• 18.08.2003, 12:15:29
  • /
  • OTS0078 OTW0078

Traiskirchen-Appell der Diakonie: Verbesserungen nützen allen der Bevölkerung und den Flüchtlingen

Für rasche Verbesserungen im Flüchtlingslager Traiskirchen hat die Diakonie Österreich in einer heutigen Aussendung noch einmal appelliert

Wien (OTS) - Eine verbesserte Situation in Traiskirchen nütze
allen, der Bevölkerung in Traiskirchen und den Flüchtlingen, heißt es
in der Aussendung, ein Ausspielen der Bewohner von Traiskirchen und
den Bewohnern des Lagers schade hingegen allen. Wer die Qualität der
Betreuung für Asylwerber verbessere, habe weniger Asylwerber auf der
Straße, wer überschaubare Strukturen der Unterbringung schaffe, habe
weniger Konflikte, wer sich um die Existenzsicherung während des
Asylverfahrens kümmere, habe weniger mittellose und unversorgte
Menschen, betont die Diakonie. Ohne die Arbeit der österreichischen
Hilfsorganisationen wären hunderte Menschen auf der Straße, ohne die
vermittelnde Arbeit der HelferInnen würden Konflikte nicht eingedämmt
werden, ohne die psychologische Arbeit der NGOs (Non Govermental
Organisations) würden viele gebrochene Schutzsuchende völlig
abstürzen.

Die Politik des Sündenbocks verfahre seit Jahrhunderten gleich:
Eine Personengruppe, die keinen Rückhalt in der Bevölkerung habe,
werde für Versäumnisse der politisch Zuständigen verantwortlich
gemacht. Sie würden zu Schuldigen ihres Schicksals erklärt und
müssten für alle sozialen Fehlentwicklungen herhalten. Weiters würden
sie als Menschen unsichtbar gemacht. Sie würden zu einer anonymen,
dunklen und gefährlichen Masse.

Beispiele dafür gebe es genügend: So sei beim Bombenanschlag auf
Roma in Oberwart zuerst von einer Fehde zwischen den Roma die Rede
gewesen, dann davon, dass alle Autodiebe seien. Marcus Omofuma sei
sofort nach seinem Tod im Flugzeug als Drogendealer denunziert
worden, der erst vor kurzem ums Leben gekommene Seibani Wague sofort
zum Kriminellen gemacht, und jetzt die Tschetschenen als "besonders
aggressiv" abqualifiziert worden.

Um die Situation zu entschärfen unterbreitet die Diakonie
Österreich folgende Vorschläge:

1. Den betroffenen Flüchtlingen sollte ein Gesicht und eine Stimme
gegeben werden. Tschetschenen zum Beispiel seien keine dunklen
gesichtslosen Existenzen, sondern Menschen mit einer ernst
zunehmenden Lebensgeschichte. Sie könnten vom Krieg in ihrer Heimat
erzählen, von den toten Müttern und Söhnen, von ihrem Leben hier in
Österreich.

2. Die Betreuung von AsylwerberInnen sollte verbessert werden, in
Traiskirchen und anderswo. Gesundheitsversorgung, ein Dach überm
Kopf, Konfliktvermeidung, Mediation, kleinere Einheiten der
Unterbringung diene unser aller Sicherheit

3. Zur Bewältigung der vielen Asylverfahren müßten mehr Dienstposten
geschaffen werden. Seit Monaten seien die Asylbehörden unterbesetzt.
Die Beamten würden alleingelassen und könnten die Asylverfahren - wo
es um Entscheidungen um Leben und Tod gehen kann - nicht in der
erforderlichen Qualität durchführen. Man sehe es einem Menschen nicht
an der Nasenspitze an, ob er vor Verfolgung geflohen sei oder "nur"
aus tristen Lebensumständen. Zur Unterscheidung der Gründe gebe es
das Asylverfahren. Wenn jemand einen Asylantrag stelle, dann müssten
seine Fluchtgründe gut geprüft werden. Aufgabe des Asylverfahrens sei
es ja, ArbeitsmigrantInnen von Flüchtlingen nach der Genfer
Konvention zu unterscheiden. Je besser die Qualität der Verfahren,
desto besser sei die Qualität der Asylentscheidungen. Je besser die
Personalausstattung, desto schneller die Asylentscheide.

Rückfragehinweis:
Diakonie Österreich, 01/409 80 01 -14

OTS0078    2003-08-18/12:15

OTS-ORIGINALTEXT UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | EPD

Bei Facebook teilen.
Bei X teilen.
Bei LinkedIn teilen.
Bei Xing teilen.
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel