Reserverad und Wagenheber haben bald ausgedient
Wien (ÖAMTC-Presse) - Ein Reifenwechsel nach einem "Patschen" oder
gar der gefürchtete Reifenplatzer durch Luftverlust im Reifen können
schon bald der Vergangenheit angehören. RSC (Run Flat System
Component) heißt das Zauberwort, das für ein neues
Reifen-Notlaufsystem steht. In Kombination mit einem Druckanzeiger
rollt der speziell gebaute Run Flat-Reifen, der auch dann flach
weiterläuft, wenn ein herkömmlicher Reifen schon lange von der Felge
gesprungen ist. Wer einen neuen Mini mit Breitreifen fährt, hat diese
Sicherheitstechnik schon dabei, auch einige Renault Scénic-Modelle
fahren schon ohne Reserverad auf Sommerurlaub.
Gemeinsam mit den beiden Schwesterclubs aus Deutschland (ADAC) und
der Schweiz (TCS) hat der ÖAMTC alle fünf derzeit auf dem Markt
serienmäßig verfügbaren Sicherheitsreifen mit Notlauf-Eigenschaften
unter die Lupe genommen. "Dabei handelt es sich aber nicht um einen
Vergleichstest verschiedener Reifenmarken, weil dafür noch zu wenige
Reifen in verschiedenen Größen auf den entsprechenden Fahrzeugen zur
Verfügung stehen", erläutert ÖAMTC-Reifenexperte Willy Matzke.
Getestet wurden fünf Reifen (Dunlop SP Sport 3000 DSST 195/55 R
16/RSC auf einem Mini, Goodyear Eagle NCT 5 EMT 195/55 R 16/RSC auf
einem Mini, Pirelli eufori@ Run Flat 205/45 R 17/RSC auf einem Mini,
Michelin Spacity PAX 195-620 R 420 A/PAX auf einem Renault Scénic und
Bridgestone Potenza Re 050 225/45 R 17/RSC auf einem 3er BMW). Für
Bridgestone auf dem 3er BMW gab es ein "sehr empfehlenswert", alle
anderen konnten ein "empfehlenswert" in Kombination mit dem
getesteten Wagen verbuchen.
Da Run Flat-Reifen aufgrund fehlender Druckanzeigen nicht auf
herkömmlichen Autos verwendet werden dürfen, wurden drei Autos, die
den Ansprüchen der neuen Technologie schon gerecht werden, getestet.
Geprüft wurde auf dem neuen Mini, auf dem Renault Scénic und auf
einem 3er-BMW wie sich Run Flat-Reifen im Vergleich zu Serienreifen
verhalten. Hatte man noch in der Vergangenheit um 30 Prozent höheres
Gewicht und Komforteinbußen mit Run Flat-Reifen verbuchen müssen,
liegt man jetzt bei Mehrgewichten von 10 bis 15 Prozent. Bei
entsprechend modifizierten Fahrwerken fallen die Komforteinbußen
verglichen mit höheren Sicherheits-Merkmalen nicht mehr ins Gewicht.
Getestet wurden die Run Flats nach allen Regeln der Kunst auf
trockener und nasser Fahrbahn, wobei das Sicherheits-Handling in
Kurven besonders kritisch geprüft wurde. Über Hunderte Kilometer
wurde ohne Reifendruck weiter gefahren.
Druckanzeige und Run Flat-Reifen gehören untrennbar zusammen
Run Flat-Reifen sind ausschließlich in Kombination mit einer
Druckanzeige also einem Warnair-System erlaubt. Bei einem solchen
registriert ein Sensor des ABS den unterschiedlichen Abrollumfang des
Reifens mit Luftverlust. Kommt es tatsächlich zu einem Luftverlust im
Reifen wird das Warnair-System aktiviert. Einer Weiterfahrt mit Run
Flat-Reifen steht aber trotzdem nichts im Wege. Einzige
Einschränkung: Mit weniger oder gar keinem Luftüberdruck sollte die
Maximalgeschwindigkeit von 80 km/h aber nicht überschritten werden.
