Ausgabe vom 09.07.2003
Graz (OTS) - Das Reförmchen ist vollbracht, Schwarz-Blau hat
gegen die Stimmen der Opposition neue Ladenöffnungszeiten
abgesegnet. Eine hübsche, typisch österreichische Lösung, mit der
das Leben einstweilen gemächlich weitergeht, die aber sicher nicht
von Dauer ist.
Stück für Stück wurde seit 1989 vom einst betonierten Ladenschluss
um 18 Uhr wochentags und Samstagmittag kleinweise abgetragen. Die
Gewerkschaft versuchte regelmäßig mit dem Argument, es gebe keinen
Bedarf, Liberalisierungen zu verhindern. Eine Leier, die sogar
Wirtschaftskämmerer noch gerne, wenn auch schon kleinlauter, auf-
und abbeten. Längst unbestritten, dass heute der Samstagnachmittag
zu den umsatzstärksten Zeiten aller großen Handelsketten gehört.
Das Argument, mit Restriktionen kleine Greißler schützen zu wollen,
geht schlicht an der Realität vorbei. Glücklich, wer schon heute
sonntags drei Stunden Semmeln verkaufen darf und diese Chance nutzt,
der Umsatz der halben Woche ist gerettet. Und wer nicht will, der
hat schon. Den Betreibern von Tankstellenshops kann es nur recht
sein, wenn sie zum teuren Nahversorger werden.
Den Ball an die Landeshauptleute zu spielen, war von
Wirtschaftsminister Martin Bartenstein billig, Waltraud Klasnic
schickte ihn an Soziallandesrat Kurt Flecker von der SPÖ weiter. Na,
was wird der damit schon machen? Den Ball mit Ehrfurcht drehen und
wenden, um festzustellen, dass er rund ist. Jörg Haider machte
immerhin von vornherein keinen Hehl daraus, alles beim Alten lassen
zu wollen, wobei es in Kärnten abends und sonntags zumindest in
Fremdenverkehrsorten für Touristen was zu kaufen gibt im Gegensatz
zu Wien oder Graz. Die zwei größten Städte Österreichs können sich
ihre Tabu-Zonen, in denen Touristen aus aller Welt staunend bis
fassungslos am Geldausgeben gehindert werden, wahrscheinlich nicht
mehr lange leisten.
Aber sogar echte Rückschritte drohten mit dem Gesetz, sollten Shops
an Bahnhöfen auf 80 Quadratmeter beschränkt werden. Eine
Restriktion, die nun nur für neue Läden gilt.
Der Markt wird´s schon richten: Immerhin dürften Niederösterreich
und das Burgenland aus dem Reigen der Beharrer ausscheren. Und
vielleicht wird die Anziehungskraft einer Shopping City Süd oder
eines Factory Outlet-Center in Parndorf bis in den Süden des Landes
wirken ganz zu schweigen von wesentlich längeren Öffnungszeiten in
Slowenien, Ungarn, der Slowakei und Tschechien und neuerdings auch
im SPD-regierten Deutschland. ****
OTS0245 2003-07-08/20:39
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