AK fordert: Mehr Wettbewerb zwischen den Fahrschulen - Reform der Führerscheinausbildung überfällig
Wien (AK) - Der Führerschein kommt den österreichischen
Fahrschülern teuer, kritisiert die AK: Mehr als ein
durchschnittliches Netto-Monatsgehalt (1.100 Euro) zahlen Österreichs
Fahrschüler für das rosa Papier. So kostet ein B-Führerschein derzeit
bis zu 1.600 Euro. Hinzu kommen noch die Kosten für die
Lernunterlagen und den Erste Hilfe Kurs. Einzig positiv ist, dass es
durch die Euro-Umstellung zu keinen Preiserhöhungen kam. Das zeigt
eine aktuelle Erhebung der AK-VerkehrsexpertInnen. Verglichen wurden
die Preise im Mai für ein Führerscheinpaket B in Wiener, Kärntner,
Salzburger und einigen bayrischen Fahrschulen. Die AK fordert daher
Verkehrsminister Reichhold auf, durch mehr Wettbewerb zwischen den
Fahrschulen für niedrigere Preise zu sorgen. Auch sind die
Informationspflichten der Fahrschulen zu verbessern, denn ein
Preis/Leistungsvergleich ist kaum möglich. ****
Zur Erhebung
Die AK Wien hat im Mai bei 82 Fahrschulen in Wien, Salzburg und
Kärnten sowie einigen Fahrschulen im bayrischen Raum die Preise für
das Führerscheinpaket B erhoben. Enthalten waren im Preis -
entsprechend der Angabe auf dem Tarifblatt - die Kosten für die
Anmeldung, Versicherung, 40 Theoriestunden, Prüfungsvorbereitung und
Vorprüfung sowie 20 Fahrausbildungsstunden. Hinzugerechnet werden
müssen noch die Kosten für die Lernunterlagen und den
Erste-Hilfe-Kurs.
Wettbewerb in Wien - kein Wettbewerb im ländlichen Raum
+ Im Raum Wien müssen die Fahrschüler für ihre Ausbildung mit bis zu
1.531 Euro rechnen, im Schnitt sind es 1.144 Euro. Auf Grund der
zahlreichen Fahrschulen gibt es in Wien einen starken Wettbewerb -
die Preisunterschiede machen bis zu 700 Euro aus. Im Vergleich zu
2000 sind die Preise um rund 6 Prozent gestiegen.
+ Wer im Bundesland Salzburg seinen Pkw-Führerschein macht, muss
weiterhin tief ins Geldbörsel greifen - im Schnitt sind 1.216 Euro zu
zahlen. In Saalfelden zahlen Fahrschüler im teuersten Fall 1.339
Euro. Zusätzlich herrscht in Salzburg nur ein schwacher
Preiswettbewerb: Der Unterschied zwischen dem niedrigsten und
höchsten Preis beträgt nur 240 Euro. Positiv ist, dass im Vergleich
zu 2000 die Preise im Durchschnitt um 9 Prozent gesunken sind.
+ In Kärnten machen die Preise im Schnitt 1.141 Euro aus.
Klagenfurter zahlen mit einer Ausnahme höchstens 1.100 Euro für ihre
Ausbildung, im 40 km entfernten Villach jedoch bis zu 1.273 Euro. Die
Preisunterschiede liegen zwischen den Kärntner Bezirken bei 300 Euro.
Im Vergleich zu 2000 sind die Preise unverändert geblieben.
+ Die Fahrschulen kommen ihrer Preisauszeichnungspflicht sehr
mangelhaft nach. Obwohl es ein einheitliches, gesetzlich vorgegebenes
Tarifblatt gibt, wird dieses - wenn überhaupt - nur in den seltensten
Fällen richtig ausgefüllt. Die Fahrschulbranche scheint auch die
einzige Branche zu sein, die Preise für ihre Leistungen erst bekannt
gibt, wenn man sich verpflichtet, sie zu konsumieren: Über Internet
kann man sich zwar über eine Vielzahl von Fahrschulen und Angeboten
informieren, nicht jedoch über den Preis. Dieser wird erst bekannt
gegeben, wenn sich Fahrschüler bei der ausgewählten Fahrschule
anmelden. Den Fahrschülern fällt daher ein Preisvergleich schwer,
kritisiert die AK.
Gebiet Preise von bis in Euro B-Schein/Einzelfahrlektion
2000 2002
Wien 800-1.270/27-46 900- 1.531/32-55
Kärnten Land 980-1.230/34-43 996- 1.278/35-42
Villach 1.212-1.360/43-43 1.155-1.273/46-46
Klagenfurt 1.017-1.126/36-43 1.070-1.200/36-43
Salzburg Stadt 1.300-1.400/43-45 1.099-1.290/39-45
Salzburg Land 1.240-1.370/43-47 1.110-1.339/39-50
Bayern günstiger als Österreich
Der Vergleich zur Führerscheinausbildung mit bayrischen Fahrschulen
zeigt: In Deutschland sind bei der praktischen Ausbildung zwölf
Fahrlektionen bei Dämmerung, auf Autobahnen und Überland
verpflichtend. Diese Sonderfahrstunden sind um rund 10 Euro teurer
als die Normalfahrstunden, die im Schnitt 30 Euro kosten. Ausgehend
von einer vergleichbaren Praxisausbildung zwischen Österreich und
Bayern (Basis: 20 Praxisstunden, davon 12 Sonderfahrten) zeigt sich:
Für die Fahrstunden in Salzburg ist mit einem Betrag von
durchschnittlich 900 Euro zu rechnen, während der Fahrschüler im
angrenzenden Bayern für die gleiche Anzahl der Fahrstunden um rund 20
Prozent weniger zahlt - nämlich nur 730 Euro. Da in Deutschland
grundsätzlich mehr Wert auf die Praxisschulung der Fahrschüler gelegt
wird, kann unterm Strich festgestellt werden: In Deutschland gibt es
eine bessere Ausbildungsqualität zu einem günstigeren Preis als in
Österreich.
Die AK verlangt eine grundlegende Reform der Fahrschulausbildung in
Österreich: Ein entsprechendes AK-Forderungspaket wurde bereits
Anfang Mai an das Verkehrsministerium übermittelt.
(Forts)
Rückfragehinweis: Doris Strecker
AK Wien Kommunikation
Tel.: (++43-1) 501 65-2677
mailto:doris.strecker@akwien.or.at
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