• 07.06.2002, 11:05:26
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Kogelbauer zu Medizin-Unis: Dachverband muss kommen

Gemeinsame Plattform für starkes Auftreten unumgänglich - mehr Mitbestimmungsrechte für Mittelbau erforderlich

Wien (OTS) - Die Obfrau der Bundeskurie der angestellten Ärztinnen
und Ärzte in der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK), Dr. Gabriele
Kogelbauer, fordert die Gründung eines gemeinsamen Dachverbandes für
die künftigen medizinischen Universitäten. "Im Sinne echter Autonomie
sollte grundsätzlich jeder Standort die Möglichkeit erhalten, selbst
für oder gegen die Etablierung einer medizinischen Universitäten zu
votieren", mahnt Kogelbauer am Freitag in einer Aussendung. "Man wird
einem Standort wie Innsbruck, an dem sich die Mehrheit der
medizinischen Fakultät und der Gesamtuniversität gegen eine
Ausgliederung wehrt, nur mit stärksten Reibungsverlusten eine
medizinische Universität verordnen können. Erachtet
Bildungsministerin Gehrer jedoch das Fach Medizin weiterhin für so
wichtig, dass hierfür an allen Standorten eigene Universitäten
geschaffen werden, sollte sie diesen neuen Einrichtungen im Gesetz
auch die Möglichkeit einer gemeinsamen Interessenvertretung
einräumen. Es muss einen Dachverband der medizinischen Universitäten
geben. Denn die ausgegliederten medizinischen Fakultäten werden nur
dann mit der der Wichtigkeit ihres Faches angemessenen Stärke agieren
können, wenn sie gemeinsam mit einer Zunge sprechen."

Schon jetzt zeichne sich ein Verteilungskampf um die künftigen
Budgets ab, in dem die Mediziner nur mit Geschlossenheit punkten
könnten, führt Kogelbauer aus. Es sei geplant, alle Kosten für die
Umsetzung des Universitätsreformgesetzes und die Ausgliederung der
medizinischen Fakultäten aus einem gemeinsamen Implementierungsfonds
aller Universitäten bestreiten. "Da es aber nur einen Topf für alle
gibt, wird das Prozedere für die medizinischen Universitäten nicht
ohne Reibereien und Verlierer abgehen", prognostiziert Kogelbauer.
"Ich glaube, hier werden die Mediziner nur über einen gemeinsamen
Dachverband stark agieren können. Sonst werden sie der beliebten
Polit-Taktik 'Divide et impera' zum Opfer fallen und auf der
Verliererstraße enden."

Was die neuen medizinischen Universitäten angehe, müsse die
Österreichische Ärztekammer als Dienstnehmervertreter aller dort
arbeitenden Ärztinnen und Ärzte etabliert werden, fordert die
Kurienobfrau. "Nur so ist gewährleistet, dass die verschiedenen
Ärztegruppen - etwa Bundesbedienstete gegen Landesbedienstete -nicht
zu Lasten von Forschung und Lehre gegeneinander ausgespielt werden",
berichtet Kogelbauer. "Diese Entwicklung gilt es mit allen Mitteln zu
verhindern, da ansonsten die wissenschaftliche Tätigkeit an den
Universitätskliniken zugunsten der Patientenversorgung langfristig
ausbluten wird. Gefordert sind gerechte Arbeitsbedingungen und Löhne
für alle."

Sollte es weiter bei der unsinnigen Zuordnung der Ärzte in
Facharztausbildung zum nicht-wissenschaftlichen Personal bleiben,
hätte dies zur Folge, dass der Ärztebetriebsrat nicht für die
Interessenvertretung des ärztlichen Nachwuchses zuständig sei,
kritisiert Kogelbauer. "Für diesen Fall fordert die ÖÄK die
Einrichtung eines Betriebsrates für alle Dienstnehmer, damit alle
ärztlichen Interessen auch weiterhin in angemessener Weise vertreten
werden können", so die Obfrau der angestellten Ärztinnen und Ärzte.

In diesem Zusammenhang erneuert Kogelbauer auch ihre Kritik an der
De-Facto-Entmündigung der Mittelbau-Ärzte in den Senaten der
künftigen Medizinischen Universität und ihre Forderung nach Beibehalt
der alten Mitbestimmungsrechte. "Wird das neue
Universitäts-Reformgesetz wie geplant durchgezogen, hat der
wichtigste Teil der Mitarbeiter an den Universitätskliniken, die
Mittelbauärzte, praktisch nichts mehr zu sagen", warnt Kogelbauer.
"Ein Verfall der Spitzenmedizin in Österreich ist damit
vorprogrammiert. Wer will schon unter den schlechteren Bedingungen
eines neuen Dienstrechts arbeiten und gleichzeitig noch seine
Mitbestimmungsrechte verlieren? Kommt es nicht zu einer
Wiederaufwertung des Mittelbaus bei der Mitbestimmung, wird die
medizinische Universität so gut wie sicher zum Rohrkrepierer. Die
qualifiziertesten Ärzte werden in die Privatwirtschaft abwandern,
statt sich ohne langfristige Karriereperspektive und
Mitbestimmungsrechte an der Universität zu engagieren." (Schluss)

Rückfragehinweis: Pressestelle der

Österreichischen Ärztekammer
Tel.: (++43-1) 512 44 86

OTS-ORIGINALTEXT UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | NAE/NAE

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