• 14.02.2003, 10:14:04
  • /
  • OTS0060 OTW0060

Grande Finale für ORF-Inspektor Polt: Von Wehmut (k)eine Spur

Dreharbeiten zur letzten Komarek-Verfilmung auf Hochtouren

 
   Wien (OTS) - Nach dem ersten Mal haben sie ihn nicht besonders
gemocht, den Polt. "Do schau’ ma jo olle aus wia Alkoholika", bekam
Regisseur Julian Pölsler nach der ORF-Ausstrahlung von "Polt muss
weinen" - seiner ersten "Polt"-Verfilmung nach Alfred Komarek - von
einem Pulkautaler zu hören, der zufällig etwas zu tief ins Glas
geblickt hatte. "Aber da zweite, der woar scho bessa", fiel das
Urteil nach der TV-Premiere der derzeit zum Grimme-Preis nominierten
"Blumen für Polt" bereits etwas milder aus. "Polt ist wie in den
Spiegel schauen, gleich in der Früh. Das macht man halt nicht
besonders gern", kommentiert Pölsler." "Alfred Komarek versteht es
wie kaum ein anderer, Menschen zu zeichnen, die wir alle kennen. Und
ich mag die Leute und auch diese Landschaft sehr. In meinen Filmen
geht es mir immer um die Menschen." Drei Romane von Komareks
"Polt"-Reihe, die keine Krimis im klassischen Sinne, sondern viel
mehr leise und liebevolle, aber dennoch schonungslose Milieustudien
einer Weinbauernregion und ihrer Menschen sind, hat Pölsler im
Auftrag von ORF und ARTE bisher verfilmt. Die beiden ersten Fälle mit
Erwin Steinhauer in der Titelrolle des menschelnden, etwas
eigenwilligen Landgendarmen Simon Polt erreichten bei ihrer
ORF-Premiere jeweils rund eine Million Zuseher. Der dritte Film,
"Himmel, Polt und Hölle", steht am Palmsonntag, dem 13. April 2003,
um 20.15 Uhr in ORF 2 auf dem Programm. Seit Ende Jänner drehen
Pölsler, Steinhauer und Co. das Grande Finale: "Polterabend" heißt
der im Buchhandel gerade erst erschiene letzte Krimi von Komareks
Tetralogie, der im Winter spielt und damit das Konzept des "Polt für
alle Jahreszeiten" vollendet. Im turbulenten Treiben am Set im
niederösterreichischen Pulkautal ist in Anbetracht des nahenden
"Polt"-Endes von Wehmut , zumindest derzeit - kaum eine Spur.
 
Auf der Wehmutsskala alles offen
 
"Für Wehmut ist hier keine Zeit. Das Arbeitspensum ist enorm und
außerdem ist es sehr kalt. Bei diesen Temperaturen erfriert jegliche
Wehmut" scherzt Regisseur Pölsler, der auch das Drehbuch zu
"Polterabend" selbst geschrieben hat. Die Arbeitsbedingungen sind
tatsächlich hart: Bis zu 18 Grad minus hatte es während der
Dreharbeiten im Weinviertel schon. "Für mich endet die Arbeit auch
nicht mit dem letzten Drehtag, denn danach folgt ja noch die
Postproduktion. Aber vermutlich werde ich dann ein bisschen wehmütig
werden", mutmaßt der Filmemacher.
Am meisten fehlen wird ihm die Arbeit mit einem großartigen Team:
"Diese Produktion ist vom Input und Engagement her ein Wahnsinn",
lobt Pölsler. "Und man hat selten einen Produzenten, mit dem man so
fruchtbare Diskussionen künstlerischer Natur führen kann", streut der
Regisseur Produzent Wulf Flemming und seiner Teamfilm Rosen.
Dieser zeigt sich schon ein bisschen melancholisch bei dem Gedanken,
dass der "Polt" zu Ende geht. "Es ist einfach ein schönes Projekt
gewesen, aber es war schon immer als Vierjahreszeitenzyklus
konzipiert und deshalb würde ich nicht weitermachen wollen. Einen
Polt 5 wird es niemals geben." Und sehr bescheiden folgt der
Nachsatz: "Ich hoffe darauf, dass wir damit so etwas wie
Fernsehgeschichte schreiben, so im Stil einer ‚Alpensaga’ oder der
Corti-Trilogie 'Wohin und zurück'."
Für Hauptdarsteller Erwin Steinhauer scheint Wehmut kein Begriff zu
sein, ganz im Gegenteil: "Ich empfinde keine Wehmut. Das Projekt ist
mit dem vierten Teil abgeschlossen, so war es immer geplant. Ich bin
grundsätzlich ein Mensch, der froh ist, wenn sich etwas abschließt.
Vielleicht wär’ ich etwas wehmütig, wenn mir die Figur des Polt näher
wäre. Aber die Rolle ist mit privat überhaupt nicht ähnlich, ich bin
nicht so weich", erklärt Steinhauer.
 
