• 19.11.2003, 12:17:00
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Karlheinz Hackl meldet sich nach schwerer Krankheit zurück

Will im April wieder der alte sein

Wien (OTS) - Karlheinz Hackl meldet sich in einem Interview für
die morgen erscheinende NEWS-Ausgabe zurück. Der Burgschauspieler,
Regisseur, Lehrer, Entertainer und Publikumsmagnet musste sich im
vergangenen April einer lebensgefährlichen Tumor-Operation im Kopf
unterziehen. Nun spricht er in seinem ersten Interview seit der
Krankheit über das Erlittene und über seinen Weg zurück auf die
Bühne.

Hackl, der aus der Rehabilitationsklinik nach Hause zu Ehefrau
Maria Köstlinger Tochter Melanie übersiedeln konnte, über sein
Befinden: "Ich hab ein großes Geschwür gehabt. Das haben sie
weggebracht, und scheinbar dürfte es nicht mehr kommen. Ein Arzt
sagt, wenn es schon sein müsste, so möchte er meine Krankheit haben,
weil sie heilbar ist. (...) Subjektiv geht es mir besser. Ich muss
akzeptieren, was die Leute sagen, die mich jetzt sehen und die
gesehen haben, wie es mir gegangen ist. Offensichtlich ist es kein
Vergleich. Ich mache täglich meine Übungen auf dem Rad, ich gehe viel
in der Natur spazieren, schnell, ohne Stöcke, dazwischen laufe ich
ein bissl, obwohl ich noch wenig Kondition habe. Ich schwitze, und
dadurch wird die Sache besser. Ich kann mich bewegen, ich kann auch
wieder nach links und rechts schauen. Ab dem Knie funktioniert es
noch nicht so richtig. Es geigelt mich, wie man so sagt. Ich bin noch
nicht der Alte. Ich brauch Geduld. Es dauert sicher noch bis April,
bis ich wieder der Alte bin. Meine Frau fährt mich von einem Arzt zum
anderen. Ich bin in chinesischer Behandlung, in homöopathischer, in
schulmedizinischer, ich laufe, fahre Rad. Und doch könnte ich heute
"Cage aux folles" noch nicht spielen. Da lieg' ich im
Orchestergraben."

Nach der Operation im April dieses Jahres, so Hackl in NEWS, sei
er dem Tod näher als dem Leben gewesen: "Ich war mehr drüben als
hier. Eine Lunge hatte schon aufgehört zu arbeiten. Man hat geglaubt,
ich sterbe. Für die Ärzte war es ein wahres Wunder, dass ich
überhaupt noch aufgestanden bin."

Nach harter Rehabilitation wurden vor einem Monat die schweren
Medikamente abgesetzt. -Jetzt geht es mir besser. Meine Frau kümmert
sich aufopfernd um mich. Sie hat Großartiges geleistet und ist auch
heute noch da und hat mich so weit im Lot. Für sie ist es eine
riesige Anstrengung: Sie hat das Kind, drei Jahre alt, das jetzt im
größten Mutteralter ist. Und noch dazu mich, der sich nichts anderes
wünscht, als mit ihr zusammen zu sein. Ich will nicht, dass sie etwas
anderes tut, als um mich sein. Das kann sie natürlich nicht, mit dem
Kind und dem Beruf. Und ich brauche das auch, dass sie den Beruf
ausübt, weil ich nix mehr verdiene. Das ist momentan bitter, aber sie
macht eine schöne Karriere (...) Sie dreht viel und verdient gut, und
das alles ist nicht ganz fair, weil ich sie so brauche in dieser
schweren Zeit."

Hackl dankt für eine Unzahl an Briefen von Publikum und Kollegen.
Er selbst habe wegen der Halluzinationen durch die Medikamente nichts
davon bemerkt. "Ich war unter Medikamenten und habe die ganze Zeit
geglaubt, ich spiele Theater mit dem Voss, und der Zadek führt Regie,
und ich hab mich gewundert, weil er nie gekommen ist. Mit denen hab
ich ja nie arbeiten dürfen, und dementsprechend Spundus hab ich
gehabt und ständig den Text memoriert."

Hackl weiter in NEWS: "Ich stehe nicht über den Dingen. Ich bin
mitten drinnen und kämpfe drum, wieder zurückzukommen. Wenn ich meine
Frau, so wie jetzt im "Liliom", im Fernsehen sehe, denk ich mir: Mein
Gott, wär das schön wieder spielen! Das macht einen depressiv.
Natürlich hadere ich mit dem Schicksal: Warum ich? Und warum gerade
der Kopf? Aber das ist wurscht. Es kommt, wie's will."

Den Attacken gegen "Josefstadt"-Direktor Hans Gratzer - Hackl
hatte an dem Amt selbst Interesse gezeigt - kann er nichts
abgewinnen: "Der Hans hat ja selber Krebs gehabt. Und im ersten
halben Jahr ist jeder neue Direktor auf die Seife gestiegen, auch
Bachler, auch Lohner. Und plötzlich kam der Erfolg. Dem Hans macht
man mehr Probleme, als er sich vielleicht verdienen würde. Man hat ja
nur drauf gewartet. Als alter Hase weiß er das."

Hackls Wünsche nach der Genesung: "Mit meiner Frau und meinen
Kindern zusammen sein, sie glücklich machen - und wieder spielen. Das
wär's. Das andere kommt automatisch. Ich weiß, wo ich zu lernen habe:
im Umgang mit Menschen. Ich bin zu negativ, seh alles nur schwarz -
nicht nur jetzt, auch vorher schon. Die Leute waren schon frustriert
von mir."

OTS0125    2003-11-19/12:17

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