Erster Geschlechtssensibler Kindergarten Wiens wurde evaluiert
Wien (OTS) - Heute, Mittwoch, präsentierte die Wiener
Frauenstadträtin Mag. Renate Brauner den Projektbericht des ersten
geschlechtssensiblen Kindergartens. Die Projektlaufzeit im
Kindertagesheim fun & care in der Brunhildengasse 1A im 15. Bezirk
war von September 1999 bis Juni 2002, seit diesem Zeitpunkt wird das
Kindertagesheim als "Regelkindergarten mit besonderem Schwerpunkt
geführt". Brauner zeigte sich sehr angetan von den positiven
Ergebnissen: "Mit diesem Modellprojekt wurde ein wichtiger Schritt
gesetzt, um die Fixierung auf Geschlechterrollen bereits dort, wo sie
beginnt, in der frühen Kindheit, zum Thema zu machen." Die
Wissenschafterinnen Univ.-Prof. Christiane Spiel und Univ.-Ass. Petra
Wagner kamen zu dem Schluss, dass von einem Effekt der
geschlechtssensiblen Kindergartenpädagogik in der erwarteten Richtung
gesprochen werden könne.****
Auf Initiative der Wiener Frauenstadträtin Renate Brauner, und in
Zusammenarbeit mit dem Frauenbüro der Stadt Wien, MA 57, startete im
September 1999 im Kindertagesheim fun & care in der Brunhildengasse
1A im 15. Bezirk ein völlig neues Kindergartenprojekt: Wiens erstes
Kindertagesheim mit dem Schwerpunkt "Geschlechtssensible
Kleinkindpädagogik". Zielsetzung des Projektes war die Schaffung von
Chancengleichheit für Mädchen und Buben. Brauner denkt aufgrund des
großen Erfolges dieses Modellprojektes an Ausweitung: "Nun sollen
möglichst viele Bildungs- und Betreuungseinrichtungen die
Projektideen aufgreifen und weitere Schwerpunkte setzen damit
Chancengleichheit für Mädchen und Buben ein selbstverständlicher
Bestandteil in der Kindertagesbetreuung wird."
Was ist Geschlechtssensible Pädagogik im Kindergartenalltag?
Geschlechtssensible Pädagogik bedeutet Sensibilität für das
Geschlecht des Kindes, die Kenntnisnahme, dass geschlechtsspezifische
Rollenerwartungen Einfluss auf die Lerngeschichte von Mädchen und
Buben haben und die Ausbildung von Fähigkeiten und Fertigkeiten
beeinflussen sowie bewusst geschaffene Rahmenbedingungen im
jeweiligen Kindertagesheim.
Ergebnisse der Evaluierung
Univ.-Prof.in Christiane Spiel und Univ.-Ass.in Petra Wagner
(Institut für Psychologie, Bereich Bildungspsychologie und
Evaluation, Universität Wien) wurden im Frühjahr 2002 mit der
Evaluation beauftragt. Untersucht wurde, ob mit diesem pädagogischen
Konzept geändertes Rollenverhalten und ein erweiteter
Handlungsspielraum bei den Kindern erzielt werden. Darüber hinaus
sollten Eltern und das übrige soziale Umfeld für Fragen der
Chancengleichheit sensibilisiert werden. Die Ergebnisse: Kinder, die
an der geschlechtssensiblen Kindergartenpädagogik teilgenommen haben,
zeigen weniger geschlechtsstereotypes Verhalten als Kinder ohne
geschlechtssensible Kindergartenpädagogik. Somit kann von einem
Effekt der geschlechtssensiblen Kindergartenpädagogik in der
erwarteten Richtung gesprochen werden. Beim
"Vater-Mutter-Kind"-Spielen beobachteten die Eltern von Töchtern, die
an geschlechtssensibler Kindergartenpädagogik teilgenommen haben,
weniger geschlechtsstereotypes Verhalten. Tendenziell engagieren sich
die Väter des "Geschlechtssensiblen Kindergartens" mehr bei der
Begleitung der Kindergartengruppe auf Ausflügen. Mehrheitlich wurden
die Ziele der geschlechtssensiblen Kindergartenpädagogik nach Meinung
des Personals gut erreicht. Am besten bewertet wurde die
Zielerreichung für die Bereiche Gleichberechtigung und
Sexualerziehung, Wahrnehmung des Körpers und der Gefühle. (Schluss)
hk
OTS0133 2003-10-08/12:07
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