• 18.09.2002, 13:07:28
  • /
  • OTS0138 OTW0138

Präsentation der Studie "Jugend & Erweiterung" in der Industriellenvereinigung

Umfrage: Österreichs Jugendliche stehen zur EU-Erweiterung -
Ferrero-Waldner: Noch mehr Infos für junge Menschen zum Thema nötig -
IV-Generalsekretär Fritz: Jugend sieht ihre Chancen und sollte sie
noch stärker wahrnehmen

Wien (PdI) Die Einstellungen, Positionen und Haltungen von
österreichischen Jugendlichen zu Europa und zur EU-Erweiterung werden
auch in der österreichischen Forschungslandschaft meist
stiefmütterlich behandelt. Die Industriellenvereinigung (IV) hat
deshalb dem Österreichischen Institut für Jugendforschung (ÖIJ) den
Auftrag zu einer Studie erteilt, die erstmals im weitesten Sinn über
das Verhältnis von Jugendlichen zu Europa Auskunft gibt und die am
Mittwoch, 18. September, bei einem Pressegespräch gemeinsam mit der
Außenministerin Dr. Benita Ferrero-Waldner im Haus der Industrie
präsentiert wurde.

"Die junge Generation ist die erste, die nahezu ihr gesamtes
Erwerbsleben in einer erweiterten EU bestreiten wird. Ihnen stehen
von Anfang an die erweiterten Bildungs- und Arbeitschancen offen",
erklärte IV-Generalsekretär Dkfm. Lorenz Fritz heute, 18. September,
im Haus der Industrie bei der Präsentation der Ergebnisse. Von März
bis April 2002 wurden 1.000 Jugendliche zwischen 14 und 24 Jahren mit
Internetzugang im Rahmen der Fessel Online Befragung österreichweit
befragt.

EU-Mitglied Österreich? - No problem!

Die Mitgliedschaft Österreichs in der Europäischen Union wird von der
Mehrheit der Jugendlichen sehr positiv betrachtet. "In der Diskussion
über die künftige Größe der EU sind die meisten Jugendlichen eher für
eine Erweiterung eingestellt - nur jeder Zehnte spricht sich
dezidiert gegen eine Erweiterung aus, eher ablehnend stehen der
Erweiterung 20 % der österreichischen Jugendlichen gegenüber.
Insgesamt wird klar, dass sich Jugendliche für das Thema Europa im
weitesten Sinn interessieren, und dass diese Altersgruppe
einschneidenden Veränderungen wie einer EU-Erweiterung deutlich
positiver entgegen sieht als ältere Menschen", berichtete Martina
Weixler vom ÖIJ.

EU-Beitritt - war die Entscheidung richtig?

Mehr als zwei Drittel der 14- bis 24-Jährigen finden, dass der
Beitritt Österreichs zur Europäischen Union eine richtige
Entscheidung gewesen ist. Rund jeder fünfte Jugendliche gab an, dass
es eine falsche Entscheidung gewesen ist. Die Befürwortung des
Beitritts unterscheidet sich auch nach Herkunftsschicht: 79 % der
Jugendlichen der A-Schicht finden, dass es die richtige Entscheidung
war. Dieser Anteil nimmt ab, je niedriger die Herkunftsschicht ist:
Nur noch 60 % der D/E-Schicht sprechen von einer richtigen
Entscheidung.

Erweiterung - ja oder nein?

Unter den GegnerInnen einer Erweiterung finden sich insbesondere
Jugendliche mit niedriger Bildung und Männer. Vor allem Jugendliche
mit Universitätsabschluss bzw. StudentInnen sind zu je einem Drittel
sehr für eine Erweiterung der EU. Bezüglich der Auswirkungen
dominieren die Vorteile gegenüber den Nachteilen im persönlichen
Bereich wie auch für Österreich und vor allem für die
Beitrittsländer: Uneingeschränkte "Gewinner" einer Erweiterung werden
für Mädchen und Burschen die neuen Mitgliedstaaten sein. Aber auch im
Alltagsleben glauben mehr an positive als an negative Auswirkungen.
Österreich wird laut Angaben der Jugendlichen vor allem in der
Wirtschaft wie auch im Verständnis für andere Kulturen mehr Vorteile
aus der Erweiterung ziehen, während sie vor allem bei den
ökologischen und sozialen Standards Nachteile erwarten.

