- 25.03.2003, 17:55:10
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DER STANDARD-Kommentar: "Krieg und Geschäft" (von Erhard Stackl) - Erscheinungstag 26.3.2003
Wien (OTS) - Der wichtigste Hafen des Irak, Umm Kasr, war von den
alliierten Truppen noch gar nicht erobert, da vergab die von der
Regierung Bush mit dem Wiederaufbau der Kriegsregion beauftragte
Behörde USAid bereits den Millionenauftrag zu dessen Reparatur - an
eine amerikanische Privatfirma.
Auf Menschen, die beim Krieg an das Leid der Opfer denken, wirken
dessen wirtschaftliche Folgen und Begleiterscheinungen oft
unerträglich zynisch. Die 75 Milliarden Dollar, die Präsident Bush
nun zur Finanzierung des Irakkriegs vom US-Kongress verlangt,
übersteigen sämtliche Ausgaben in einem Jahresbudget Österreichs. Auf
dem Weltmarkt steigen die Preise für Öl und Gold, die Börsenkurse
schwanken je nach den Nachrichten von der Front. Und obwohl klar ist,
dass der Irak nach dem Krieg wieder aufgebaut werden muss, bleibt
einem angesichts der Kaltschnäuzigkeit, mit der die lukrativen
Aufträge zur Reparatur von Öl- und Verkehrsanlagen nun an US-Firmen
vergeben werden, der Atem weg. Optisch besonders krass ist das
Faktum, dass einer der Hauptprofiteure, Halliburton, von 1995 bis
2000 von Bushs Vize Dick Cheney geleitet worden ist (auch wenn
Sprecher dieses Unternehmens beteuern, dass sie schon viel länger mit
der US-Armee im Geschäft sind).
Die stark in die Militäraktion involvierten Briten, die auf eine
entsprechende Beteiligung am Geschäft nach dem Krieg hofften, sind
über den jüngsten amerikanischen Alleingang schwer verärgert. Premier
Tony Blair, der heute Präsident Bush zu Gesprächen über die Zukunft
des Irak trifft, hat als Konsequenz im Vorfeld bereits angekündigt,
dass beim Wiederaufbau die UNO eine wichtige Rolle spielen müsse. Das
verschafft immerhin dem Plan der EU eine Chance, diesen
Irak-Wiederaufbau durch eine eigene Resolution des
UN-Sicherheitsrates zu regeln. Schließlich werden die Europäer ja
auch zur Finanzierung der Nothilfe für die irakische Bevölkerung
herangezogen werden.
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