Umweltdachverband warnt: Bis zu 8.000 GWh Strom aus Wasserkraft gehen für Österreich jährlich verloren.
Wien (OTS) - Mit der "Wasserkraftehe" zwischen der
Verbundgesellschaft und dem deutschen Atomriesen E.ON wird über die
Zukunft der österreichischen Wasserkraft entschieden. Der
Umweltdachverband beleuchtet die Konsequenzen und legt die Fakten auf
den Tisch.
Fakten und Konsequenzen des E.ON-Verbund Deals
1.Der Verbund bringt 26.000 GWh (74%) in die "Wasserkraftehe" mit,
die E.ON 9.000 GWh (26%). Der Verbund sichert der E.ON 37% der
Gesellschaftsrechte (Verfügungsrechte über die gemeinsam eingebrachte
Wasserkraft) zu. Damit erhält die E.ON 3.950 GWh Strom aus
österreichischen Wasserkraftwerken und kann dadurch das
Ökostromangebot für ihre Kunden auf 12.950 GWh erhöhen.
2. Die Zuteilung der Ökostromanteile wird ohne Bewertung der
eingebrachten österreichischen Wasserkraftwerke und deren
Vermögenswerte durchgeführt. Die Bewertung soll nur einmal erfolgen
und erst im Jahr 2005 einvernehmlich stattfinden. Bislang ist nicht
bekannt, wo die Gründe für dieses krasse Missverhältnis zwischen
Stromproduktion und Verfügungsrechten in der Gesellschaft liegen.
Nach Aussagen des Verbunds wird kein Geld fließen.
3. Die E.ON erhält die Option, ihre Verfügungsrechte an der
gemeinsamen Wasserkraft jederzeit auf 49% Gesellschaftsanteil zu
erhöhen. Macht die E.ON von dieser Option Gebrauch, erhält sie
weitere 4.200 GWh Strom aus österreichischen Wasserkraftwerken, um
ihre Kundenwünsche und Klimaschutzverpflichtungen erfüllen zu können.
Damit gibt die Verbundgesellschaft die Verfügungsgewalt über nahezu
ein Drittel ihrer jährlichen Wasserstromproduktion in die Hand der
E.ON, die wiederum um insgesamt 8.150 GWh mehr Ökostrom bekommen
würde als sie in die Gesellschaft einbringt. Mit den an die E.ON
abgegebenen Wasserkraft-Verfügungsrechten könnten alle Wiener,
Nieder- und Oberösterreichischen Haushalte mit Strom versorgt werden!
4. Ein wechselseitiges Vorkaufsrecht auf Übernahme der
Gesellschaftsanteile, somit über sämtliche
Wasserkraft-Verfügungsrechte wurde ebenso vereinbart, wie das
Einvernehmen in allen wichtigen gesellschaftspolitischen Fragen!
Bereits bei 37% Gesellschaftsanteil hat der Verbund dem Atomkonzern
E.ON Einstimmigkeit in grundsätzlichen Fragen der Geschäftspolitik
zugesichert. Mit dem wechselseitigen Vorkaufsrecht sichert sich die
E.ON die exklusiven Rechte an der heimischen Wasserkraft. Wird die
derzeit noch verfassungsmäßig geschützte Mehrheit der Republik an dem
Verbund aufgegeben, führt kein Weg an einer weiteren Beteiligung des
Atomstromkonzerns E.ON vorbei.
Mit der Einwilligung zur Einstimmigkeit in allen grundsätzlichen
Fragen der Geschäftspolitik macht sich die Verbundgesellschaft vom
"Goodwill" der E.ON-Konzernleitung in Düsseldorf abhängig.
Gleichzeitig ist es ein nicht wiedergutmachbarer Schritt in Richtung
endgültige Aufgabe der energiepolitischen Unabhängigkeit Österreichs,
appelliert Dr. Gerhard Heilingbrunner an alle Beteiligten und
fordert, die österreichische Stromlösung endlich zu verwirklichen.
