- 19.09.2002, 20:18:31
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"Kleine Zeitung" Kommentar: "Menschen" (von Ulrich Stocker)
Ausgabe vom 20.09.2002
Graz (OTS) - Politiker beteuern im polemischen Gegeneinander
gern, wie sehr sie sich um "die Menschen draußen" sorgen müssen. Das
legt die Vermutung nahe, dass sie sich in solchen Augenblicken als
Halbgötter fühlen, die die volle Wahrheit ausschließlich für sich
gepachtet haben.
Aber sie sind auch nur Menschen. Sie haben ein Gefühlsleben. In
spezifischen Fällen überfällt sie eine Beißhemmung.
Was dem Normalbürger eine Beerdigung bedeutet, ist für den Politiker
der Rücktritt. Bei der Abschiedselegie für die Vizekanzlerin im
Nationalrat schwangen das Wildwest-Motto mit, dass nur ein toter
Indianer ein guter Indianer sei, und die klammheimliche Freude, dass
ein möglicher Konkurrent ausgefallen ist.
Aber sie war auch ein Ausdruck der Anerkennung und Wertschätzung für
die Person einer streitbaren Gegnerin.
Die Nachrede, dass keine "Feindin" am Werk war, sondern ein Mensch
in seinem Widerspruch, der es auf seine Art gut gemeint hat,
kommt spät. Augenblicke der Besinnung sind aber wichtig für die
Einschätzung der Rolle, die man selber spielt.
Andauern wird sie nicht. Im Wahlkampf haben wir wieder die
gewohnten ideologischen Halbgötter zu erwarten. ****
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