- 07.05.2003, 10:47:00
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Ordinationsguide 2: Wiener Versorgung auf Weltstadtniveau
Hohe Ärztedichte und hohes Leistungsspektrum
Wien (OTS) - Anlässlich der Präsentation des neuen Wiener
Ordinationsguides betont Ärztekammerpräsident Prim. MR Dr. Walter
Dorner, dass Wien über eine sehr gute Versorgung im niedergelassenen
Bereich verfüge: "Die medizinische Versorgung ist in Wien auf
Weltstadtniveau, sowohl hinsichtlich der Ärztedichte als auch im
Hinblick auf das gebotene Leistungsspektrum."****
Wien weist definitiv eine sehr hohe Ärztedichte auf: So entfallen
in der Bundeshauptstadt auf 100.000 Einwohner 51,87 niedergelassene
Allgemeinmediziner mit §-2-Kassenvertrag (Gebietskrankenkasse). Der
Schnitt für Gesamtösterreich liegt bei lediglich 48,76. Ähnlich auch
die Situation bei den niedergelassenen Fachärzten mit §-2-Vertrag:
Hier müssen sich österreichweit 100.000 Einwohner auf 33,33
Facharztordinationen aufteilen, während die Wienerinnen und Wiener
auf 51,32 Fachärzte zurückgreifen können.
Dorner: "Diese Zahlen belegen eindeutig, dass im städtischen
Bereich die Ärztedichte viel höher ist als auf dem Land. Deshalb
freuen wir uns auch, dass der von der Wiener Ärztekammer schon lange
geforderte Weltstadtfaktor nun endlich in die Berechnungen der
Gebietskrankenkasse aufgenommen wurde und als zu berücksichtigender
Punkt im ASVG verankert ist."
Hoher Investitionsdruck
Die Sektionsvorsitzende der Fachärzte der Ärztekammer für Wien, MR
Dr. Helga Azem, weiß jedoch, dass es trotz der guten medizinischen
Versorgung einige Problembereiche für die niedergelassenen Ärztinnen
und Ärzte in Wien gibt. Azem: "Durch die technisch auf höchstem
Niveau ausgestatteten Ordinationen, die hohe Ärztedichte und die sehr
gut ausgebildeten Ärztinnen und Ärzte ergibt sich ein hoher
Wettbewerb im niedergelassenen Bereich." Eine Wiener Ordination müsse
technisch sehr gut ausgestattet sein, weil sonst keine Patienten in
die Ordination kämen. Deshalb gebe es in Wien auch kaum noch
"Küchenkammerlordinationen". Azem: "Die Patienten machen ihre
Arztwahl zunehmend vom äußeren Erscheinungsbild einer Ordination
abhängig. Der Investitionsdruck für die niedergelassenen Kolleginnen
und Kollegen ist dadurch enorm."
Durch die großen und hochtechnisierten Krankenhäuser und die
Universitätskliniken seien die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte
in Wien gezwungen, sich mit den neuesten Therapiemöglichkeiten
auseinander zu setzen und den Patienten in den Ordinationen diese
Therapien auch anzubieten. Azem: "Gegenüber der Krankenkasse stehen
die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte unter enormen Druck. Der
Krankenkasse sind viele neue und innovative Therapien zu teuer und
wir sollten diese nach Möglichkeit auch nicht verschreiben." Die
Erwartungshaltung der Patienten sei aber hoch. Alles sollte machbar
sein. "Wir sitzen hier in der Zwickmühle zwischen ökonomischem Druck
der Krankenkassen und den Wünschen unserer Patienten."
80 Cent netto pro Monat und Patient
Ein Beispiel, das die Unternehmensberatung Hübner&Hübner im
Auftrag der Wiener Ärztekammer errechnet hat: Ein Augenarzt bekommt
pro Patient und Krankenschein für drei Monate durchschnittlich 37
Euro brutto von der Wiener Gebietskrankenkasse. Von diesen 37 Euro
entfallen 32 Euro für Betriebskosten, Personalkosten und die Miete
der Ordination. Das heißt, dass dem Arzt pro Patient für drei Monate
fünf Euro brutto vor Steuer übrig bleiben. Bei einer 50prozentigen
Steuerbelastung erhält der Augenarzt pro Patient und Monat 80 Cent
netto. Daraus lässt sich leicht ableiten, wie viele Patienten in
einer augenärztlichen Ordination behandelt werden müssen, um einem
Augenarzt ein Einkommen, mit dem er seine eigene Familie erhalten
kann, zu ermöglichen.
Laut Ärztekammerpräsident Walter Dorner tragen die Maßnahmen der
Bundesregierung aber nichts dazu bei, um die schlechte finanzielle
Situation der Sozialversicherung zu verbessern. "Selbstbehalte, wie
immer sie aussehen mögen, können den enormen Finanzmangel nicht
lösen", betonte der Ärztechef. Eine weitere Ausweitung der bereits
bestehenden Selbstbehalte könne momentan nur ein kleines Finanzloch
stopfen. Das berge aber die Gefahr in sich, dass die Vorsorgemedizin
und die rechtzeitige Diagnose- und Therapiestellung verschleppt
würden. Dorner: "Die nachträgliche Reparaturmedizin kommt dem System
teurer als die Investitionen in Vorsorge und Präventionsprojekte."
Ärzte fordern unterschiedliche Finanzierungsvarianten
Nach Meinung der Ärztekammer sind eine Verbreiterung der
Beitragsgrundlage und Beitragserhöhungen unausweichlich. Endlich
angedacht werden sollten auch die Besteuerung von Tabak und Alkohol
sowie eine Verbreitung der Beitragsgrundlage für Menschen, die
besonders gefährliche Freizeitsportarten betreiben.
Dorner: "Die Sozialversicherungsbeiträge in Österreich haben noch
kein internationales Niveau erreicht." Die niedergelassene
Ärzteschaft übernehme den Hauptteil der Vorsorgemedizin und der
medizinischen Versorgung der Bevölkerung. In der Medizin sei die
persönliche Beziehung zwischen Patient und Arzt der wichtigste Teil
auf dem Weg zur richtigen Diagnose und einer erfolgreichen Therapie.
"Zwischenmenschliche Beziehungen zwischen Arzt und Patient müssen in
den Ordination besser gepflegt werden als in Ambulanzen oder
Krankenhäusern. Dafür brauchen die niedergelassenen Ärztinnen und
Ärzte aber Zeit", betonte Dorner.
Ein Inkasso in den Ordinationen sei für die niedergelassenen
Ärztinnen und Ärzte daher nicht tragbar. Dorner: "Die Patienten
erwarten zu Recht eine gute und personenzentrierte medizinische
Behandlung und Beratung, keinesfalls aber einen Arzt, der seine
Betreuungszeit für Geldeintreiben hergeben muss." (bb/hpp)
(S E R V I C E - Der Ärzteführer "Wiens Ärzte 2003" ist zum Preis
von Euro 9,-- in allen Wiener Trafiken erhältlich. Alle Daten über
Wiens niedergelassene Ärztinnen und Ärzte sind weiters auf der
Homepage der Ärztekammer für Wien http://www.praxisplan.at abrufbar.)
(Schluss)
OTS0091 2003-05-07/10:47
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