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WirtschaftsBlatt - Kommentar: Die Lehren aus dem Fall Elsner (von Peter Muzik)

Wien (OTS) - Die Meldung, dass sich Bawag-Generaldirektor Helmut Elsner eine Pensionsabfindung in Höhe von 3,63 Millionen Euro auszahlen hat lassen, sorgte zwar knapp vor Jahresende für einige Empörung - doch das Thema war rasch wieder vom Tisch. Und das ist schade, weil es sich dabei mit Sicherheit nicht um einen Einzelfall gehandelt hat. Vielmehr gibt es eine Reihe von durchaus bekannten und durchaus erfolgreichen Topmanagern, die sich damals wegen des Wegfalls steuerlicher Begünstigungen ebenfalls vorzeitig mit namhaften Beträgen abfinden liessen. Rein rechtlich war das - das ist hier in aller Deutlichkeit fest zu halten - in allen Fällen völlig in Ordnung, also legal und gesetzeskonform; in moralischer Hinsicht waren diese Aktionen allerdings nicht gerade wasserdicht.

Es schaut halt schon sehr blöd aus, wenn ausgerechnet der Boss einer gewerkschaftsnahen Bank in so einer Affäre die Hauptrolle spielt; und optisch macht es sich gar nicht gut, dass sich etliche Spitzenmanager von Versicherungen, Kreditinstituten oder staatsnahen Grossbetrieben ebenfalls an diesem Privilegienzirkus beteiligt haben.

Es geht hier - um Missverständnissen vorzubeugen - sicher nicht darum, dass Elsner und andere steuerliche Nutzniesser überhaupt solche Abfindungen bekamen - immerhin haben sie für ihre Unternehmen entsprechende Leistungen erbracht; es geht auch nicht um die konkrete Höhe der Abfindung - ein Manager, der jahrelang sein Unternehmen erfolgreich führt, soll durchaus Länge mal Breite verdienen und zusätzliche Privilegien haben dürfen; es geht einzig und allein um das Faktum, WIE solche Dinge stets entschieden werden - nämlich vollkommen unter Ausschluss der Öffentlichkeit und ohne jede Transparenz, was sie leider automatisch mit dem Geruch von Obszönität behaftet. Natürlich ist klar, dass man so diskrete Vereinbarungen wie Dienstverträge von Generaldirektoren, vor allem, wenn es um Privatfirmen geht, nicht in totaler Offenheit, quasi coram publico, behandeln kann. Genau deshalb wäre es wichtig, wenn eine neutrale Kontrollinstanz wie etwa der Rechnungshof in brisanten Fällen à la Elsner eingeweiht wäre. Leider ein frommer Wunsch: Schon die rund 6000 Spitzenverdiener im öffentlichen Dienst und in staatsnahen Betrieben, die ihre Gagen demnächst öffentlich bekannt geben sollen, wehren sich mit allen Mitteln dagegen ...

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