Joseph Stiglitz erhält Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch
Wien (SK) "Globalisierung darf weder als Schreckgespenst,
noch als etwas Gottgegebenes angesehen werden - Globalisierung kann
und muss von der Politik gestaltet werden", erklärte SPÖ-Vorsitzender
Alfred Gusenbauer Mittwoch Abend anlässlich der Verleihung des
Bruno-Kreisky-Preises für das politische Buch an Nobelpreisträger
Joseph Stiglitz für sein Werk "Die Schatten der Globalisierung".
Globalisierung dürfe nicht nur als globale Integration von Märkten
verstanden werden, sondern "muss vor allem globale soziale
Integration bedeuten, die Gleichheit für Alle schafft", stellte
Gusenbauer klar. Um die Länder des Südens zu unterstützen, sei zu
allererst eine Entschuldung dieser Staaten notwendig. Diese sollte
mit Aus- und Weiterbildungsprogrammen verknüpft werden, damit die
frei werdenden Gelder nicht für Waffen verwendet werden, forderte der
SPÖ-Vorsitzende. ****
"Die Menschen müssen eine Garantie auf sozial gesicherte
Lebensbedingungen bekommen, damit sie die ihnen zustehenden Rechte
ausleben können", erörterte Gusenbauer die sozialdemokratische
Vorstellung einer global gerechten Welt. Es gelte, die Balance
zwischen effektiven Märkten und sozialem Zusammenhalt
wiederherzustellen - "hier muss der Staat als Vermittler wirken um
diesen schwierigen Kompromiss zu ermöglichen". Es erscheine daher
notwendig, so Gusenbauer, dass die globalen Märkte einem gewissen
Regulationsregime unterworfen werden. Vor allem wirtschaftlich
benachteiligte Regionen müssten mittels "Antidumping" einen
verbesserten Zugang zu den Märkten bekommen, die Agrarförderungen in
den USA und Europa sollten überdacht, eine Reform des Schutzes auf
geistiges Eigentum müsse insbesondere im Gesundheitswesen
durchgeführt werden und die Förderung der Good-Governance müsse durch
die Weltgemeinschaft forciert werden, skizzierte der SPÖ-Vorsitzende
die ersten Schritte auf dem Weg in eine global gerechtere Zukunft.
Als "größte Obszönität" bezeichnete Gusenbauer die Tatsache,
dass "das Elend bestimmter Regionen durch CNN und Co immer wieder aus
der täglichen Wahrnehmung gedrängt wird". "Das Sterben geht täglich
weiter", appellierte Gusenbauer an die Verantwortlichen endlich zu
handeln. Ein effektives Monitoring durch die internationalen
Organisationen müsse daher eingesetzt werden, um humanitäre
Katastrophen frühestmöglich erkennen und bekämpfen zu können.
Gusenbauer betonte, dass gerade im Bereich der Sicherheit
eine neue Strategie angedacht werden müsste. Der Irak-Feldzug der
US-Amerikaner und Briten habe gezeigt, dass militärische Aktionen
"weder wirksam sind, noch den Wurzeln des Übels den Sprengstoff
entziehen". "Es ist ein offenes Geheimnis, dass man globale
Armutsbekämpfung forcieren und soziale Mindeststandards etablieren
muss, wenn man dem Terror den Nährboden entziehen will - das ist
bedeutend wirksamer als der Einsatz von Waffen", unterstrich
Gusenbauer. (Schluss) dp
OTS0051 2003-07-24/09:55
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