Kratzbäume unter sich: Kreativer Disput zwischen Regisseur und
Hauptdarsteller
 
Die Darstellung dieses Weichen, Menschelnden war zwischen Steinhauer
und Regisseur Julian Pölsler auch immer ein großer Diskussionspunkt.
"Es gibt keine solchen Kieberer im wahren Leben, der Polt ist für
mich eine Märchenfigur. Im normalen Polizeialltag könnte er nicht
überleben, keiner würde ihn ernst nehmen", sagt Steinhauer. Doch
dieser weiche Kern, der Polt immer etwas anders ermitteln lässt als
andere Polizisten, war Regisseur Julian Pölsler immer einer der
wichtigsten Aspekte der Figur. "Der Erwin ist mein
Lieblingskratzbaum. Er wollte den Polt immer härter und ich ihn immer
weicher machen. Wir haben darum viele heiße Diskussionen geführt, bei
denen es auch mal lauter werden konnte, aber dennoch blieb es immer
bei einem kultivierten Gesprächsklima im Sinn der Sache. Diese Art
der Kooperation wird mir fehlen. Ich würde gern wieder mit ihm
zusammenarbeiten - vielleicht machen wir einen neuen ‚Terminator’
miteinander" schmunzelt Pölsler.
Dennoch hat Erwin Steinhauer den Polt gern gespielt: "Der größte Reiz
an dieser Figur war für mich gerade diese Kluft, in der Polt sich
bewegt. Die Kluft zwischen dem Beruflichen, den Vorschriften und der
Dorfgemeinschaft, seinen Freunden, unter denen er ermitteln muss. Da
aber diese Kluft jetzt geschlossen ist, ist der Reiz der Rolle auch
nicht mehr gegeben", nimmt der Hauptdarsteller schon Polts Ende
vorweg. Romanautor Komarek lässt seinen Helden in "Polterabend" den
Beruf an den Nagel hängen und führt die Tetralogie dadurch ihrem
natürlichen Finale zu.
 
"Polterabend": Spannendester "Polt" von allen?
 
Nach vier (fast) fertigen "Polt"-Verfilmungen stellt sich nun die
Frage, ob es für die Macher so etwas wie einen Lieblingsfall gibt.
"Für mich war immer der Polt der liebste, den ich gerade gemacht
habe", antwortet Regisseur Pölsler diplomatisch. Erwin Steinhauer
zeigt sich da schon viel entschlossener: "Von allen vier Büchern ist
mir der vierte Polt der liebste, weil’s ein echter Krimi ist. Es ist
das spannendste Verbrechen. Außerdem kommt Simon Polt das erste Mal
über die Grenzen Österreichs hinaus, wenn nicht sogar zum ersten Mal
überhaupt aus dem Pulkautal raus. Er ermittelt in Tschechien und ist
zum ersten Mal in seinem Leben in einem Puff", erzählt Steinhauer.
Angesichts dieses Bekenntnisses verrät der Regisseur dann doch ein
bisschen mehr: "Mich stört gerade am vierten Fall, dass er von allen
am meisten Krimi-like ist. Zum ersten Mal sieht man zum Beispiel
blutige Hände." Doch das "Komarek-Prinzip" ist auch bei "Polterabend"
das gleiche geblieben: "Es gibt keine Mörder beim Polt, aber viele
Schuldige. Es gibt keine Schüsse, keine Explosionen, keine
Actionheros, nur Menschen. Der Polt ist das absolute Gegenmodell zum
gängigen Krimi", erklärt Pölsler. Deshalb ist ihm eine Botschaft
besonders wichtig: "Die heutigen TV-Macher begehen den größten
Fehler, wenn sie glauben, dass das Publikum nicht zwischen langsamen
und langweiligen Filmen unterscheiden kann. Deshalb finde ich es
toll, dass der ORF den Atem hatte, vier solcher Filme am Stück
produzieren zu lassen."
 
