- 28.02.2003, 13:50:59
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Skandalöse Uni-Ratsbesetzungen und Nominierungen
Presseaussendung des Forums gegen Antisemitismus und der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (OTS) - Der frühere FP-Wissenschaftssprecher Dr. Martin Graf ist laut der Tageszeitung "Die Presse" (28.02.2003) Anwärter für das Amt eines Forschungsstaatssekretärs. Graf, ehemaliger Abgeordneter der FPÖ zum Nationalrat, ist auch "Alter Herr" der Wiener akademischen Burschenschaft Olympia, welche aufgrund des rechtsterroristischen Hintergrundes vieler ihrer Mitglieder von 1961 bis Anfang der 70er Jahre verboten war und vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) als rechtsextrem eingestuft wird.
Auch mit folgenden Aussagen disqualifiziert sich Graf unserer Meinung
nach für diese verantwortungsvolle Position: "Die heutigen
Staatsgrenzen wurden willkürlich gezogen; das deutsche Volkstum muß
sich frei in Europa entfalten können." (Der Spiegel Nr. 24 vom
9.6.1997, S. 54) Über den 1992 verstorbenen Neonazi und prominenten
Olympen Norbert Burger, dem ehemaligen Vorsitzenden der 1988 wegen
NS-Wiederbetätigung aufgelösten Nationaldemokratischen Partei (NDP)
sagte Graf: "Ich habe Norbert Burger immer geschätzt und tue das auch
über den Tod hinaus." (Format Nr. 21 vom 22.5.2000, S. 50). Auch mit
der Beteiligung Burgers an den Sprengstoffattentaten in Südtirol in
den sechziger Jahren scheint Graf kein Problem zu haben: "Hätte man
nicht zu diesen Mitteln gegriffen, dann hätte es nie ein
Autonomiepaket gegeben." (Format Nr. 21 vom 22.5.2000, S. 50).
Weiters sticht in diesem Zusammenhang die Besetzung der
Universitätsräte Friedrich Stefan, Gerhard Pendl, Udo Losert und
Peter Weiß ins Auge.
Stefan, ebenfalls ein führender "Alter Herr" der rechtsextremen
Wiener Burschenschaft Olympia, wurde in den Rat der Universität Wien
aufgenommen. Auch er macht kein Geheimnis aus seiner Gesinnung. Unter
anderem trat Stefan 1989 als Autor in der Festschrift "Wahr und treu,
kühn und frei! 130 Jahre Burschenschaft "Olympia" in Erscheinung:
"Durch die Folgen des Zweiten Weltkrieges ist das deutsche Volk in
seiner Identität bedroht. Es befindet sich noch immer in der Gewalt
der Siegermächte."(S. 2f). Den Südtirol-Terror von Burschenschaftern
unter der Führung des Neonazis und Bundesbruders Burger bezeichnet
Stefan als "Einsatz für das bedrohte Grenzlanddeutschtum" (S. 4).
Gerhard Pendl, Rat an der medizinischen Universität Wien, ist "Alter
Herr" der Wiener Burschenschaft Oberösterreicher Germanen und Autor
im rechtsextremen Monatsblatt Aula, welcher er 1991 zum 40jährigen
Bestehen gratulierte: "...Die AULA ist eine Zeit- und Streitschrift,
auf die Österreich nicht verzichten kann; sie ist einfach notwendig
in einem Staat, deren monopolistische Meinungsträger in Presse und
Funk als einziger Staat auf dieser Erde ihrem Bürger nicht erlaubt,
sich als Deutscher zu bekennen, ohne daß dieser sich nicht dem
Vorwurf der Widerbetätigung aussetzt - zu jeder anderen Ethnität kann
er sich aber ungerügt bekennen!" (Aula, 9/91, S. 25).
Mit Udo Losert wurde ein weiterer deutschnational Korporierter
(Wiener Grenzlandsmannschaft Cimbria) in den Rat der
Veterinärmedizinischen Universität entsandt. Und Peter Weiß, Rat an
der Linzer Kunstuniversität, hat als Verleger rechtsextremer Autoren
von sich reden gemacht. Darüber hinaus war sein Karolingerverlag
zumindest bis 2001 am W3-Verlag, dem Eigner der rechten Wochenzeitung
Zur Zeit, beteiligt.
Das Forum gegen Antisemitismus und die Israelitische Kultusgemeinde
sind der Ansicht, dass die Besetzung derartiger Ämter eine
sorgfältige und äußerst verantwortungsvolle Aufgabe ist, welcher in
den angeführten Fällen nicht nachgekommen wurde. Daher fordern wir
eine Neubesetzung der oben angeführten Positionen.
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