Schnelle Hilfe aus der Luft rettete viele tausend Menschenleben
(Wien - ÖAMTC-Presse) - Die Inbetriebnahme des ersten
Notarzthubschraubers vor 20 Jahren wird von vielen als Geburtsstunde
des heimischen Notarztsystems gesehen. Heute zählt Österreich zu den
notfallmedizinisch bestversorgten Ländern der Welt.
Nicht den Patienten so schnell wie möglich ins Krankenhaus,
sondern das Spital - also den Notarzt - so schnell wie möglich zum
Patienten bringen. Diese Erkenntnis hat mittlerweile vielen tausend
Menschen das Leben gerettet und Zehntausende haben sich durch die
rasche und kompetente Intervention der Hubschraubercrew bleibende
gesundheitliche Schäden oder lange Rehabilitationsaufenthalte
erspart. 20 Jahre Notarzthubschrauber: eine Erfolgsstory für die
Entwicklung des österreichischen Gesundheitswesens, ein Segen für
erkrankte und verunglückte Mitmenschen und deren Angehörige.
Das österreichische Rettungswesen ist heute ohne der notärztlichen
Hilfe aus der Luft undenkbar geworden. Vor über 20 Jahren bedurfte es
aber lautstarker Worte, vor allem des Tiroler Univ. Prof. Dr. Gerhard
Flora, um Taten zu setzen. Der ÖAMTC handelte, und am 1. Juli bzw.
1. September 1983 standen die ersten beiden Notarzthubschrauber
Österreichs Christophorus 1 und Christophorus 2 in Innsbruck und
Krems bereit. Dann ging es Schlag auf Schlag. Noch im Herbst
desselben Jahres ging mit Martin 1 in Salzburg auch der erste
BMI-Notarzthubschrauber in Betrieb. 1985 sorgte der
Rettungshubschrauber-Pool des Innenministeriums und des ÖAMTC für
eine flächendeckende Versorgung. Die Berufsbilder "Notarzt" und
"Notfallsanitäter" wurden geschaffen. Im ersten Halbjahr 2001
übernahm der Christophorus Flugrettungsverein die Stützpunkte des
Innenministeriums. ÖAMTC-Flugrettungschef Kurt Noé-Nordberg: "Heute
starten österreichweit von 14 Standorten 18 Hubschrauber zu jährlich
rund 14.000 Einsätzen. Seit 1983 flogen wir bereits über 95.000
Einsätze."
Erfolg durch Kooperation
Neue Vorschriften der internationalen Luftfahrtbehörden und
Sparmaßnahmen des Staates haben 2001 zur Neuordnung der Luftrettung
in Österreich geführt. Initiiert wurde diese Maßnahme durch
Bundesminister Dr. Ernst Strasser. Allein die Anschaffung neuer
notwendiger Maschinen für seine acht Standorte hätten dem Bund
mindestens Millionen Euro gekostet. Die Qualität der Flugrettung zu
verbessern, unter Berücksichtigung der technischen Entwicklung, war
für den österreichischen Innenminister ebenso wichtig wie die klare
Vorgabe, dass Wettbewerbe mit der Gesundheit ausgeschlossen werden
können, die in jedem Fall zu Lasten der Bürger gegangen wären.
Rechtlich basiert die Neuregelung der Flugrettung auf einer
staatsrechtlichen Vereinbarung zwischen den Bundesländern und dem
Bund (§ 15 a), wo im Rahmen eines unentgeltlichen Assistenzvertrages
der ÖAMTC die Leistungsverpflichtungen des Bundes übernimmt und für
Piloten und Fluggerät sorgt. Die notärztliche Besatzung und die
nötige Infrastruktur für eine funktionierende Flugrettung stellen die
Bundesländer.
Für Innenminister Dr. Ernst Strasser liegt der Schlüssel für den
heutigen Erfolg der Flugrettung in der Kooperation mit den Ländern,
dem ÖAMTC und den Rettungsorganisationen Rotes Kreuz, Wiener Rettung
und Bergrettung: "Vor allem aber dem persönlichen Engagement jedes
einzelnen Crewmitgliedes der Notarzthubschrauber ist es zu danken,
dass unser Land eines der besten Luftrettungssysteme der Welt hat."
Flügel für "Gelbe Engel"
Für ÖAMTC-Präsident Werner Kraus zählt die Einführung des
Notarzthubschraubersystems nicht nur als Meilenstein für das
Rettungswesen in Österreich, sondern auch für den Club: "Mit den
Christophorus-Hubschraubern haben wir unsere mittlerweile über
100-jährige Clubphilosophie 'Menschen in Not zu helfen', um eine
überlebenswichtige Einrichtung erweitert. Die 'Gelben Engel' haben
Flügel bekommen."
Dank der hervorragenden Zusammenarbeit mit den Partnern Rotes Kreuz,
Bergrettung und Wiener Rettung sowie in ganz Österreich mit über 250
hochqualifizierten Notärzten, hat die österreichische Flugrettung
einen hohen qualitativen Standard, der jedem Vergleich mit
europäischen Luftrettungsorganisationen standhält. Kraus: "Ohne
Unterstützung der einzelnen Bundesländer, der beiden großen
Versicherungen Generali und Uniqa und der 1,5 Millionen
ÖAMTC-Mitglieder, die jährlich knapp einen Euro ihres Clubbeitrages
der Flugrettung widmen, könnte das soziale flächendeckende
Flugrettungssystem des Christophorus Flugrettungsvereins aber nicht
finanziert werden."
Nach drei Minuten in der Luft
Maximal drei Minuten nach der Alarmierung ist das Team in der
Luft. Im Schnitt vergehen gerade 14 Minuten bis ein
Christophorus-Hubschrauber am Notfallort eintrifft. Prim. Dr. Helmut
Trimmel: "Im Vorjahr wurde tagsüber durchschnittlich alle 20 Minuten
ein Verletzter von einem Notarzt der Christophorus-Flotte versorgt."
Durch die rasche notärztliche Versorgung direkt am Unfallort steigen
die Überlebenschancen des Patienten und auch die Wahrscheinlichkeit,
das Unglück ohne Spätfolgen zu überstehen. Auch der rasche und
schonende Hubschraubertransport in das geeignete Spital wirkt sich
positiv auf die Heilungschancen aus. Galt es früher, den Patienten so
rasch wie möglich ins Spital zu bringen, so hat die Inbetriebnahme
des Notarzthubschraubers ein Umdenken bewirkt.
Tragödien
Die glanzvolle Geschichte von bisher fast 170.000 Einsätzen der
Hubschrauber des Innenministeriums und des ÖAMTC wird aber auch durch
Tragödien getrübt. Bei Hubschrauberabstürzen während des
Rettungseinsatzes starben Dr. Heiko Fill (14. Februar 1988), Dieter
Hahn (14. Februar 1988), Dr. Ursula Schillfahrt (19. August 1992) und
Dr. Gerhard Lederer (17. Juni 1999). Diese Tragödien zeigen in
erschreckender Weise, wie gefährlich der Job der
Notarzthubschrauber-Crews ist. Oft riskieren die Retter aus der Luft
ihr Leben für andere, die sich bewusst und fahrlässig in große
Gefahren begeben, etwa wenn sie absichtlich in gesperrte Skihänge
einfahren.
(Forts.)
ÖAMTC-Presse/Manfred Pfnier
OTS0147 2003-06-12/11:39
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