- 09.05.2003, 16:49:42
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Amerika in Oberwaltersdorf
WirtschaftsBlatt-Kommentar von Peter Muzik
Wien (OTS) - Frank Stronach macht’s möglich: Der schillernde
Austrokanadier holt Mathias Reichhold für eine kolportierte
Jahresgage von 500.000 Euro zu Magna. Damit hat nach Susanne
Riess-Passer, die bei Wüstenrot gelandet ist, auch der frühere
Kurzzeit-Minister endlich einen neuen, reputierlichen Job gefunden.
Stronach, der sich seine eigenen Dienste im Vorjahr mit 35
Millionen Euro abgegolten hat, zeigte immer schon ein Faible für
rot-weiss-rote, aber auch blaue Ex-Politiker: Abgesehen von Franz
Vranitzky, der im Magna-Aufsichtsrat sitzt, engagierte er seinerzeit
den früheren Kärntner Jungstar Karl-Heinz Grasser, der auch heute
noch ein Retourticket besitzen soll, sowie Ex-SPÖ-Geschäfts-führer
Andreas Rudas - den einstigen FPÖ-Klubobmann Peter Westenthaler
brachte er schliesslich bei der Fussball-Bundesliga unter.
Dass sich der urige Selfmade-Millionär aus der Steiermark so gerne
mit einstigen Politgrössen umgibt, wäre im Prinzip eine reine
Privatangelegenheit und ginge eigentlich niemanden etwas an - auch
wenn er dafür noch so astronomische Gagen zahlt. Nur stellt sich halt
die legitime Frage, warum das Frank Stronach gar so gezielt macht,
was er sich davon verspricht und ob daran irgendetwas nicht koscher
sein könnte.
Nun, zunächst einmal steht fest: Nicht jeder ausrangierte
Politiker muss zwangsweise ein Vollkoffer sein, der zu gar nichts und
schon gar nicht zum Manager taugt - manche erweisen sich im späteren
Leben allein dank ihrer Beziehungen als wert- und wirkungsvolle
Führungskräfte. Und sicherlich bringt auch ein Mann wie Reichhold,
der als Biobauer durchaus Erfolge vorzuweisen hat, im Bereich
Weltraumtechnologie und Verkehrsfragen entsprechende Qualitäten mit -
auch wenn er diese als Infrastruktur-Minister nicht schonungslos
offengelegt haben mag. Ob das gleich 500.000 Euro pro Jahr wert ist,
müssen wir ja an dieser Stelle nicht entscheiden.
Dass Stronach laut "News"-Herausgeber Alfred Worm "wie ein
Staubsauger Altpolitiker aller Couleurs aufsammelt", hat wohl primär
mit seinem kosmopolitischen Background zu tun: Was in den USA, wo
zahllose Ex-Politiker bei Konzernen aller Art heftig mitzumischen und
mitzukassieren pflegen, längst üblich ist, das ist für Frankie-Boy
eben gerade gut genug. Deshalb importiert er die amerikanischen
Sitten, die bisweilen an Unsitten grenzen, ins Magna-Headquarter nach
Oberwaltersdorf. Und es ist ihm völlig egal, dass irgendwer auf blöde
Gedanken kommen könnte ...
OTS0252 2003-05-09/16:49
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