- 23.04.2003, 09:35:18
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Fast-Food-Ketten im Ethik-Test des "Konsument"
Langsames Umdenken bei McDonald's. Für andere Weltkonzerne ist Ethik ein Fremdwort. Zwei Drittel der getesteten Ketten verweigern Infos über Zutaten.
Wien (OTS) - Schnellimbiss-Ketten sind bei Alt und Jung beliebt,
jedoch auch heftiger Kritik ausgesetzt. Für "Konsument" Grund genug,
neun in- und ausländische Fast-Food-Ketten auf ethische Kriterien wie
Umwelt, soziale Verantwortung und Informationsoffenheit zu prüfen.
Ergebnis: Marktführer McDonald's liegt im Ethik-Rating - trotz großer
Mängel im Sozialbereich - klar voran. Rund 65 Prozent der Kriterien
werden erfüllt, wobei vor allem der Umweltbereich mit Augenmerk auf
Recyclingmaßnahmen positiv ausschlägt. Drei österreichische Ketten
folgen mit großem Abstand: Pizza Mann, Schnitzelhaus und Pizza
Flitzer. Die restlichen fünf Test-Kandidaten hüllen sich beim Thema
Ethik in Schweigen.
Unerfreulich ist auch die Verschwiegenheit bezüglich der Inhalts-
bzw. Zusatzstoffe der angebotenen Speisen: Sechs von neun Ketten
wollen keine Infos über Zutaten, Nährwert etc. herausrücken. Nur
Pizza Flitzer und Schnitzelhaus verzichten laut eigenen Angaben auf
Zusatzstoffe. Produkte aus biologischem Landbau sind nirgendwo zu
finden.
Früher hagelte es Verleumdungsklagen, wenn Kritiker dem
McDonald's- Konzern öffentlich soziale oder ökologische Verfehlungen
vorwarfen. Heute versucht der Konzern mit Kritikern in einen Dialog
zu treten statt gerichtlich vorzugehen. Die berühmte Fast-Food-Kette
beweist Lernfähigkeit: Statt unangenehme Themen unter den Teppich zu
kehren, geht man in die Offensive und integriert das Thema Ethik in
seine Marketingstrategie. So wurde vor rund einem Jahr der erste
"Report der sozialen Verantwortung" veröffentlicht. Der Bericht
konzentriert sich vor allem auf die Unterstützung von
Wohltätigkeitsprojekten, was aber den Gewerkschaften zu wenig ist. So
beanstandet die internationale Gewerkschaft (IUL), dass sich die
soziale Verantwortung vornehmlich auf karitative Aktivitäten
beschränkt, während den eigenen Arbeitnehmern fundamentale Rechte
vorenthalten werden. In Österreich wird die Situation besser
beurteilt: Gewerkschaftsmitglieder sind in den Filialen keine
Seltenheit, die kollektivvertraglichen Löhne werden eingehalten.
Allerdings gilt dies nur für die eigenen Filialen und nicht für die
Franchise-Betriebe, die hierzulande zu 90 Prozent vertreten sind.
Dadurch entledigt sich der Konzern eines Großteils seiner
Verantwortung, kritisiert "Konsument".
Dafür feiert die amerikanische Tierschutzorganisation PETA (People
for the Ethical Treatment of Animals) schon erste Erfolge bei den
Fast-Food-Ketten. Anfangs erklärte sich McDonald's bereit, die
Mindestanforderungen der Tierschützer zu erfüllen, später auch Burger
King und Kentucky Fried Chicken. Das bedeutet: unangemeldete
Überprüfungen in den Schlachthöfen, wirksame Betäubungsmethoden oder
mehr Lebensraum für Hühner in Legebatterien. Diese Vereinbarung gilt
nur für die USA, doch das Beispiel könnte auch in Europa Schule
machen. In Österreich sehen die geplanten bundeseinheitlichen
Tierschutzbestimmungen jedenfalls eine Kontrolle der Schlachthöfe
durch unabhängige Organisationen vor.
Obwohl der Fast-Food-Riese in ethischen Belangen noch
Nachholbedarf hat, schneidet er besser ab als seine Konkurrenz. Denn
von den US-Ketten, die in Österreich aktiv sind, hat sonst keine
andere am "Konsument"-Test teilgenommen. Burger King, Subway und
Pizza Hut zogen es vor, lieber nicht mit Ethik in Zusammenhang
gebracht zu werden. Auch der deutsche Nordsee-Konzern blieb
schweigsam. Von den heimischen Ketten verweigerte sich nur Wiener
Schnitzelplatzl. Dass die Test-Kandidaten tatsächlich nicht viel zur
Ethik zu sagen haben, belegt ein Blick auf ihre Websites. Mit seinem
im Internet veröffentlichten Sozialreport steht McDonald's allein auf
weiter Flur.
Kritische Verbraucher sollen das nicht hinnehmen und Fragen
stellen, rät "Konsument". Denn gerade Großkonzerne reagieren auf
öffentlichen Druck. Jeder einzelne kann dazu beitragen, indem er die
Homepages der Ketten besucht und dort seiner Kritik Ausdruck
verleiht. Die Internet-Adressen veröffentlicht das Testmagazin in
seiner aktuellen Ausgabe.
Rückfragehinweis:
VKI-Geschäftsführung,
Dipl.Ing. Hannes Spitalsky,
Tel.: 01 / 58877 DW 242.
OTS-ORIGINALTEXT UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | NKI