- 07.10.2002, 09:38:14
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Alte Schmiede: "Schöne Tage" von Franz Innerhofer
Wien (OTS) - Mindestens zwei Mal in seinem Leben sorgte der
Schriftsteller Franz Innerhofer für alllergrößtes Aufsehen: In den
70er Jahren, als der bis dahin völlig unbekannte Autor binnen weniger
Jahre seine Trilogie "Schöne Tage" (1974), "Schattseite"(1975) und
"Die großen Wörter" (1977) der Öffentlichkeit vorlegte und damit die
seinerzeitige Anti-Heimatliteratur "mitbegründete" und dann in den
Jännertagen des heurigen Jahres, als seine Todesmeldung, Ursache
Selbstmord, durch die Gazetten ging. Klaus Kastberger schrieb erst
kürzlich in der "Presse", dass damals, in den 70er Jahren, mit
Innerhofers Werken ein Meteor in den deutschsprachigen
Literaturbetrieb eingeschlagen sei, ein Bild im Übrigen, welches
später in den 90er Jahren noch einmal für den ebenso autark lebenden
und 1994 verstorbenen Schriftsteller Werner Schwab gefunden werden
sollte. Die nach Innerhofers Ableben publizierten Nachrufe im
deutschsprachigen Feuilleton unterstrichen die Fremdheit und
Isolation jenes Franz Innerhofers, der mit seinen stark
autobiographischen Schilderungen des bergbäuerlichen Lebens im
Salzburgischen für internationale Furore gesorgt hatte. Zugleich
merkten viele kritische Stimmen die überzogene Schnelligkeit des
Literaturbetriebes an, der Persönlichkeiten wie Innerhofer - an
dieser Stelle wäre auch Gernot Wolfgruber exemplarisch zu nennen -
keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt hätte, nachdem "der Mohr seinen
Dienst erledigt hat." So schrieb etwa Karl-Markus Gauss in der
"Süddeutschen": "Zugrundegegangen ist Franz Innerhofer, der jetzt
nach Jahren bitterer Armut und Vereinsamung Selbstmord verübte, nicht
allein an den Wunden, die ihm in seiner Kindheit auf dem rohen Land
geschlagen wurden, sondern auch an jener kalten Gleichgültigkeit, auf
die er in der urbanen Welt der "Großen Wörter" gestoßen war." Und
Ulrich Greiner hielt in er "Zeit" fest: "Franz Innerhofer war weder
Herr seines Lebens noch seines Schreibens, und doch war er ein
Schriftsteller von besonderem Rang."
Nicht zuletzt dieser Einschätzung folgend, präsentiert die Alte
Schmiede kommenden Mittwoch im Rahmen ihrer Reihe über "Grundbücher
der österreichischen Literatur nach 1945" Franz Innerhofers Roman
"Schöne Tage", der das abgeschobene Aufwachsen des sechsjährigen
Knaben Holl auf dem Hof des Vaters in aller rohen Drastik schildert.
Josef Winkler ("Menschenkind" (1979), "Domra (1996), "Wenn es soweit
ist" (1998), "Natura morte - Eine römische Novelle" (2001)) wird
passenderweise aus Innerhofers Werk lesen, Klaus Kastberger vom
österreichischen Literaturarchiv über das Buch und dessen bis heute
andauernde Wirkungsgeschichte referieren.
o Termin: Mittwoch, 9. Oktober 02
Ort: Alte Schmiede (1., Schönlaterngasse 9)
Beginn: 19.00 Uhr
Der Eintritt ist frei.
http://www.alte-schmiede.at/
(Schluss) hch/
Rückfragehinweis:
PID-Rathauskorrespondenz:
http://www.wien.at/vtx/vtx-rk-xlink/
Mag. Hans-Christian Heintschel
Tel.: 4000/81 082
mailto:hch@m53.magwien.gv.at
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