Trotzdem kommt man je nach Betriebsvorschrift einige hundert
Kilometer weit. Damit wird im Falle eines "Patschens" sowohl ein
sofortiger Reifenwechsel unnötig als auch das Mitführen eines
Reserverads.
Zwei verschiedene Technologien bei Run Flat-Reifen
1. PAX mit Stützring: Einen eingesetzten Stützring gibt Michelin mit
dem PAX-System vor. Es eignet sich für höhere Seitenwände, was sogar
ein Vorankommen mit schweren Geländewagen ohne Luft im Reifen
ermöglicht, allerdings sind Spezialfelgen notwendig.
2. Selbsttragende Seitenwände: Einfacher sind Reifen mit verstärkten
Seitenwänden, die so steif gebaut werden, dass sie selbsttragend sind
und der Reifen nicht zusammenklappt oder gar von der Felge springt.
Diese Reifen heißen bei Goodyear EMT (Extended Mobility Technology),
bei Dunlop DSST (Dunlop Self Supporting Technology), bei Pirelli
eufori@ und bei Bridgestone SSR (Self Supporting Run Flat). Alle sind
mit den Buchstaben RSC markiert. Man verwendet Serienfelgen und kann
daher im äußersten Notfall auch Standardreifen gleicher Größe
montieren.
Da RSC-Reifen meist auch Breitreifen sind, beherrschen sie
trockene Fahrbahnen deutlich besser als die schmälere
Serienbereifung. Der Rollwiderstand steigt mit der Reifenbreite. Auch
bei Nässe kommt es zu keinem Abfall, die Kombination Mini Cooper S
und Pirelli eufori@ (derzeit nur in 17 Zoll erhältlich) gefiel im
Nässehandling besonders gut. Im Komfort ist PAX merklich überlegen,
alle RSC-Reifen sind eher leiser als herkömmliche Serienreifen.
Was die Zukunft nicht nur für das fünfte Rad am Wagen bringt
Die reifste Fahrwerksabstimmung liefert BMW derzeit nur für die
USA. Auslieferungen für Europa beginnen erst, aber bald wird jeder
neue BMW mit Run Flat-Reifen auf den europäischen Straßen unterwegs
sein. "Damit wird das Reserverad schon bald endgültig in Pension
geschickt und mit ihm gleich der Wagenheber dazu. Beim Mini hat sich
das aus Platzgründen ohnehin schon durchgesetzt", sagt Matzke. Auch
der Renault Scénic kann mit Run Flat-Reifen bestellt werden. Durch
den Wegfall des Reserverads ergibt sich weitgehende Kostenneutralität
beim Neuwagenkauf. Muss ein Reifen nachgekauft werden, dann schlägt
sich dieser mit 10 bis 20 Prozent Mehrkosten als ein herkömmlicher
Reifen zu Buche.
Das reichhaltigste Angebot hat derzeit Dunlop, wo der SP Sport
3000 DSST in 16 Zoll und der SP 9000 DSST in 17 Zoll für den Mini
bereitstehen. Der nagelneue SP Sport 01 rollt demnächst als DSST an
und auch an Winterreifen hat man schon gedacht. Diese werden auch
schon von Pirelli, Goodyear und Michelin für die kommende
Wintersaison produziert.
Aviso an die Redaktionen:
Fotos vom ÖAMTC-Run Flat-Reifentest und Grafiken zum Aufbau der Run
Flats sowie den Testergebnisse finden sich im ÖAMTC-Foto-Service, das
auf der Homepage des Clubs unter http://www.oeamtc.at/presse abrufen
können.
Aviso an die Hörfunkredaktionen:
Ein Interview mit dem Reifenexperten Willy Matzke zu den Ergebnissen
des ÖAMTC-Run Flat-Reifentests ist via APA-Audio-Plattform abrufbar.
(Schluss)
ÖAMTC-Pressestelle/Sabine Fichtinger
Rückfragehinweis: ÖAMTC Pressestelle
Tel.: (01) 711 99-1218
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