• 07.01.2002, 10:30:00
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Fabrik der Zukunft: Proteine aus der Grünen Bioraffinerie

Wien (OTS) - Im Rahmen des Forschungsförderungsprogramms "Fabrik
der Zukunft" des Infrastrukturministeriums (BMVIT) untersuchen
derzeit Wissenschafter des Kornberg Instituts Steirisches Vulkanland
und Joanneum Research den Einsatz von Gras als Rohstofflieferant. Der
"Rohstoff Gras" soll in einer Bioraffinerie zu einer Vielfalt von
Produktgruppen umgearbeitet werden.

Die Abtrennung von Proteinen aus Wiesengrünmasse ist
beispielsweise ein alterprobtes Verfahren, das bereits 1773
angewendet wurde. Die Experten der "Grünen Bioraffinerie" arbeiten
derzeit an einem Konzept zur industriellen Herstellung solcher
Proteine.

Grundpfeiler des Konzeptes ist die Silage-Lagerung der Grünmasse.
Da frischer Grassaft nicht lagerfähig ist, ermöglicht die Silage
einen ganzjährigen Betrieb der Anlage. Vorraussetzung dafür ist
allerdings die sachgerechte Handhabung des Rohstoffes, die richtige
Erntezeit und -methode, sowie die Anwendung spezieller
Starterkulturen.

Zur Zeit mangelt es bei den Silagebedingungen aber an der
Wirtschaftlichkeit. Denn auch wenn diese "perfekt" sind, ist der
Proteinverlust dabei noch immer relativ hoch - höher als bei der
Verarbeitung frischer Grünmasse. Daher halten sich die Forscher diese
Möglichkeit nach wie vor offen, obwohl dies wegen der fehlenden
Lagerfähigkeit den Einsatz von nicht erneuerbaren Ressourcen bedeuten
würde.

Konkret orientieren sich die Forschungsarbeiten an der Produktion
eines Hochprotein-Futtermittels für die Fütterung von Rindern.
Weiters wird die Erzeugung von Proteinen für technische Anwendungen
und menschliche Nahrung auf ihre Wirtschaftlichkeit hin überprüft.

Als Grünland-Nutzungskonzept soll bis 2004 eine Pilotanlage der
"Grünen Bioraffinerie" in der Oststeiermark entstehen und so die
Kulturlandschaft der Region am Leben erhalten, die auf Grund des
Strukturwandels in der Landwirtschaft in eine ungewisse Zukunft
blickt. Der Wandel ist vor allem durch einen starken Rückgang der
Milchwirtschaft zu Gunsten des Ackerbaus gekennzeichnet. Dadurch
liegen immer mehr Weideflächen brach. In einer Analogie zu einer
Erdölraffinerie können auf Basis biogener Rohstoffe wie Gras, Klee
und Luzerne Kraft- und Brennstoffe, chemische Grundstoffe und andere
Werkstoffe hergestellt werden.

Als Rohstoff kommt im Sommer frisches Gras, im Winter dagegen
Silage in Frage. Durch Pressung wird die Rohmasse in einen relativ
trockenen Presskuchen und in Grassaft getrennt. Der Raufaserhältige
Presskuchen kann zu diversen Werkstoffen oder Materialien, der
Presssaft zu einem Ausgangsstoff für biotechnologische Prozesse,
weiterverarbeitet werden.

Im folgenden die Produktgruppen der "Grünen Bioraffinerie":

- Proteinhältige Futtermittel für Hochleistungsrinder und
Milchaustauscher
- Milchsäure als Grundlage für Kunststoffe oder Lösungsmittel
- Grasfasern für verschiedenste Baumaterialien
- Biogas zur Herstellung von "grünem" Strom in einem
Blockheizkraftwerk.

In diesem Projekt-Stadium soll an der Erarbeitung von
Auslegungsgrundlagen für Bau und Betrieb einer Pilotanlage und der
Spezifikation der Verfahrensschritte für Pressen, Trocknen, Filtern
und Aufkonzentrieren geforscht werden.

Das Forschungsförderungsprogramm "Fabrik der Zukunft" wird im
Rahmen des Impulsprogramms "Nachhaltig Wirtschaften" des
Infrastrukturministeriums (BMVIT) durchgeführt. Für die erfolgreiche
Abwicklung des Programms ist der Forschungsförderungsfonds für die
gewerbliche Wirtschaft (FFF) zuständig.

In der ersten Antragsrunde des Programms wurden 20 Projekte
ausgewählt. Die zweite Ausschreibungsrunde startet im kommenden März,
Ende des Jahres 2002 soll ein dritter Aufruf für Projekteinreichungen
veröffentlicht werden. 2001 und 2002 stehen jeweils rund 35 Mill. S
(2,54 Mill. Euro) für Forschungsprojekte zu den Themenbereichen
"Technologien und Innovationen bei Produktionsprozessen", "Nutzung
nachwachsender Rohstoffe" und "Produkte und Dienstleistungen" zur
Verfügung.

Rückfragehinweis: Dipl.-Ing. Dr. Christian Krotschek
Kornberg Institut der Steirisches Vulkanland
Regionalentwicklung GmbH
Ländliches Innovationszentrum
Auersbach 130, A-8330 Feldbach
Tel.: +43/3152/8575/300
Fax: +43/3152/8575/325
mailto:krotschek@imzentrum.at

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