• 05.12.2002, 12:32:27
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Alternativer Nobelpreis 2002: Visionäre Antworten auf globale Herausforderungen

Auszeichnung für Friedensprojekt in Burundi Wien (OTS) - Bei einer Pressekonferenz in Stockholm wurden heute die Träger des Alternativen Nobelpreises 2002 vorgestellt. Der "Preis für herausragende Leistungen und Visionen im Dienste der Menschheit und des Planeten" geht unter anderem an das, auch von der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit unterstützte Jugendzentrum Kamenge in Burundi. Der mit einer Gesamtsumme von umgerechnet 222.000 EUR (2 Mio. SEK) dotierte Alternative Nobelpreis wird am Montag, 9. Dezember im schwedischen Parlament durch den Stifter des Preises, Jakob von Uexküll, überreicht.

Bild zu OTS - Kids im Jugendzentrum Kamenge in Bujumbura, Burundi

Auszeichnung für verantwortungsvolles und nachhaltiges Handeln

Der "Right Livelihood Award" wurde 1980 durch den
deutsch-schwedischen Schriftsteller und ehemaligen
Europa-Abgeordneten Jakob von Uexküll gestiftet mit dem Ziel,
Menschen und Organisationen zu unterstützen, die Brücken zwischen
Nord und Süd schlagen und nachhaltige Wege zur Bewältigung globaler
Probleme aufzeigen. Der Preis, inzwischen weltbekannt als
"Alternativer Nobelpreis" ist nicht nach Kategorien unterteilt und
wird jährlich an zwei Organisationen und zwei Personen verliehen, die
herausragende Leistungen für Frieden und Umweltschutz, für
Entwicklung und die Stärkung von Benachteiligten, die Wahrung der
Menschenrechte oder den Erhalt von kulturellen und spirituellen
Werten erbracht haben. Unter den bisher Ausgezeichneten finden sich
bekannte Persönlichkeiten wie der israelische Friedensaktivist Uri
Avnery oder der Befreiungstheologe Leonardo Boff und Organisationen
wie die Indigenen-Vereinigung COAMA aus Kolumbien, die - ebenfalls
unterstützt von der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit - den
Erhalt des Lebensraumes Regenwald sichert.

Einsatz für Versöhnung und Demokratie
Das Jugendzentrum Kamenge erhält den Alternativen Nobelpreis für
seine Aktivitäten zur Versöhnung in Burundi, das nach neun Jahren
Bürgerkrieg zwischen den ethnischen Gruppen der Hutus und Tutsis von
bitterer Armut und hoher Gewaltbereitschaft gezeichnet ist. Gerade
der Stadtteil Kamenge, im Norden der Hauptstadt Bujumbura, in dem
das Jugendzentrum heute auch seine Versöhnungsarbeit leistet, war
1994/95 eines der Zentren der gewaltsamen Auseinandersetzungen. Hab
und Gut der Bevölkerung wurde geplündert und die Mehrheit der
Bewohner wurde vertrieben. Kamenge gilt seither als Synonym für die
schrecklichen Folgen des blutigen Konflikts. In diesem verelendeten
Stadtteil hat sich das Jugendzentrum während der letzten Jahre zu
einem Modell für gemeinschaftliche Erziehung von Jugendlichen
unterschiedlicher Ethnien entwickelt. Neben kulturellen und
sportlichen Veranstaltungen bietet das Projekt den Jugendlichen auch
Möglichkeiten zur Fortbildung (Bibliothek, Fremdsprachen, EDV) und
vermittelt grundlegende Menschenrechtsstandards. Zusätzlich werden
Aktivitäten zur Konfliktlösung organisiert, wie z.B. interethnische
Veranstaltungen, und Sommercamps und Kampagnen zur AIDS-Aufklärung
durchgeführt. Ausschlaggebend für die Zuerkennung des Alternativen
Nobelpreises an das Jugendzentrum Kamenge war laut der
internationalen Jury "der unbezähmbare Mut und Wille, mit dem die
Kamenge-Mitarbeiter bewiesen haben, dass auch nach neun Jahren
grausamen Bürgerkriegs ein friedliches Zusammenleben möglich ist."

Österreichisches Engagement in Burundi
Bei ihren Anstrengungen werden die Gründer des Kamenge-Zentrums,
Marino Bettinsolli, Victor Ghirardi und Claudio Marano von der
Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit im Außenministerium
unterstützt. Seit 1998 engagiert sich Österreich für den Wiederaufbau
und die Befriedung des von Krieg und Armut zerstörten Burundi, das
ein Kooperationsland der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit
ist. Einen wesentlichen Beitrag für stabilere Verhältnisse in Burundi
hat dabei der Leiter der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit,
Botschafter Dr. Georg Lennkh geleistet. Als Vorsitzender der
Kommission für Wiederaufbau und Entwicklung war er im Rahmen der 1998
angelaufenen Friedensverhandlungen am Zustandekommen des
Friedensvertrages von Arusha zwischen den Bürgerkriegsparteien
beteiligt, der im August 2000 von den meisten Gruppierungen
unterzeichnet wurde. Nach äußerst zähen Verhandlungen mit der
burundischen Übergangsregierung hat nun am 3. Dezember 2002 eine der
beiden großen noch aktiven Rebellengruppen in einen Waffenstillstand
eingewilligt. Das Abkommen soll mit Ende des Jahres in Kraft treten.
Die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit hat in Burundi den
Wiederaufbau von Wasserversorgung und Schulen in zwei Provinzen
finanziert, ein Projekt zur Verbesserung der Landwirtschaft und
Nahrungsmittelversorgung durchgeführt und arbeitet gemeinsam mit
Partnern wie dem Jugendzentrum Kamenge an Projekten zur Versöhnung
zwischen den Volksgruppen und zur Förderung der Menschenrechte.

Solidarische Antworten auf globale Herausforderungen
Entsprechend der ganzheitlichen Philosophie des Stifters stehen alle
Träger des Alternativen Nobelpreises 2002 für umfassenden Einsatz im
Dienste der Gesellschaft.

So wurde neben dem Kamenge Jugendzentrum die schwedische
Frauenorganisation Kvinna till Kvinna für ihr Engagement gegen
Menschenhandel und ihre Projekte zur Verbesserung der sozialen und
wirtschaftlichen Situation von Frauen in den Balkanstaaten
ausgezeichnet. Der Jurist Martin Almada erhält den Preis für seinen
Kampf gegen Diktatur, Menschenrechtsverletzungen und politische
Gewalt in seiner Heimat Paraguay. Der Ehrenpreis ohne finanzielle
Dotierung geht an den Australier Professor Martin Green für seine
visionäre Forschungsleistung im Bereich der erneuerbaren
Energiequellen.

Jakob von Uexküll sieht in der Auswahl aller dieser Preisträger eine
Antwort auf globale Herausforderungen. "Die gegenwärtige Weltordnung
ist auf Egoismus und Habgier aufgebaut und fördert Intoleranz und
Gewalt. Damit eine funktionierende Weltgemeinschaft entstehen kann,
brauchen wir eine Kultur, die auf Respekt vor dem Leben, auf Vielfalt
und auf Gerechtigkeit ausgerichtet ist. Die Träger des Alternativen
Nobelpreises legen mit ihrer Arbeit die Grundsteine dafür."

OTS-ORIGINALTEXT UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | TRI

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