• 13.11.2002, 11:33:01
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Dreharbeiten zur ORF-Koproduktion "Annas Heimkehr" in Südtirol

Veronica Ferres: "Besondere Mutter-Tochter-Beziehung im Dritten Reich"

Wien (OTS) - Im November einen Film zu drehen, der in allen vier
Jahreszeiten spielt, ist nicht unbedingt einfach: Aber auch das Thema
von "Annas Heimkehr" - so der Titel der ORF-Koproduktion -
beschäftigt sich nicht mit leichter Kost. Die Gemeinschaftsproduktion
von Endemol, Bayerischem Rundfunk, ARTE und ORF, bei der Xaver
Schwarzenberger Regie und Kamera führt, ist ein bewegendes Drama über
die Zivilcourage eines bayerischen Kindermädchens in der NS-Zeit.
Veronica Ferres, deutsche Filmschauspielerin und diesjährige
Buhlschaft bei den Salzburger Festspielen, spielt Anna Schweighofer,
die während des Zweiten Weltkriegs die Tochter ihrer ehemaligen
jüdischen Arbeitgeber vor den Nazis rettet, indem sie die kleine
Franziska Goldberg als ihr eigenes uneheliches Kind ausgibt. Mit
allen Mitteln kämpft die junge Frau, auch gegen die eigene Familie,
drei Jahre lang um das Leben des kleinen Mädchens - 2003 im ORF zu
sehen.

Eine ungewöhnliche Charakterrolle mit viel Verantwortung

"Es ist ein neuer Ansatzpunkt, die Thematik des Dritten Reichs zu
erzählen. Aber das NS-Thema ist nicht das Hauptthema dieses Films.
Vielmehr geht es hier um eine besondere Mutter-Tochter-Beziehung",
erzählt Veronica Ferres im Rahmen eines Pressetermins bei den
Dreharbeiten im Südtiroler Vinschgau. "Anna ist eine deutsche
Hausangestellte in einem jüdischen Haushalt im Dritten Reich. Sie hat
die Tochter ihrer ehemaligen Arbeitgeber, die kleine Franzi,
großgezogen und als die Eltern von den Nazis deportiert werden,
gelingt es Anna, das Kind zu verstecken. Plötzlich steht sie mit
einer kleinen Ziehtochter da: Sie verleugnet ihre Vergangenheit und
geht in ihr Heimatdorf zurück, obwohl sie mit ihrer Familie gebrochen
und geschworen hatte, nie wieder zurückzukehren", so Ferres über die
Handlung des Films.
In der Rolle der Anna sieht die vielseitige Schauspielerin eine
besondere Herausforderung: "Das ist eine ungewöhnliche
Charakterrolle, die viel Verantwortung mit sich bringt und besonderer
Vorbereitung bedarf. Die Verantwortung sieht Ferres darin, etwas zu
produzieren, das "als Warnung für weitere Generationen verstanden
werden soll. 'Annas Heimkehr' ist ein Film in Erinnerung an jene
Menschen, die damals gestorben sind, für ganze Generationen, die
zerstört wurden. Es ist ein Film gegen das Vergessen. Man darf
niemals vergessen. Diese Anna gab es damals nicht, aber es hat sicher
viele Annas gegeben, die auch den Mut hatten, sich in einer solchen
Zeit für einen normalen humanitären Umgang einzusetzen. Deshalb ist
die Anna im Film auch keine Heldin für mich." Dass ihr Herz an diesem
Projekt hängt, betont Ferres mehrfach. "Ich bin auf der Suche nach
solchen Stoffen, die einen politischen und humanitären Hintergrund
haben. Leider gibt es viel zu wenig davon."
Für Regisseur und Kameramann Xaver Schwarzenberger, mit dem die
Ferres schon zum fünften Mal zusammenarbeitet, ist "Annas Heimkehr"
"... eine moralische Demonstration, wie Menschen sein könnten und
auch waren. Und es gibt sicher viele Definitionen dafür, dass ein
Mensch ein Mensch ist, in diesem Fall ist es jemand, der nicht
davonläuft." Drei Gründe, warum ‚Annas Heimkehr" ein sehenswerter
Film wird, sind für den Regisseur, "dass er menschlich berührend,
glaubwürdig und glaubhaft ist und nicht zuletzt einen Wert
vermittelt, ohne zu belehren".

Ferres: "Ein Film voller Entbehrungen" - fünf Kilo abgenommen

Auch wenn das Thema sehr ernst ist und die Arbeitsbedingungen Härte
erfordern, machen die Dreharbeiten Veronica Ferres Spaß: "Der Film
spielt in allen Jahrszeiten, was auch bedeutet, dass ich - wie
zuletzt - bei vier Grad Celsius im dünnen Kleidchen Sommerszenen
drehen muss. Da spürt man die Naturgewalt und die Entbehrungen." Dies
zu spüren ist ihr sehr wichtig: "'Annas Heimkehr' ist ein Film voller
Entbehrungen: Anna muss ihre eigenen Bedürfnisse verleugnen, um das
Kind durchzubringen. Und so habe ich, wie in jedem Film, auch hier
einen Tick entwickelt, den ich durchziehe. Ich esse kaum etwas, und
was ich esse, ist sehr gesund. Das ist mir wichtig, um die
Entbehrungen der Zeit zu spüren. Und ich will, dass man diese
Entbehrungen in meinem Gesicht sieht." Der Erfolg ist Veronica Ferres
bereits anzusehen: Sie hat schon fünf Kilo abgenommen, langsam treten
ihre Wangenknochen stärker hervor.
Abgesehen von der interessanten Geschichte und Rolle wollte Veronica
Ferres auch wieder mal mit Xaver Schwarzenberger zusammenarbeiten:
"Für mich ist er ein Traum von Regisseur", streut sie ihm Rosen. Für
Schwarzenberger war die Ferres von Anfang an die "Traumbesetzung".
Gemeinsam haben die beiden für das Projekt gekämpft: "Wir sind schon
gute zwei Jahre dran", erzählt Schwarzenberger. "Ich wollte diesen
Film schon wesentlich früher machen, er war sogar schon lange vor dem
Hofer-Film im Gespräch. Leider war die Finanzierung kompliziert, aber
letztendlich ist es gelungen."

Aus Südtirol wird Bayern

Noch bis Anfang Dezember dauern die Dreharbeiten zu "Annas Heimkehr":
Bis zum 21. November wird noch in Glurns und Umgebung gedreht, wo
schon große Fernsehproduktionen wie der Vierteiler "Verkaufte Heimat"
von Karin Brandauer und Gernot Friedel, aber auch einige
Schlachtenszenen von Schwarzenbergers Andreas-Hofer-Film entstanden.
"Wir sind mit unserer Produktion hierher gekommen, weil in Bayern
kein Dorf zu finden war, das nicht hergerichtet ist und somit auch
nicht die Zeit der frühen vierziger Jahre vermitteln kann. Außerdem
ist es ein bisschen billiger, hier zu drehen. Es war eine ökonomische
und künstlerische Entscheidung, aus Südtirol Bayern zu machen",
begründet Schwarzenberger die Wahl des Drehorts. Nach dem
Südtirol-Dreh geht es zurück nach München, wo bereits zu Beginn der
Dreharbeiten schon einmal gefilmt wurde.

ORF-Sendetermin 2003

An der Seite von Veronica Ferres verkörpert die zehnjährige Julia
Krombach, die aus einem speziellen Kindercasting erfolgreich
hervorging, Annas jüdische Ziehtochter Franzi. In weiteren
Hauptrollen stehen in "Annas Heimkehr" Julia Stemberger, Herbert
Knaup, Erni Mangold, Karl Markovics, Jens Harzer ("Tod" bei den
Salzburger Festspielen 2002), Tommy Schwimmer und Veronika Fitz noch
bis 2. Dezember vor der Kamera. Im ORF wird der Fernsehfilm, zu dem
Herbert Knopp - seines Zeichens Autor, ehemaliger Filmproduzent und
Dramaturg - das Drehbuch verfasst hat, 2003 zu sehen sein.

"Annas Heimkehr" ist eine Endemol-Filmproduktion in Koproduktion mit
dem Bayerischen Rundfunk, ARTE und ORF, gefördert mit Mitteln des FFF
Bayern.

Mehr zum Inhalt

München, 1942: Anna Schweighofer (Veronica Ferres) ist zu Besuch bei
ihren ehemaligen Dienstgebern, der jüdischen Familie Goldberg (Andrea
Eckert, Götz Spielmann). Deren Koffer sind gepackt, die Flucht nach
England steht unmittelbar bevor. Während Anna die zehnjährige Tochter
der Goldbergs, Franziska (Julia Krombach), ins Bett bringt und sie in
den Schlaf singt, dringt die Gestapo in die Wohnung ein, verhaftet
Herrn und Frau Goldberg. Anna gelingt es, Franziska und sich selbst
in Sicherheit zu bringen. Am nächsten Tag fahren die beiden in Annas
Heimatdorf Drachselreuth. Dort gibt sie Franziska als ihre eigene,
außereheliche Tochter aus, eine Geschichte von der sie hofft, man
würde sie ihr umso eher glauben, als Anna seit Jahren den Kontakt zu
ihrer Familie vollständig abgebrochen hat, weil sie mit ihrem Bruder
Toni (Herbert Knaup) nicht um das Erbe streiten wollte. Der ist, als
Besitzer des einzigen Wirtshauses, zum Bürgermeister und
Ortsgruppenleiter aufgestiegen. Und natürlich will er von Anna, die
er eher widerwillig und vor allem auf Fürsprache seiner Frau Helene
(Julia Stemberger) aufnimmt, immer wieder wissen, wer denn nun der
Vater des Kindes sei. Dies umso mehr, als sich Franzi, die sich nur
mühevoll in das neue Leben einfindet, sehr oft recht seltsam benimmt.
Anna, in ständiger Angst, dass Franzis wahre Identität entdeckt wird,
kann ihre Familie zunächst mit Lügen hinhalten und Toni schließlich
sogar dazu bringen, einen Pass mit dem Nachweis arischer Abstammung
für Franzi zu organisieren.
Aber auch Sturmbannführer Brunner (Karl Markovics), der Anna aus
früheren Tagen kennt - damals war er Aushilfskellner und hat sich in
Anna verliebt - forscht intensiver nach Franzis Herkunft, als Anna
lieb sein kann. Als dann noch Annas früherer Verlobter Kurt (Jens
Harzer) auf Kriegsurlaub nach Hause kommt und argwöhnt, Franzi könnte
seine Tochter sein, scheint es kaum noch möglich, das wackelige
Lügengebäude aufrecht zu halten. Das Leben von Anna und Franzi steht
auf dem Spiel: Doch Anna kämpft mit allen ihr zur Verfügung stehenden
Mitteln.

Rückfragehinweis: ORF-Pressestelle
Ruza Holzhacker
(01) 87878 - DW 14703
http://tv.ORF.at
http://kundendienst.ORF.at

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