• 31.10.2001, 13:35:55
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  • OTS0144 OTW0144

Tolar: Scharfe Kritik an Schüssel wegen Aussagen zu § 209

"Bundeskanzler Schüssel muss sich endlich öffentlicher Diskussion zum Paragraph 209 stellen statt dumme Unwahrheiten zu verbreiten"

Wien (SK) "Die gestrigen Aussagen des Bundeskanzlers zum § 209 zeigen
einmal mehr seine Inkompetenz in dieser Frage. Schüssel soll sich
endlich einer öffentlichen Diskussion zu dieser Frage stellen, statt
gebetsmühlenartig dumme Unwahrheiten zu verbreiten", empörte sich
heute Günter Tolar, Bundesvorsitzender der SoHo (Initiative
Sozialismus & Homosexualität) über die Aussagen des Bundeskanzlers
beim gestrigen Reformationsempfang der Evangelischen Kirche. Tolar
führte aus: "Beim menschenrechtswidrigen Strafrechtsparagraphen 209
geht es nicht um Kindesmissbrauch, der bekanntlich in anderen
Paragraphen geregelt ist, sondern einzig um freiwillige
Liebesbeziehungen unter Männern. Warum der Herr Bundeskanzler das bei
seiner sonstigen angeblichen Intelligenz nicht begreift, ist mir
unverständlich. Ich biete ihm aber hiermit gerne eine private Lesung
zum Thema 'Das österreichische Strafgesetzbuch, Abschnitt zehn,
Sexualstrafrecht' an." ****

SoHo begrüßt offensives Eintreten der evangelischen Kirche für
Homosexuellenrechte

"Umso mehr möchte ich der Evangelischen Kirche Österreichs und
insbesondere Bischof Sturm für das unermüdliche Eintreten um die
Rechte von Lesben und Schwulen danken", erklärte Tolar und betonte:
"Hoffentlich haben die Vertreter der katholischen Bischofskonferenz
hier gut zugehört. Ich hoffe, sie überlegen es sich gut, ob sie
bestimmten katholischen Fundamentalisten folgen und diskriminierende
Schritte gegen die Katholische Aktion setzen. Die SoHo erklärt sich
jedenfalls so wie andere Homosexuellenorganisationen Österreichs
solidarisch mit der Katholischen Männerbewegung und den zahlreichen
Lesben und Schwulen in der katholischen Kirche, die keinesfalls
ausgegrenzt werden dürfen."

"Der Bundeskanzler knüpft mit seiner gestrigen Aussage zum §209 StGB
jedenfalls nahtlos an seine politischen Kuriositäten der letzten Tage
an. Da er die Neutralität für eine Mozartkugel hält und den
Bundespräsidenten von privaten Informationsflüssen am Frühstückstisch
abhängig machen will, möchte ich mir gar nicht ausmalen, was er sich
zur Frage der Homosexuellenrechte so denkt. Wahrscheinlich, wie seine
Aussagen zeigen, gar nichts", stellte Tolar fest. Die Kinder- und
Jugendanwaltschaft, der Österreichische Bundesjugendring und der
renommierte Kinderpsychologe Prof. Max Friedrich fordern jedenfalls
seit zehn Jahren die ersatzlose Abschaffung des § 209 StGB.
Abschließend erklärte Tolar daher: "Indem man eine Unwahrheit immer
wieder wiederholt, wird sie noch lange nicht zur Wahrheit. Den
Bundeskanzler, der zum § 209 ständig Wortfetzen in die Öffentlichkeit
wirft, ohne sich den Gegenargumenten zu stellen, fordere ich daher zu
einer öffentlichen Diskussion in dieser Frage auf. Herr
Bundeskanzler, stellen sie sich endlich dieser Diskussion!".
(Schluss) ah/mp

Rückfragehinweis: Raoul Fortner, SoHo-Bundessekretär, 0676/31 33 741

Rückfragehinweis: Pressedienst der SPÖ

Tel.: 01/53427-275

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