann man durch gezielte
Ernährung unter besonderer Berücksichtigung des Bedarfes der Tiere
insbesondere an Kalzium, Phosphor und Vitamin D, unterstützt durch
Bestrahlung mit UV/B Licht mit hohem Pflegeaufwand doch gut helfen.
Die derzeitigen Kosten für Unterbringung, Betreuung, Fütterung und
Behandlung der beiden Tiere belaufen sich auf rund 75 Euro pro Tag -
bis heute rund 3.500 Euro!

Das vom Aktiven Tierschutz Steiermark angestrengte Verfahren ruft
in Herberstein nur Kopfschütteln hervor!
"Etwas besseres als zu uns zu kommen, hätte den Weissbüscheläffchen
gar nicht passieren können. Dort, wo sie waren, wären sie langsam
aber sicher gestorben!"

Da Weissbüschelaffen unter Artenschutz stehen ist nun auch die
Zollfahndung mit diesem Fall befasst.

OTS0002    2004-01-10/08:00

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