Deal bringt Österreich in die Zwickmühle
Der an die E.ON verscherbelte "klimafreundliche" Wasserkraftstrom
wird dem Wirtschaftsstandort Österreich verloren gehen. Denn nach
Prognosen des WIFO wird der Inlandsstromverbrauch bis zum Jahr 2010
um ca. 1,6% pro Jahr (+900 GWh pro Jahr) steigen. Das entspricht
ungefähr der Strommenge von 8000 GWh, die von der Verbund an die E.ON
abverkauft werden soll. Um die fehlende Wasserstrommenge im Inland
"kyotokonform" ausgleichen zu können, müsste Österreich bis 2010
jährlich zusätzliche Anreizfinanzierungen in der Höhe von 90 Mio.
Euro im Bereich der "erneuerbaren Energie" tätigen. Da mit einiger
Sicherheit davon ausgegangen werden muss, dass diese Vorgabe in der
verbleibenden Zeit nicht erfüllbar sein wird, bleibt Österreich nur
mehr die Wahl zwischen steigender Stromproduktion in kalorischen
Kraftwerken und massiven Atomstromimporten. Die gesteigerte
Inlandsproduktion über thermische Kraftwerke würde das Kyoto-Ziel im
Energiesektor unerfüllbar machen und damit zusätzliche Belastungen
für andere Wirtschaftssektoren bzw. Bund, Länder und Gemeinden
auslösen. Die Zeichen deuten damit eindeutig auf zunehmende
Atomstromimporte. Das Atomstrom-Importverbot wurde von BM Bartenstein
schon vorsorglich aufgehoben.
Verbund verschenkt an die E.ON schon bald ca. 3 Milliarden
Schilling (220 Mio. Euro) jährlich
Mit dem Richtlinienentwurf der EU-Kommission zum Emissionshandel
wird CO2-emissionsintensive Produktion spürbar verteuert und für
CO2-neutrale Produktionstechniken sind enorme Wettbewerbsvorteile zu
erwarten. Erneuerbare Energie (Biomasse, Wind, Solar, Wasserkraft...)
bekommt damit neben ihrem ökologischen auch einen ökonomischen
Mehrwert, der weit über dem derzeitigen Niveau liegt (30-50 Groschen
je kWh)!
In nur wenigen Jahren werden die an die E.ON verscherbelten 8000
GWh ihren Wert voraussichtlich um ca. 3 Milliarden Schilling oder 220
Mio. Euro erhöhen. Zum Vergleich: das Einsparungspotential durch die
gemeinsame Kraftwerksführung in der EHP wird von der Verbund mit 300
Millionen ATS (22 Mio. Euro) pro Jahr beziffert.
Die E.ON - der große Gewinner des Deals - auch beim Klimaschutz
Die E.ON bekommt mit dem Deal zusätzliche Verfügungsrechte über
Wasserkraft, die sie selbst nicht produzieren könnte. Für den
E.ON-Konzern, der 48,4% seiner Stromproduktion über die Verfeuerung
von Öl, Braun- und Steinkohle gewinnt, käme dieser Deal mehr als
gelegen, da es dem Konzern möglich wird, bei unverändertem
Stromabsatz, unrentable Wärmekraftwerke (CO2-Emittenten erster
Ordnung) vom Netz zu nehmen und auf diesem Weg seine
Klimaschutzverpflichtungen zu erfüllen.
Fazit
Mit der verscherbelten Wasserstrommenge von 8000 GWh, unterstützt
der Verbund den Atomkonzern E.ON bei der Erreichung seiner
Klimaschutzverpflichtungen. Umgekehrt bleibt der Verbund auf seinen
thermischen Kraftwerken sitzen und handelt Österreich zudem noch
Probleme bei der Erreichung des Kyoto-Ziels bzw. dramatische Zuwächse
bei Atomstrom ein, resümiert Dr. Ernst Partl, Energiesprecher des
Umweltdachverbandes.
Grafik(en) zu dieser Meldung finden Sie im AOM/Original Grafik
Service, sowie im OTS Grafikarchiv unter http://grafik.ots.at
Rückfragehinweis:
Umweltdachverband
Dr. Ernst Partl, Energiesprecher
Tel.: 40113/23
mailto:ernst.partl@umweltdachverband.at
Dr. Sylvia Steinbauer, Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 40 113/21
mailto:sylvia.steinbauer@umweltdachverband.at
Homepage: http://www.umweltdachverband.at
OTS-ORIGINALTEXT UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | OGN/OGN/OTS