Mehr Details zu "Polterabend": Blutige Eisweinlese mit Inspektor Polt
 
Simon Polt hat bei der nächtlichen Eisweinlese des renommierten
Weinhauers Karl Fürnkranz geholfen. Als es ans Pressen der edlen
Trauben geht, machen Polt und seine Freunde jedoch eine grausige
Entdeckung: Der grüne Rebensaft, der aus der alten Weinpresse rinnt,
färbt sich plötzlich rot. Unter der Maische entdeckt Polt einen
Toten: Ferdinand Lutzer, ein ortsbekannter Taugenichts, der sich mit
meist zwielichtigen Gelegenheitsarbeiten durchbrachte. Was ist im
einsam gelegenen Presshaus geschehen?
Als Inspektor Polt im Umfeld des Opfers ermittelt, stellt sich
heraus, dass der von ihm hoch geschätzte Karl Fürnkranz auch zu den
Verdächtigen zählt. Eines Nachts wird Bruno Bartl, das Dorffaktotum,
erfroren aufgefunden. Polt fühlt sich an dessen Tod schuldig, denn
offensichtlich wusste dieser zu viel und wollte sich ihm anvertrauen.
Eine heiße Spur führt Simon Polt ins benachbarte tschechische
Rotlichtmilieu, wo er mit Profigaunern der übelsten Sorte
konfrontiert wird.
Zu den verwirrenden Ereignissen im Rahmen seiner Ermittlungen kommt
noch dazu, dass ein neuer Kommandant den Gendarmerieposten Brunndorf
übernimmt. Der neue Vorgesetzte kündigt mit seinem Neuantritt
lautstark eine radikale Rundumerneuerung an. Für Polts menschelnde
Methoden hat er kein Verständnis.
Mit der ihm eigenen Beharrlichkeit lässt sich Inspektor Polt jedoch
nicht von seinem Weg abbringen. Er hört auf die feinen Zwischentöne,
vertraut auf sein Gefühl und steht zu seinen Zweifeln. Als er dann
von einem albtraumhaften Polterabend erfährt, sieht sich der Gendarm
in fast auswegloser Lage: Einmal mehr muss er feststellen, die wahren
Schuldigen nicht fassen zu können. Da stellt Simon Polt sich die
Frage: "Gibt es ein Leben außerhalb der Gendarmerie?"
 
Dreharbeiten bis Anfang März, ORF-Sendetermin 2004
 
Die Dreharbeiten zu "Polterabend" laufen auf Hochtouren,
voraussichtlich noch bis 7. März 2003. Für die Rolle des Karl
Fürnkranz konnte mit Josef Bierbichler einer der großen Stars des
deutschen Theaters gewonnen werden. In weiteren Episodenhauptrollen
spielen u. a. Burgtheatermime Roland Koch, Newcomer Holger Schober
und Gregor Seberg. An der Seite von Erwin Steinhauer steht außerdem
wieder die "Polt"-Stammbesetzung mit Hans-Michael Rehberg, Karin
Kienzer, Monica Bleibtreu, Nikolaus Paryla, Klaus Ofczarek, Nicholas
Ofczarek, Otto Anton Eder, Wolfram Berger, Fritz Egger, Heinrich
Schweiger u. v. a. vor der Kamera von Fabian Eder. Gesendet wird der
vierte und vorläufig letzte "Polt"-Krimi im Jahr 2004.
 
"Polterabend" ist eine Koproduktion von ORF und ARTE, hergestellt von
Teamfilm, mit Unterstützung des Landes Niederösterreich.
 

Rückfragehinweis: ORF-Pressestelle
Ruza Holzhacker
(01) 87878 - DW 14703
http://tv.ORF.at
http://kundendienst.ORF.at

OTS-ORIGINALTEXT UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | NRF

Bei Facebook teilen.
Bei X teilen.
Bei LinkedIn teilen.
Bei Xing teilen.
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel