Bergwandern gehört zu den Lieblings-Freizeitaktivitäten der Österreicher. "Sicher Leben" bremst übereifrige Gipfelstürmer: Rund 120 Todesfälle gibt es jedes Jahr beim Wandern in den heimischen Bergen. Häufigster Grund: Überanstrengung kann zu Herzinfarkt oder Herz/Kreislaufversagen führen
Wien (OTS) - Jedes Jahr wieder erklimmen rund 2,6 Millionen
Wandersfrauen- und männer die heimischen Gipfel. Viele nützen die
warmen Temperaturen für einen Ausflug in die (kühlere) Bergwelt, um
dem Rummel in überfüllten Freibädern zu entkommen. Statt Braten in
der Sonne, ist Marschieren in luftigen Höhen angesagt. Was idyllisch
ist, aber auch Tücken hat, weiß Dr. Rupert Kisser, Leiter des
Instituts "Sicher Leben": "Vielfach wird vergessen, dass auch für's
Bergwandern eine ordentliche Portion Kondition nötig ist.
Überanstrengung kann sogar tödlich enden: Im Jahr 2000 fielen von
insgesamt 125 Todesfällen beim Bergwandern ein Drittel (34%) einem
meist völlig überraschenden Herzinfarkt oder Herz/Kreislaufversagen
zum Opfer". Erst an zweiter und dritter Stelle waren
Ausrutschen/Ausgleiten (23%) bzw. Stolpern (19%) für die Todesfälle
beim Wandern verantwortlich (Quellen: Alpinunfallstatistiken 2000 des
Kuratoriums für alpine Sicherheit bzw. des Österreichischen
Alpenvereins).
Männer ab 50 sind gefährdet
Dass Bergwandern kein Spaziergang ist, sollte spätestens
angesichts dieser Zahlen bewusst werden. Auch für das drittliebste
Hobby von Herrn und Frau Österreicher - nur Radfahren und Schwimmen
rangieren auf der Beliebtheitsskala höher auf Platz 1 und 2 - ist
gezielte Vorbereitung notwendig. Vor allem konditionsschwache Männer
ab dem 50. Lebensjahr, die unvorbereitet in alpine Regionen gehen,
sind gefährdet. Schließlich sind Männer siebenmal häufiger vom
Herztod betroffen als Frauen.
Regelmäßiges Konditionstraining hilft
"Bergfreunde mit eher schwacher Kondition sollten sich für diesen
Ausdauersport durch regelmäßige körperliche Betätigung fit machen.
Als Konditionstraining geeignet sind vor allem Joggen und Radfahren.
Für Herzrisikogruppen wie Raucher, Diabetiker, Übergewichtige sowie
Männer ab dem 50. Lebensjahr ist außerdem eine wiederkehrende
Überprüfung des Herzens bei einem Belastungs-EKG sinnvoll", rät
Kisser. Auch eine erst allmähliche Steigerung der Belastung während
des Bergaufenthalts schützt vor Überanstrengung. Die Pulsfrequenz
sollte dabei je nach Trainingszustand und Alter 120 bis 150 nicht
übersteigen. Zur Kontrolle empfiehlt sich durchaus die Verwendung
einer Pulsuhr, wie sie bei anderen Ausdauersportarten schon längst
üblich ist.
Achtung - voller Bauch verbraucht Energie
Die größten Gefahren der heimischen Bergwelt, liegen entgegen der
landläufigen Meinung nicht im "bösen und mächtigen" Berg. Häufig ist
schlicht und einfach falscher Ehrgeiz Schuld. Müdigkeit und
Erschöpfung sind die größten Gefahren in den Bergen. Laut "Sicher
Leben" muss daher auch die Marschroute nach den eigenen körperlichen
Fähigkeiten ausgerichtet werden: "Kein Ziel ist es wert, um jeden
Preis erreicht zu werden", mahnt Kisser allzu eifrige Gipfelstürmer
und empfiehlt: "Legen Sie unbedingt alle zwei Stunden eine
Proviantrast ein, um den Körper nicht auszulaugen. Am besten nimmt
man nur leichte und fettarme Nahrung zu sich. Zu voll darf der Bauch
nicht sein, denn der verbraucht zu viel Energie, die beim Gehen
abgeht." Auch Trinken ist wichtig - zwei bis vier Liter Flüssigkeit
sollte ein Erwachsener während eines Tagesmarsches trinken. Am besten
sind Tees oder isotonische Durstlöscher.
Auf´s Profil kommt's (nicht nur) an
Für den waschechten Bergfex ist der Schuh so wichtig, wie die
Reifen für's Auto. Nicht grundlos - rund 4.000 Wanderer verletzen
sich pro Jahr durch Ausrutschen in alpinen Regionen so schwer, dass
sie im Spital behandelt werden müssen. Jedes Jahr sterben etwa 30
Menschen dadurch. Allerdings haben auch Wander- oder Trekkingschuhe
mit ausreichendem Profil ihre Schwächen. Diese bieten zwar bei
trockener Witterung guten Halt, sind aber bei nassem oder
aufgeweichtem Untergrund oft zu wenig griffig. Meistens passieren
Ausrutscher, wenn es auf nassem Gras bergab geht. Ein Wink an die
Industrie: "Einen Wanderschuh für alle Bodenverhältnisse gibt es noch
nicht. Ich bezweifle aber, ob wirklich intensiv geforscht wird. Es
müsste möglich sein, verschleißfeste Schuhsohlen mit Rutschhemmung
für trockenen und nassen Untergrund herzustellen. Was für
Winterreifen gilt, die sowohl im Sommer als auch im Winter Halt
bieten, kann doch auch für Wanderschuhe nicht unerreichbar sein", so
Kisser.
Rückfragehinweis: Institut Sicher Leben
Pressestelle
Mag. Gabriele Hinterkörner
Tel.: (++43-1) 71 770/161
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