Fabrik der Zukunft: Proteine aus der Grünen Bioraffinerie
Wien (OTS) - Im Rahmen des Forschungsförderungsprogramms "Fabrik der Zukunft" des Infrastrukturministeriums (BMVIT) untersuchen derzeit Wissenschafter des Kornberg Instituts Steirisches Vulkanland und Joanneum Research den Einsatz von Gras als Rohstofflieferant. Der "Rohstoff Gras" soll in einer Bioraffinerie zu einer Vielfalt von Produktgruppen umgearbeitet werden.
Die Abtrennung von Proteinen aus Wiesengrünmasse ist beispielsweise ein alterprobtes Verfahren, das bereits 1773 angewendet wurde. Die Experten der "Grünen Bioraffinerie" arbeiten derzeit an einem Konzept zur industriellen Herstellung solcher Proteine.
Grundpfeiler des Konzeptes ist die Silage-Lagerung der Grünmasse. Da frischer Grassaft nicht lagerfähig ist, ermöglicht die Silage einen ganzjährigen Betrieb der Anlage. Vorraussetzung dafür ist allerdings die sachgerechte Handhabung des Rohstoffes, die richtige Erntezeit und -methode, sowie die Anwendung spezieller Starterkulturen.
Zur Zeit mangelt es bei den Silagebedingungen aber an der Wirtschaftlichkeit. Denn auch wenn diese "perfekt" sind, ist der Proteinverlust dabei noch immer relativ hoch - höher als bei der Verarbeitung frischer Grünmasse. Daher halten sich die Forscher diese Möglichkeit nach wie vor offen, obwohl dies wegen der fehlenden Lagerfähigkeit den Einsatz von nicht erneuerbaren Ressourcen bedeuten würde.
Konkret orientieren sich die Forschungsarbeiten an der Produktion eines Hochprotein-Futtermittels für die Fütterung von Rindern. Weiters wird die Erzeugung von Proteinen für technische Anwendungen und menschliche Nahrung auf ihre Wirtschaftlichkeit hin überprüft.
Als Grünland-Nutzungskonzept soll bis 2004 eine Pilotanlage der "Grünen Bioraffinerie" in der Oststeiermark entstehen und so die Kulturlandschaft der Region am Leben erhalten, die auf Grund des Strukturwandels in der Landwirtschaft in eine ungewisse Zukunft blickt. Der Wandel ist vor allem durch einen starken Rückgang der Milchwirtschaft zu Gunsten des Ackerbaus gekennzeichnet. Dadurch liegen immer mehr Weideflächen brach. In einer Analogie zu einer Erdölraffinerie können auf Basis biogener Rohstoffe wie Gras, Klee und Luzerne Kraft- und Brennstoffe, chemische Grundstoffe und andere Werkstoffe hergestellt werden.
Als Rohstoff kommt im Sommer frisches Gras, im Winter dagegen Silage in Frage. Durch Pressung wird die Rohmasse in einen relativ trockenen Presskuchen und in Grassaft getrennt. Der Raufaserhältige Presskuchen kann zu diversen Werkstoffen oder Materialien, der Presssaft zu einem Ausgangsstoff für biotechnologische Prozesse, weiterverarbeitet werden.
Im folgenden die Produktgruppen der "Grünen Bioraffinerie":
- Proteinhältige Futtermittel für Hochleistungsrinder und Milchaustauscher
- Milchsäure als Grundlage für Kunststoffe oder Lösungsmittel
- Grasfasern für verschiedenste Baumaterialien
- Biogas zur Herstellung von "grünem" Strom in einem Blockheizkraftwerk.
In diesem Projekt-Stadium soll an der Erarbeitung von Auslegungsgrundlagen für Bau und Betrieb einer Pilotanlage und der Spezifikation der Verfahrensschritte für Pressen, Trocknen, Filtern und Aufkonzentrieren geforscht werden.
Das Forschungsförderungsprogramm "Fabrik der Zukunft" wird im Rahmen des Impulsprogramms "Nachhaltig Wirtschaften" des Infrastrukturministeriums (BMVIT) durchgeführt. Für die erfolgreiche Abwicklung des Programms ist der Forschungsförderungsfonds für die gewerbliche Wirtschaft (FFF) zuständig.
In der ersten Antragsrunde des Programms wurden 20 Projekte ausgewählt. Die zweite Ausschreibungsrunde startet im kommenden März, Ende des Jahres 2002 soll ein dritter Aufruf für Projekteinreichungen veröffentlicht werden. 2001 und 2002 stehen jeweils rund 35 Mill. S (2,54 Mill. Euro) für Forschungsprojekte zu den Themenbereichen "Technologien und Innovationen bei Produktionsprozessen", "Nutzung nachwachsender Rohstoffe" und "Produkte und Dienstleistungen" zur Verfügung.
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Dipl.-Ing. Dr. Christian Krotschek
Kornberg Institut der Steirisches Vulkanland
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