- 05.12.2003, 11:35:14
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ÖAMTC-Test beweist: Herantrinken an 0,5 Promillegrenze mit Alkotestern ist der falsche Weg
Sechs Alkotest-Geräte auf dem Prüfstand des Clubs
Wien (ÖAMTC-Presse) - Der ÖAMTC hat sechs gängige Alkotester unter
die Lupe genommen und auf ihre Tauglichkeit geprüft. Die Ergebnisse
des Tests sind aber nicht mehr als ein Partygag - erwiesen sich doch
die von den Alkotestern "ausgespuckten" Promille-Werte größtenteils
als falsch. Das hat der Vergleich mit einem amtlich geeichten
Alkomat-Gerät der Exekutive offensichtlich gemacht. "Die Geräte
dienen maximal nur zur groben Orientierung des Autofahrers. Die
Abweichungen zum tatsächlichen Promille-Wert waren teilweise enorm",
resümiert ÖAMTC-Verkehrssicherheitsexperte Roman Michalek.
Mit dem Slogan "Rasch und unkompliziert zum exakten Promille-Wert"
werben viele Anbieter von Alkotestern. Tatsächlich rasch und in den
meisten Fällen unkompliziert lieferten beim ÖAMTC-Praxis-Test die
meisten Alkomat-Geräte die Werte. Bei der exakten Auswertung der
Promille-Höhe haperte es allerdings gewaltig. Das zeigte sich anhand
der Promille-Messung bei den Testkandidaten Daniela (24 Jahre, 56 kg,
1,69 m) und Philipp (29 Jahre, 80 kg, 1,83 m). Die Abweichungen vom
niedrigst gemessenen Wert zum höchsten betrugen im Extremfall 0,2
Promille.
"Das schlechte Abschneiden der meisten getesteten Geräte macht
deutlich, dass das Herantrinken an die 0,5-Promille-Grenze schlicht
und ergreifend nicht funktioniert", sagt Michalek. Nicht umsonst
halten sich die Hersteller deshalb schadlos. In allen
Bedienungsanleitungen steht zu lesen, dass z.B. "auch bei
sorgfältiger Anwendung sich Abweichungen zwischen
Atemalkohol-Konzentration und der allein maßgebenden
Blutalkohol-Konzentration ergeben können".
In die Bewertung aufgenommen wurde die Genauigkeit der Werte und
die Handhabung:
* Handalkomat alco-control-CA 2000: Das Gerät misst die
Alkoholkonzentration in der Atemluft. Im ÖAMTC-Test zeigte dieser
Handalkomat kaum niedrigere Werte als das amtlich geeichte
Alkomat-Gerät. Der Unterschied zum Gerät der Exekutive betrug bei
beiden Testkandidaten 0,08 Promille. Die Handhabung des Geräts war
einfach. Preis: 127 Euro. Erhältlich ist das Gerät über das Internet.
* Handalkomat ACS Alert: Dieses Alkomat-Gerät ist in Österreich noch
nicht erhältlich, steht aber vor der Markteinführung und wurde der
Exekutive als Vortest-Gerät angeboten. Gemessen wird die
Alkoholkonzentration in der Atemluft. Dieses Gerät lieferte beim Test
die besten Ergebnisse, die Abweichungen zum Alkomat-Gerät der
Exekutive waren relativ gering. Die höchste Abweichung im Verhältnis
zum geeichten Gerät der Exekutive betrug lediglich 0,04 Promille.
Einziger Kritikpunkt ist die relativ lange "Vorwärmzeit" des Gerätes
von mehreren Minuten. Der Preis für diesen Handalkomaten steht noch
nicht fest. Er wird von Hersteller-Seite mit maximal 1.000 Euro
angegeben.
* Handalkomat SanoMed: Das Gerät funktionierte erst nach mehreren
Fehlversuchen, wodurch mehrere Messungen notwendig waren. Die
Unterschiede zum amtlichen Alkomat-Gerät betrugen mehr als 0,2
Promille. Das Plus des Gerätes liegt bei der Anwenderfreundlichkeit.
Der Preis für dieses Handalkomat-Gerät beträgt 59,80 Euro.
* Dräger Alco-Check 0,5: Die Ergebnisse des Einmaltests mit
Messbeutel waren ungenau. Auch bei geringem Alkoholisierungsgrad
zeigte der Einmaltest einen Wert von über 0,5 Promille an. Um
überhaupt zu einem Ergebnis zu kommen, ist im wahrsten Sinn des
Wortes ein langer Atem notwendig: Der benötigte Kraftaufwand zum
Aufblasen des Messbeutels ist sehr hoch. Preis pro Stück: 4,70 Euro.
* Alktest aus dem Internet: Programm zum Gratis-Download aus dem
Internet. Der Alktest berechnet den Promillewert nach der Eingabe
folgender
Werte: Geschlecht, Körpergewicht, Zeitraum der Alkoholaufnahme sowie
Art und Menge der konsumierten Getränke. Verglichen zum amtlich
geeichten Alkomat-Gerät waren die Ergebnisse sehr hoch. Der
Unterschied zum Alkomaten der Exekutive machte bei Daniela mehr als
0,6 Promille aus. Bei Philipp errechnete das Programm um 0,3 Promille
zuviel. Hier liegt das Plus eindeutig bei der Anwendung, die leicht
und übersichtlich ist.
* Alkotester von firstsite: Der Alkotester für Mobiltelefone versteht
sich laut Anbieter in erster Linie als "Fun Application" und richtet
sich vornehmlich an Jugendliche. Bei der Berechnung der
Blutalkohol-Konzentration werden folgende Parameter berücksichtigt:
Zeitpunkt der Alkoholaufnahme für jedes einzelne Getränk, Gewicht,
Körpergröße, Geschlecht und Alter. Überraschend: Dieser Alkotester
braucht sich hinter den Handalkomaten nicht zu verstecken, die Werte
waren im Vergleich relativ genau. So gab der Alkotester bei Daniela
um 0,16 Promille und bei Philipp um 0,17 Promille zuviel an. Einzig
die Handhabung ist kompliziert und erfordert einiges an Übung. In
Österreich wird die firstsite-Anwendung noch nicht angeboten.
Das Resümee des ÖAMTC-Verkehrssicherheitsexperten Roman Michalek:
"Die Geräte taugen in der Praxis nicht und dürfen nicht zum
Herantrinken angedacht werden. Denn Trunkenheit beginnt nicht erst
bei 0,5 Promille. Schon ab 0,2 Promille Blutalkohol-Gehalt steigt die
Gefahr, dass der Autolenker Situationen falsch einschätzt." Es ist
nicht möglich, dass die genaue Promillezahl nach der Anzahl der
alkoholischen Getränke berechnet wird. Faktoren wie Körpergewicht,
Stress, Tagesverfassung und individuelle Alkoholverträglichkeit
wirken sich maßgeblich auf die Fahrtüchtigkeit nach Alkoholkonsum
aus.
Aviso an die Redaktionen:
Fotos zum ÖAMTC-Alkomat-Geräte-Test finden sich auf der Homepage des
Clubs unter http://www.oeamtc.at/presse/.
(Schluss)
ÖAMTC-Pressestelle/Michael Holzinger
OTS0119 2003-12-05/11:35
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