- 10.06.2002, 12:20:34
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Aus- und Weiterbildungs-Enquete der Sozialpartner im Bereich Eisen Metall
Metall-Sozialpartner: Haslauer, Nürnberger bei Enquete zu Aus- und Weiterbildung
Wien (PWK395) - Im Zuge der Lohn- und Gehaltsverhandlungen in der
Metallindustrie im Herbst 2001 vereinbarten die
Kollektivvertragspartner Wirtschaftskammer-Sektion Industrie,
Gewerkschaft Metall - Textil und Gewerkschaft der Privatangestellten
- gemeinsame Anstrengungen in der Frage der Bildung, Aus- und
Weiterbildung zu unternehmen, um den neuen Herausforderungen
gemeinsam gerecht werden zu können. Daher wurde heute, Montag, im
Rahmen der Sozialpartner-Enquete ein gemeinsames Memorandum zum Thema
Aus- und Weiterbildung vorgelegt. Schließlich mache die rasche
technologische Weiterentwicklung ein permanentes Lernen unumgänglich,
so der Tenor der Veranstaltung.
Hermann Haslauer, Chefverhandler der Arbeitgeberseite deponierte in
seinem Einstiegsstatement die Wichtigkeit der Weiterbildung ,
forderte aber auch ein, dass Weiterbildung nicht eine alleinige
Bringschuld des Arbeitgebers sein könne. Lebenslanges Lernen wird
nicht zum Selbstzweck sondern zur Steigerung des persönlichen
Marktwertes eingesetzt werden können. Es muss daher ein verbessertes
Umfeld für ein verstärktes Bildungsbewusstsein geschaffen werden, "da
sind", so Haslauer, " auch die öffentlich rechtlichen Medien
gefordert". Das Beheben von Defiziten in der Schulausbildung sieht er
ebenfalls als eine wichtige Forderung an die Politik, um für die
Zukunft besser gerüstet zu sein. Die Politik forderte er auf neue
kreative Förderungsmaßnahmen zu konzipieren, "denn eine weitere
Erhöhung der Arbeitskosten ist für unsere Betriebe nicht
verkraftbar", ergänzt Haslauer.
Rudolf Nürnberger, Vorsitzender der Gewerkschaft Metall - Textil,
bekräftigte die Wichtigkeit sowohl einer fundierten Erstausbildung
als auch des so genannten lebenslangen Lernens: "Wir brauchen eine
breite Erstausbildung, gleichzeitig auch Spezialisierung und hohe
Durchlässigkeit zwischen den Berufen. Wir müssen die Ausbildung in
neuen Technologien forcieren. Und wir brauchen die ständige
Weiterentwicklung der Lehrberufe. Seit 1997 haben wir gemeinsam mit
Arbeitgebervertretern 40 Berufe neu entwickelt bzw. modernisiert!."
Nürnberger forderte auch die gerechte Teilung der Ausbildungskosten
unter allen ein, als positives Beispiel dafür nannten er den
Berufsausbildungsfonds der Vorarlberger Metallindustrie. In der
Erwachsenenbildung ortet Nürnberger noch große Defizite: "Die in
Österreich für Erwachsenenbildung aufgewendeten Mittel aus
öffentlicher Hand sind um ein vielfaches kleiner sind als in anderen
vergleichbaren Industriestaaten wie Dänemark, Schweden oder Norwegen.
Wir haben derzeit ein großes Ungleichgewicht: Von leitenden
Angestellten nahmen 1999 57% an Weiterbildungsmaßnahmen teil, bei
Hilfsarbeitern nur 18% und bei Facharbeitern nur 17%. Das beweist,
dass man sich die verschiedenen Finanzierungsformen und Förderungen
genauer ansehen und hier und da wahrscheinlich überdenken und
anpassen muss. Denn es darf niemand aus finanziellen Gründen von
Weiterbildung ausgeschlossen werden." Neben der Finanzierung seien
auch ein flächendeckendes Angebot sowie die betrieblichen
Voraussetzungen zu schaffen.
WKÖ-Präsident Christoph Leitl verwies in seinen Eröffnungsworten
darauf, dass die stärke der Sozialpartner darin liege
"Zukunftsfragen" zu lösen: "Wer sonst, wenn nicht wir Sozialpartner
können wesentliche Impulse geben?" Neben grundsätzlichen Fragen der
Aus- und Weiterbildung müsse für die Sozialpartnerschaft im
Vordergrund stehen, die Lehrlingsausbildung so attraktiv zu machen,
dass daraus auch der Fachkräftebedarf abgedeckt werden könne. Eine
seriöse Berufsinformation, ein abchecken der Möglichkeiten seien eine
Bringschuld der Sozialpartner, so Leitl. In diesem Zusammenhang müsse
man auch nach den Gründen einer verminderten Weiterbildungsquote in
der zweiten Berufshälfte fragen. Während 85 Prozent der sich
Weiterbildenden aus der Altersgruppe der 20 bis 40-jährigen bestehe,
würde nur 15 Prozent aus der Gruppe der 40 bis 60-jährigen stammen.
Auf der Höhe der Zeit zu bleiben, sei aber für alle Mitarbeiter
entscheidend, nicht nur um wettbewerbsfähig zu bleiben, sondern auch
damit sich die Mitarbeiter weiterhin mit ihrem Unternehmen
identifizierten.
DI Dr. Jörg Markowitsch, 3s Unternehmensberatung, stellte in seinem
Vortrag die aktuelle Entwicklung und die Bedürfnisse im Sektor Aus-
und Weiterbildung für die weitere Zukunft dar. Die Berufsstruktur
sieht Markowitsch in den Eisen-Metall Branchen relativ stabil,
allerdings mit einer klaren Tendenz zu höherqualifizierten Berufen.
Eine Aufwertung der Lehre wie auch der Fachhochschulen sieht er als
notwendig. Eine Studie zeigt auf, dass derzeit die Teilnahme an
internen Weiterbildungskursen im internationalen Vergleich relativ
gering ist und daher geeignete Konzepte erarbeitet werden müssen, um
dieses Manko zu beseitigen. Allerdings sollte die Freiwilligkeit
gefördert werden, "denn Zwang hat noch nie zu einem effizienten
Ergebnis geführt" ergänzt Haslauer.
Im Rahmen der Enquete wurden verschiedene Konzepte von Aus- und
Weiterbildungsmaßnahmen präsentiert und eine Podiumsdiskussion mit
Vertretern aus der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite durchgeführt.
Die Arbeitnehmer- wie auch Arbeitgeberseite waren sich einig, dass
allein die demoskopischen Faktoren immer größere Anforderungen an
alle stellen werden. Wenn immer weniger Menschen im Arbeitsprozess
stehen, müssen diese, um den technologischen Herausforderungen
gewachsen zu sein, immer besser ausgebildet sein. (us)
Rückfragehinweis: Wirtschaftskammer Österreich
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