Die Chirurgische Abteilung am Kaiserin-Elisabeth-Spital soll verlagert werden - International anerkanntes medizinisches Zentrum droht das Aus
Wien (OTS) - Die von Gesundheitsstadträtin Prim. Dr. Elisabeth
Pittermann-Höcker geplante "Spitalsrochade" in Wien könnte das
weltweit renommierte Schilddrüsen-Zentrum im
Kaiserin-Elisabeth-Spital zerschlagen. Den geplanten
Umstrukturierungen zufolge soll die 2. Orthopädische Abteilung
Gersthof in das Kaiserin-Elisabeth-Spital verlagert und die
Chirurgische Abteilung des Kaiserin-Elisabeth-Spitals mit der 2.
Chirurgischen Abteilung des Wilhelminenspitals zusammengelegt werden.
Dagegen wehren sich die Ärztinnen und Ärzte des
Kaiserin-Elisabeth-Spitals, des Orthopädischen Krankenhauses Gersthof
und des Wilhelminenspitals vehement.****
"Würde dieses Konzept wirklich umgesetzt werden, droht das
exzellente Schilddrüsen-Kompetenzzentrum, das Ärztinnen und Ärzte aus
ganz Österreich ausbildet und in der ganzen Welt bekannt ist, zu
zerfallen", warnt Ärztekammerpräsident Prim. MR Dr. Walter Dorner.
Das Haus genieße bei Ärzten und Patienten gleichermaßen großes
Ansehen und sei seit jeher die Anlaufstelle für alle chirurgischen
Problemfälle zum Thema Schilddrüse, so Dorner.
Univ.Doz. Dr. Michael Hermann, Chirurg am
Kaiserin-Elisabeth-Spital und Qualitätssicherungsexperte, spricht
sich gegen das Vorhaben von Gesundheitsstadträtin Pittermann-Höcker
aus, das trotz des momentanen Stops von Bürgermeister Dr. Michael
Häupl noch nicht vom Tisch ist: "Wir haben ein Spital, das sich auf
eine bestimmte Krankheit und deren Behandlung spezialisiert hat,
Forschung auf diesem Gebiet betreibt und Ärztinnen und Ärzte aus
allen anderen Bundesländern in neuen chirurgischen Methoden schult.
Anstatt dieses für Wien mittlerweile zur Institution gewordene Spital
zu unterstützen und zu fördern, bestraft man uns und unsere Patienten
mit einer Minimierung der Bettenanzahl."
Das Kaiserin-Elisabeth-Spital deckt in Wien 54 Prozent aller
Schilddrüsenoperationen ab. Von insgesamt 2333
Schilddrüsenoperationen im Jahr 2001 in den Wiener KAV-Spitälern
wurden 1258 im Kaiserin-Elisabeth-Spital durchgeführt. Hermann: "Wir
konnten anhand der weltweit bisher größten Datenanalyse von 27.884
operierten Schilddrüsenlappen an 16.443 Patienten die
Ergebnisqualität von zwei verschiedenen Operationstechniken
analysieren und vergleichen. Aufgrund dieser Analyse wurde die
erfolgreichere Technik standardisiert und soll nun bei jedem Eingriff
angewendet werden." Die Datenlage sei so gut, daß eines der
bekanntesten internationalen chirurgischen Journale (Annals of
Surgery, Anm.) diese Daten publiziert hat und die Daten seither via
Internet in allen medizinischen Datenbanken als Referenz gelten.
27.884 Operationen sei die größte aktuelle publizierte Fallzahl aus
einem 'Singlecenter', so Hermann.
Ausbildungszentrum für Österreichs Chirurgen
Seit dem Jahr 1993 werden im Kaiserin-Elisabeth-Spital
Operationskurse abgehalten, um die neu etablierten Techniken, wie das
Neuromonitoring (elektrische Stimulation des Stimmbandnervs) zu
erlernen. Aus vielen anderen Krankenhäusern in ganz Österreich kommen
Gastchirurgen nach Wien, wie beispielsweise von der Innsbrucker
Universitätsklinik. Nach einem umfassendem Operationstraining der
dort ansässigen Ärzteschaft wurde die Technik des
Kaiserin-Elisabeth-Spitals von der Universitätsklinik Innsbruck
übernommen. Hermann: "Unser Spital ist Anlaufstelle für Spezialisten
aus ganz Österreich. Wir leisten Pionierarbeit und haben ein
medizinisches Kompetenzzentrum gebildet, auf das wir stolz sein
können. Und nun will sich Stadträtin Pittermann-Höcker den eigenen
Ast absägen, anstatt dieses Referenzspital zu unterstützen."
Auch auf dem Gebiet der Forschung zum Thema Schilddrüse ist das
Kaiserin-Elisabeth-Spital federführend. Hermann: "Die großen
Fallzahlen von Schilddrüsenpatienten waren ein guter Nährboden für
die Forschung und Wissenschaft. Seit jeher vertreten wir das Haus bei
Kongressen mit eigenen wissenschaftlichen Beiträgen, und durch
konsequente internationale Publikationen in den weltbesten
chirurgischen Journalen hat unser Haus Weltruhm erreicht." 2004 soll
auch der Europäische Endokrinologiekongreß vom
Kaiserin-Elisabeth-Spital organisiert werden. "Wir bekommen
internationale Anerkennung für unsere Arbeit, doch im eigenen Land
will man uns die Ressourcen sperren und uns durch undurchdachte
Konzepte die Arbeit erschweren", betont Hermann.
Patientenaufklärung via Spitals-TV
Auch die Aufklärung der Patienten hat im Kaiserin-Elisabeth-Spital
oberste Priorität. Als erstes Spital in Wien wurde zur Unterstützung
der präoperativen Patientenaufklärung ein Krankenhausfernsehen
eingerichtet. Zu jedem beliebigen Zeitpunkt können die Patienten über
einen eigenen Fernsehkanal Informationen über die
Schilddrüsenoperation abrufen. Vermittelt werden die Details des
chirurgischen Eingriffs und eventuelle Risiken der Operationen. Für
Hermann ist das ein Meilenstein in der Patientenaufklärung:
"Patienten sind zu Beginn, aber auch im Verlauf ihrer Erkrankung, in
erster Linie verängstigt und wollen genau über ihre Krankheit und die
verschiedenen Behandlungsmethoden Bescheid wissen. Mittels des
Fernsehkanals können wir alle diese Menschen beruhigen und mit den
notwendigen Informationen versorgen", so Hermann abschließend. (bb)
Rückfragehinweis:
Ärztekammer für Wien - Pressestelle
Dr. Hans-Peter Petutschnig
Tel.: (++43-1) 51501/1223 od. 0664/1014222
Fax: (++43-1) 51501/1289
mailto:hpp@aekwien.or.at
http://www.aekwien.at
Univ.Doz. Dr. Michael Hermann
Tel.: 0699/1333 44 55
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