• 12.11.2001, 09:00:08
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Das "Jüngste Gericht" von Hieronymus Bosch: Echtheit bestätigt - BILD (web)

Die Bosch-Ausstellung in Rotterdam: Neue Erkenntnisse zu seinem Werk - Das Wiener Gerichtstriptychon nun ein zentrales Werk des eigenhändigen Oeuvres

Wien (OTS) - Seit Anfang September 2001 präsentiert Europas
diesjährige Kulturhauptstadt Rotterdam eine umfangreiche Schau zu
Leben Werk und Nachwirkung bis in die Gegenwartskunst hinein des wohl
geheimnisvollsten Malers der spätgotischen Niederlande, von
Hieronymus Bosch (s'Hertogenbosch um 1450 - 1516).

Siebzehn der bislang schon als eigenhändig geltenden Tafelbilder -
von insgesamt etwa fünfundzwanzig - konnten die
Ausstellungsorganisatoren in Rotterdam versammeln, dazu noch
sämtliche Handzeichnungen, die mit Bosch in Beziehung gebracht
wurden, sieben davon autographe Arbeiten.

Nicht möglich war es jedoch, die großformatigen Werke zu leihen,
darunter vor allem die vier Flügelaltäre in Lissabon, Madrid und in
Wien.

So blieb auch das "Jüngste Gericht" der Akademiegalerie in Wien an
seinem angestammten Ort und gibt somit dem Wiener Publikum die
Gelegenheit, eines der Hauptwerke von Hieronymus Bosch in Wien zu
sehen.

Dennoch, noch nie waren so viele Arbeiten dieses immer noch
geheimnisvollen Malers der Niederlande zwischen Spätgotik und
Renaissance an einem Ort versammelt. Damit war auch die einmalige
Gelegenheit gegeben, die unzähligen Widersprüche und Rätsel in seinem
Werk auf den Prüfstand einer kunstkritischen Betrachtung zu stellen:

Die naturwissenschaftliche Untersuchung des Holzes der Bildtafeln,
die Rückschlüsse auf das Alter des Holzes erlaubt, hat einige
traditionelle Datierungen der Tafeln über den Haufen geworfen. Sie
hat auch gezeigt, dass heute in Museen als Einzeltafeln aufbewahrte
Bilder ursprünglich Teile eines Flügelaltares waren und somit
zusammengehörten.

Alle diese umwälzenden Erkenntnisse wurden auf dem Kongress
"Hieronymus Bosch revealed?", der rezent vom 05. bis zum 07. November
in Rotterdam und in Boschs Heimatstadt s Hertogenbosch stattfand, der
internationalen Fachwelt vorgestellt.

Wenn auch nicht selbst in der Ausstellung anwesend, so standen in
der Diskussion über das unter den neuen Erkenntnissen nun in Umfang
und Datierung zu revidierende Werk die vier großen Triptychen im
Zentrum der Aufmerksamkeit: Neben der "Antoniusversuchung" in
Lissabon und dem "Heuwagen" im Prado besonders der "Garten der Lüste"

ebendort und das "Jüngste Gericht" der Wiener Akademiegalerie.

Die Präsenz so vieler Tafelbilder und Handzeichnungen erlaubte nun
erstmals auch eine differenzierte Analyse der unterschiedlichen
Zeichen- und Malstile, die sich innerhalb des bis heute akzeptierten
Oeuvres von Bosch finden und die bislang nicht erklärt werden
konnten: Die Fachwelt flüchtete sich in die Feststellung
unterschiedlicher "Handschriften", über die Hieronymus Bosch
verfügte.

Am Ende dieses Überprüfungsprozesses von Boschs Werk liegt nun ein
geringfügig erweitertes Gesamtoeuvre vor, das aller
Wahrscheinlichkeit nach auf zwei Künstlerpersönlichkeiten verteilt
werden muss: Auf den namentlich bekannten Meister Hieronymus Bosch
selbst und auf einen jüngeren Mitarbeiter, der in seiner nächsten
Nähe in seinem Stil und in seinem Sinn gearbeitet hat, aber wohl
anonym bleiben wird.

In diesem Erkenntnisprozess ist das Wiener Gerichtstriptychon -
das in den Dimensionen das größte erhaltene Werk von Hieronymus Bosch
- in die Kerngruppe der Gemälde von Hieronymus Bosch selbst gerückt
in die nächste Nachbarschaft zum rätselhaftesten Werk dieses
Künstlers, des "Gartens der Lüste".

Das Wiener Publikum hat damit das Privileg, einen "echten Bosch"
hier in Wien sehen und studieren zu können, und zwar jederzeit in der
Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste, im 1. Stock am
Schillerplatz.

Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien
Öffnungszeiten: DI-SO 10.00-16.00, MO geschl.
Eintritt: ATS 50,-- / Euro 3,63

Für den Text verantwortlich:

(Siehe auch APA/AOM - Original Bild Service)
Bild auch abrufbar auf APA/OTSweb: http://www.ots.at

Rückfragehinweis: HR Univ.Doz.Dr. Renate Trnek
Gemäldegalerie der Akademie der bildenden
Künste Wien
Schillerplatz 3, 1. Stock, 1010 Wien
Tel.: 58 816-225

OTS-ORIGINALTEXT UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | NEF/OTS

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