- 22.01.2003, 10:27:50
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ÖAMTC hat VW Käfer, Golf II und Golf IV im Vergleich gecrasht
Crashtests der Automobilclubs trugen wesentlich zu Sicherheits-Fortschritt im Autobau bei
Wien (ÖAMTC-Presse) - Darüber, dass Autos über die Jahrzehnte
sicherer geworden sind, besteht kein Zweifel. Um wie viel sie
sicherer geworden sind, zeigt ein aktueller Crashtest, den der ÖAMTC
mit seinen Schwesterclubs durchgeführt hat: Die VW-Modelle Käfer,
Golf II und Golf IV wurden einem direkten Vergleich unterzogen. Die
Ergebnisse der speziellen "Zeitreise" sind teils frappant.
"Nebeneinander gecrasht, offenbaren die drei Pkw-Generationen
deutlich den Sicherheits-Fortschritt im Autobau", sagt
ÖAMTC-Cheftechniker Max Lang. "Heute bedeutet ein Frontaufprall bei
Tempo 64 keine grundsätzliche Lebensgefahr mehr."
Der ÖAMTC und seine europäischen Schwesterclubs führen seit 15
Jahren Crashtests durch. Die veröffentlichten Ergebnisse veranlassen
die Autoindustrie ständig zu Verbesserungen. Der Club war unter der
Federführung von Cheftechniker Max Lang von Anfang an dabei.
Im Vergleichstest wurde untersucht, wie sich das Crashverhalten
bezogen auf das heutige EuroNCAP-Anforderungsniveau im Laufe der
vergangenen 30 bis 40 Jahre entwickelt hat. Außerdem wurden
Fahreigenschaften, Bremsverhalten, Verbrauch, Motor- und
Antriebsverhalten sowie Schadstoffemissionen untersucht. Der
Fortschritt bei der passiven Sicherheit - z.B. Knautschzone,
Sicherheit der Passagiere - konnte dabei eindeutig nachgewiesen
werden.
Achtung, Lebensgefahr: Bei den Crashtests fallen Käfer und
Golf II durch
Beim Frontaufprall mit 64 km/h bieten Käfer und Golf II kaum
Überlebenschancen. Die Fahrgastzellen sind stark deformiert,
Lenkräder und Pedale dringen aggressiv in den Innenraum ein. Mit nur
zwei Punkten schneidet der Golf II sogar noch schlechter ab als der
Käfer (3 Punkte). Beide Fahrzeuge haben Dreipunktgurte, aber noch
keine Airbags. Der Golf IV erreicht hingegen mit 10 Punkten ein
durchschnittliches Ergebnis. Mittleres Verletzungsrisiko gibt es für
den Brustbereich des Beifahrers und die Unterschenkel des Fahrers,
höheres Verletzungsrisiko für die Füße des Fahrers. Airbags sind
mittlerweile Serie.
Beim Seitenaufprall dringt sowohl im Käfer als auch im Golf II die
Seitenwand stark in den Innenraum ein, der Fahrersitz wird bis auf
die halbe Breite zusammengedrückt. Seitenairbags gibt es keine. Der
Käfer bringt es auf 13 Punkte, der Golf der zweiten Generation auf
lediglich 9 Punkte. "Das überraschend bessere Ergebnis beim Käfer
lässt sich in erster Linie durch die höhere Lage der Bodengruppe über
der Fahrbahn und durch die erhöhte Sitzposition erklären", so Lang.
Recht gute Werte fährt der Golf IV in der Seitensicherheit ein: Die
formstabile Seitenwand und Airbags bringen 15 von 16 möglichen
Punkten, für den Pfahltest gibt es zwei Extra-Punkte. Das macht
insgesamt 17 Punkte.
Das Gesamtergebnis im Crashtest:
* Insgesamt 16 Punkte hätten dem Käfer zwei Sterne eingebracht,
doch bedingt durch das lebensgefährliche Verletzungsrisiko gab es
eine Abwertung um 8 Punkte, also einen Stern.
* Ähnlich verhält es sich beim Golf II: 11 Punkte wären zwei
Sterne gewesen, aber wegen der Lebensgefahr wurde auf einen Stern
abgewertet.
* Mit 27 Punkten und vier Sternen erreicht der Golf IV ein recht
gutes Sicherheitsniveau. Vorhandene Lebensrisiken der Vorgänger
wurden beseitigt, die passive Autosicherheit dafür erheblich erhöht.
"Erst bei den ab Ende der 80er Jahre entwickelten Fahrzeugen hat
demnach eine deutliche Verbesserung des Crashverhaltens
stattgefunden", leitet Lang aus den Ergebnissen ab.
Beim Bremsen, Lenken und Überholen machen sich 30 Jahre
Entwicklung bemerkbar
Auch in puncto Bremsverhalten liegen Welten zwischen den drei
getesteten Fahrzeugen. So hat sich aus Tempo 100 der Bremsweg von 55
Meter beim Käfer über 47 Meter beim Golf II auf 42 Meter beim Golf IV
verkürzt. Ist der Käfer beim Bremsen in der Kurve noch besonders
instabil, zeigt sich der Golf IV dank ABS, elektronischer
Bremskraftverteilung und Bremsassistenten recht fahrstabil.
Für stressfreies Fahren und damit für die aktive Sicherheit von
wesentlicher Bedeutung: ausgewogene und unkritische
Fahreigenschaften. Der Käfer (aus der Mexiko-Produktion) ist wegen
seiner Pendelachse und des Heckmotors nach heutigen Maßstäben sehr
instabil, besonders in Kurven. "Abrupt ist vor allem der Wechsel vom
Unter- ins Übersteuern", erläutert Lang, "auf glatter Fahrbahn
besteht ständig die Gefahr des Ausbrechens." Viel besser machte sich
bei den Tests schon der Golf II: Die Fahrstabilität wurde deutlich
verbessert, beim Kurvenfahren untersteuert er gutmütig. Tadellose
Ergebnisse lieferte der Golf IV dank Verbesserungen in Fahrwerk,
Lenkung und insbesondere durch ESP (Elektronische
Stabilitätsregelung).
Die Leistungsfähigkeit beim Überholen war ein weiteres
Prüfkriterium. Ermittelt wurde das Beschleunigungsvermögen von 60 auf
100 km/h. Der Käfer bringt es auf träge 29,4 Sekunden, der Golf II
erreicht mit 14,6 Sekunden bereits nur noch den halben Wert. Der Golf
IV ist mit 13,6 Sekunden trotz deutlich angestiegenem Fahrzeuggewicht
nochmals um eine Sekunde schneller. "Bei der Motorentwicklung konnten
die Leistung und das Drehmoment laufend gesteigert werden", erläutert
Lang.
Schadstoffemissionen von Käfer auf Golf IV um 97 Prozent
reduziert
Sensationell ist die Reduktion der Schadstoffemissionen. Der
Ausstoß konnte vom Käfer im Vergleich zum Golf II um 40 Prozent, zum
Golf IV sogar um sagenhafte 97 Prozent reduziert werden. Dank
Kat-Technologie sowie Verbesserungen bei Gemischbildung und
Ventilsteuerung konnte die Luftbelastung erheblich eingedämmt werden.
Auch die Reduktion des Kraftstoffverbrauchs war von Anfang an ein
wichtiges Entwicklungsziel. Der Benzinverbrauch für 100 Kilometer
Stadtverkehr ging von 9,8 Liter beim Käfer über 8,9 Liter beim Golf
II auf 7,9 Liter beim Golf IV zurück.
Passive Sicherheit wurde mit Crashtests der Automobilclubs
messbar
"Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich die Arbeit der
Automobilclubs gelohnt hat", schließt ÖAMTC-Cheftechniker Lang das
Kapitel Automobil-Ahnenforschung. Anfangs standen die Hersteller den
Crashtests noch misstrauisch gegenüber, heute ist Sicherheit eines
der stärksten Kaufargumente. Die Sterne in den Crashtests der
Automobilclubs trugen das Ihre dazu bei.
Nähere Informationen zum Vergleichstest von Käfer, Golf II und
Golf IV finden sich auf der ÖAMTC-Homepage unter
http://www.oeamtc.at/.
Aviso an die Redaktionen:
Fotomaterial und Grafiken zum Crashtest gibt es im
ÖAMTC-Foto-Service, das Sie auf der Website des Clubs unter
http://www.oeamtc.at/presse/ abrufen können.
(Schluss)
ÖAMTC-Pressestelle/Elvira Oberweger
Rückfragehinweis: ÖAMTC Pressestelle
Tel.: (01) 711 99-1218
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