- 14.08.2002, 09:54:52
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Vorarlberg vor 92 Jahren: Das halbe Land wurde verwüstet
1910 erlitt Vorarlberg eine Wasserkatastrophe
Bregenz (VLK) - Die Hochwasser- Überschwemmungen der
letzten Tage in Ober- und Niederösterreich erinnern an die
Wasserkatastrophe, die Vorarlberg im Juni 1910 in noch nie
da gewesenem Ausmaß heimsuchte: Damals erlitten 87 der 102
Gemeinden empfindliche Schäden; am ärgsten betroffen waren
das Montafon und Feldkirch mit Umgebung. Noch heute geben
die Akten im Vorarlberger Landesarchiv ein beredtes Zeugnis
dieser Jahundertkatastrophe. ****
Hochwasser war für die Vorarlberger, zumal für die
leidgeprüften Rheingemeinden, eine wiederkehrende Gefahr,
aber an eine Katastrophe diesen Ausmaßes konnte sich
niemand erinnern. "Blühende Dörfer und Landschaften wurden
überschwemmt, die Ernte vernichtet, die Bevölkerung
vielfach vor den Ruin gestellt", berichtete seinerzeit
Landesarchivar Viktor Kleiner.
Überschwemmungen, Muren; Feldkirch mannshoch unter Wasser
Für einmal war es weniger der Rhein, der Sorgen
bereitete, sondern vor allem die Ill mit ihren
Nebenflüssen, die Bregenzerach mit ihren Zuflüssen und
andere Wildbäche, die am 14. und 15. Juni 1910 das
Montafon, den Walgau, das Klostertal, Feldkirch und
Umgebung und den innere Bregenzerwald verwüsteten. Enorme
Regenfälle und die gleichzeitig einsetzende Schneeschmelze
brachten ungeheure Wassermengen zu Tal.
Zu den Überschwemmungen kamen Vermurungen: "Soweit das
Auge reicht, sieht es fast nur Schuttfelder, Seen,
zerstörtes Kulturland, Schaden in die Millionen!"
berichtete ein Augenzeuge aus dem Montafon. Die Feldkircher
Altstadt stand mannshoch unter Wasser. Rettungsmannschaften
aus Bregenz bargen mit Booten zahlreiche Menschen aus
Lebensgefahr. Gott sei Dank waren keine Todesopfer zu
beklagen. Aber die Schäden im ganzen Land waren gewaltig!
Schaden entsprach dem fünffachen Landesbudget
Allein der Schaden an öffentlichen Uferschutzbauten,
Straßen und Brücken wurde auf 8,8 Millionen Kronen
geschätzt. Das entsprach dem fünffachen Landeshaushalt.
"Wahrlich, hätten nicht Landesvertretung und
Landesausschuss 40 Jahre hindurch weise Sparsamkeit auf
allen Gebieten des Landes walten lassen (...)", führte
damals Landeshauptmann Adolf Rhomberg die dramatische
Situation vor Augen, "das Land würde heute direkt vor dem
Ruin stehen". Ein Sonderlandtag beschloss 1911 zwei große
Elementarbauprogramme, zu deren Finanzierung 4,9 Millionen
Kronen an Darlehen aufgenommen wurden, die zur Hälfte vom
Staat zu tilgen waren; auf das Land entfielen 1,9
Millionen, deren Rückzahlung empfindlicher Steuererhöhungen
(unter anderem wurde die Biersteuer verdoppelt)
erforderte.,nvl
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