Wien (AK) - Um jetzt noch zu einer Bikinifigur zu kommen, sehen
viele Konsumentinnen - bestärkt durch die Werbung - in
Schlankheitsmitteln die vermeintlich perfekte Lösung. Aber wahr ist
vielmehr: Diese Mittel wirken keine Wunder und ohne Disziplin und
Bewegung geht gar nichts. Wer Hilfe in der Apotheke sucht, sollte
darüber und über die jeweiligen Mittel ausreichend aufgeklärt werden,
sagt die AK. Aber ein AK-Test in 20 Wiener Apotheken zeigt ein
ernüchterndes Ergebnis: In jeder zweiten Apotheke hielt man sich
nicht lange mit einer Beratung auf und bot einer schlanken
Testkäuferin gleich ein oder mehrere Produkte an. In neun Apotheken
wurden falsche Aussagen zur Wirkung oder Anwendung der vorgestellten
Produkte gemacht, Nebenwirkungen wurden nur einmal ausreichend
erwähnt. Lediglich vier Mal wurde kein Mittel verkauft und zu
Ernährungsumstellung und Bewegung geraten. ****
Zur Erhebung
Der Schlankheitsmittelmarkt boomt und die AK-Konsumentenschützer
haben schon mehrmals vor dubiosen Versendern gewarnt, die nur die
Geldbörsel der Konsumenten leichter machen. Auch Apotheken werben
vermehrt mit Schlankmachern, daher wurde dieses Mal getestet, ob in
Apotheken fachlich kompetent beraten wird. Eine schlanke Testkäuferin
suchte 20 Apotheken in ganz Wien auf und fragte nach einem Produkt
zum Abnehmen.
Kaum Beratung
Nur vier Apotheken verhielten sich so, wie es sich KonsumentInnen
wünschen würden: Sie empfahlen der schlanken Testkäuferin kein
Schlankheitsmittel, hinterfragten die möglichen Hilfsmittel und
verwiesen auf Ernährungsumstellung und Bewegung. In weiteren fünf
Apotheken war die Beratung zumindest zufriedenstellend, zweimal wurde
darauf hingewiesen, dass die Produkte keine Wunder wirken. In einem
Fall wurde lobenswerterweise nur eine Probepackung für eine Anwendung
verkauft.
Jede zweite Apotheke jedoch bot ohne Umschweife gleich eines oder
mehrere Mittel an. Dabei wurde nichts von Ernährung und Bewegung
erwähnt.
In jeder dritten Apotheke dauerte die "Beratung" weniger als drei
Minuten, in zwei von drei Apotheken maximal fünf Minuten.
Falsch beraten oder kein Hinweis auf Nebenwirkungen
Bedenklich stimmt die AK-Konsumentenschützer, dass in neun Apotheken
falsche Aussagen zur Wirkungsweise oder Anwendung der Produkte
gemacht wurden und in zwei weiteren überhaupt keine
Anwendungshinweise gegeben wurden. Acht Mal wurden Produkte
empfohlen, die Nebenwirkungen haben können, nur in einem Fall wurden
diese auch hinreichend erwähnt.
Die Testsieger
Regenbogenapotheke "Am Leberberg" im 11. Bezirk
Tiger Apotheke im 8. Bezirk
Patika Apotheke im 9. Bezirk
Park Apotheke im 14. Bezirk
Welche Mittel wurden empfohlen?
Am häufigsten wurde auf CM3 und Vitazym S verwiesen, insgesamt wurden
acht verschiedene Produkte empfohlen. Keines davon ist ein "echtes"
Arzneimittel, das heißt, die Wirksamkeit musste vor Markeinführung
nicht gezeigt werden.
CM3 und Matricur sind Medizinprodukte, Gracil und Cefamadar sind
homöopathische Arzneimittel, Vitazym S, Slim Fast und Almased sind
Lebensmittel. Ein "Skandal" ist für die AK-Konsumentenschützer der
freie Verkauf der FDH-Tropfen, die nach einem Gerichtsurteil des
Obersten Gerichtshofes vom 13. April 1999 als rezeptpflichtiges
Arzneimittel gelten müssten, aber einfach ohne Rezept, ohne
Überverpackung und ohne Beipacktext abgegeben wurden. Die
AK-Konsumentenschützer haben die Apotheke angezeigt, die dieses
Produkt noch immer - verbotenerweise - als Nahrungsergänzung
verkauft.
Was können die Mittel?
Die AK-Konsumentenschützer sagen: Abnehmen geht nur durch eine
Umstellung der Ernähung und mit mehr Bewegung. Die gekauften Produkte
können nicht halten, was sie versprechen.
Bestenfalls CM3 und Matricur können unterstützen, aber haben auch
Nebenwirkungen. Beide gehen im Magen auf ein Vielfaches ihrer Größe
auf und sollen so das Hungergefühl dämpfen. Problematisch dabei ist,
dass Fettes dann aber "leichter" gegessen werden kann als zB
Kalorienarmes, wie Salate oder Vollkornprodukte. Beide Produkte
verursachen ein Druckgefühl im Magen und wenn nicht ausreichend
getrunken wird, riskiert man nicht nur eine satte Verstopfung,
sondern möglicherweise auch einen lebensbedrohenden Darmverschluss.
FDH wurde als "Homoöpatikum" angepriesen, der Inhaltsstoff Blasentang
ist aber eine rezeptpflichtige Arzneimittelzutat. Bei längerer
Einnahme können Störungen der Schilddrüsenfunktion, Jodallergien und
Eisenverwertungsstörungen auftreten, unmittelbar kann es zu
Herzklopfen, Zittern und Unruhe kommen.
Rückfragehinweis: Thomas Angerer
AK Wien Presse
Tel.: (++43-1) 501 65-2578
mailto:thomas.angerer@akwien.or.at
http://www.akwien.at
OTS-ORIGINALTEXT UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | AKW/1