Nach Regionen unterteilt sich die Befürwortung und Skepsis
folgendermaßen: Mit Abstand die meisten BefürworterInnen gibt es in
Wien - rund ein Drittel tritt dort sehr stark für eine Erweiterung
ein, ein weiteres Drittel eher. Dabei ist in den anderen
Bundesländern der Anteil der starken BefürworterInnen mit rund 20%
deutlich schwächer. Die Außenministerin Dr. Benita Ferrero-Waldner
betonte vor allem die politische Dimension der Erweiterung; "Die
Erweiterung der Union betrifft uns alle, die Jugendlichen aber in
besonderem Maße, da sie ihre Zukunftsperspektiven nachhaltig
verbessert und ihnen neue Chancen erschließt. Nach über vier Jahren
Verhandlungen zur Erweiterung stehen wir vor einem
Jahrhundert-Ereignis, ja einem "Mega-Event", das die Zukunft unseres
Kontinents nachhaltig prägen wird. Österreich rückt von der
Peripherie des Westens wieder in die Mitte eines geeinten Europas."

Was bedeutet die Erweiterung für Europa?

Mehr als drei Viertel der Befragten glauben, dass Europa durch die
Erweiterung eine stärkere weltpolitische Bedeutung zukommt und die
europäische Wirtschaft gegen die asiatischen und amerikanischen
Märkte konkurrenzfähiger wird. Mehr als die Hälfte ist der Meinung,
dass eine Erweiterung die Abwanderung aus mittel- und osteuropäischen
Ländern in den Westen verstärken wird. Dass durch eine erweiterte EU
die sozialen Standards steigen werden und Europa sicherer wird,
finden mehr als 40 %. An Negativauswirkungen - wie etwa ein weniger
handlungsfähiges und demokratisches Europa - glauben weniger als ein
Drittel der Befragten.

Fritz erklärte dazu "Junge Leute denken hier sowohl materialistisch
als auch postmaterialistisch - es geht ihnen um Frieden und
persönlichen Wohlstand. Sie sehen für sich selbst mehr Chancen, aber
auch eine gestärkte Position Europas in der Welt. So ist die
Erwartung von 42%, Arbeit im Ausland finden zu können, erfreulich
hoch. Im Rahmen des Projekts ‚Europa erweitern' wird die
Industriellenvereinigung gemeinsam mit der Jungen Industrie ihren
Teil zur besseren Information über die Erweiterung beitragen."

Was bedeutet die Erweiterung für mich?

Jugendliche versprechen sich besonders im Tourismusbereich große
Vorteile einer Erweiterung. Aber auch im Hinblick auf Jobs im Ausland
und im Aus- und Weiterbildungsbereich glauben mehr als 40 % an einen
persönlichen Vorteil. Bei den Verdienstmöglichkeiten und Einkommen
ist jedoch weniger als ein Drittel von persönlichen Vorteilen
überzeugt, vor allem StudentInnen sehen durch eine Erweiterung
stärker Vorteile als andere.
Insbesondere weniger Qualifizierte glauben an persönliche Nachteile
bei der Arbeitssuche bzw. bei Verdienstmöglichkeiten. Ein wachsendes
Europa bedeutet für geringer Qualifizierte eher wachsende Konkurrenz,
Destabilisierung von Arbeitsplätzen und Zwang zu vielleicht
ungewollter Mobilität.

Fritz zieht daraus folgende Schlüsse: "Die österreichischen
Unternehmen müssen weiter die wirtschaftlichen Kooperationen über die
Grenzen hinweg suchen und sich den neuen Märkten öffnen. Der Standort
Österreich muss noch stärker die Chance wahrnehmen, Hauptinvestor in
den und Headquarter für den mittel- und osteuropäischen
Wirtschaftsraum - den neu entstehenden EU-Zentralraum - zu sein. Die
österreichische Jugend sieht sich verstärkt als Teil Europas, bei der
persönlichen Chancenwahrnehmung gibt es aber noch Potenzial."

Ferrero-Waldner kündigte hier verstärkte Bemühungen für Jugendliche
an: "Wir sollten dies daher als Aufforderung auffassen, gerade den
Jugendlichen mehr Informationen anzubieten. In wenigen Wochen wird
vom Bildungsministerium eine Broschüre über die Auswirkungen der
EU-Erweiterung präsentiert, die in enger Zusammenarbeit mit dem
Außenministerium entstanden ist und vor allem in Österreichs Schulen
verteilt wird."

Rückfragehinweis: IV-Newsroom
Tel.: (++43-1) 711 35-2306
Fax: (++43-1) 711 35-2313
mailto:info@iv-newsroom.at
http://www.iv-net.at

OTS-ORIGINALTEXT UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | NPI

Bei Facebook teilen.
Bei X teilen.
Bei LinkedIn teilen.
Bei Xing teilen.
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel