- 13.09.2001, 16:48:52
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WirtschaftsBlatt-Kommentar ad USA: Hinaufrechnen, nicht hinunter (von Engelbert Washietl)
Wien (OTS) - Gesundbeten hilft nichts, aber krankjammern schlägt
sich auf die ökonomische Leber. Also doch besser gesundbeten, am
besten aber: Ärmel aufkrempeln. Die europäische Wirtschaft befindet
sich 109 Tage vor ihrer grössten währungspolitischen Zäsur nicht nur
in einem hartnäckigen Konjunkturtief, sondern auch im Banne der
amerikanischen Tragödie. Niemand wird bestreiten, dass diese einen
schweren Schlag für die gesamte Industriewelt und in der Folge für
alle Völker bedeutet. Die Vernichtung tausender Menschen durch eine
gezielte Terroraktion ist, ökonomisch betrachtet, eine Zerstörung von
Human-Kapital und war von den Rädelsführern auch so konzipiert. Der
plötzliche Abgang unzähliger kreativer Geister, geschäftiger Manager
und funktionierender Systeme muss sich negativ auswirken. Aber die
immer öfter zu hörende Losung: "Die ökonomische Zukunft liegt in der
Hand der amerikanischen Konsumenten" enthält nicht nur die Angst vor
dem Wegbrechen eines riesigen Konsummarktes, sondern auch eine Art
europäisches "Inschallah". Wieso wartet Europa auf das in eine
extreme Krise beförderte Amerika, statt den Spiess umzudrehen und den
Partnern jenseits des Atlantiks Hoffnung zu geben? Denn in der Troika
USA-Japan-Westeuropa steht die europäische Wirtschaft respektabel da.
Hier wankt keine Basis, die Infrastruktur ist intakt, womit ja nicht
schönfärberisch behauptet werden soll, dass nicht zahlreiche
Unternehmen schon im Grenzbereich ihrer Leistungsfähigkeit operieren.
Österreichs Industrie hat sich nachdrücklich mit einem seit langem
vorbereiteten, durch die amerikanische Erschütterung nur noch
aktueller gewordenen Manifest zu Wort gemeldet (siehe A6): Wer in die
Zukunft blickt, darf nicht nur reparieren und sanieren, sondern muss
handeln eine unüberhörbare Mahnung an die viel zu oft in
politischer Kleinkrämerei verhaftete Regierungskoalition. Das grosse
Interesse der Unternehmerschaft an dieser Aktion lässt erkennen, wie
dringend die Anliegen sind und wie hoch die Bereitschaft ist, sich
kräftig ins Zeug zu werfen. Täglich drei Mal nachzurechnen, ob sich
das Wirtschaftswachstum schon wieder verlangsamt, kann getrost den
Statistikern und Ausdeutern überlassen werden. Europas
Wirtschaftstreibende haben derzeit Wichtigeres zu tun. was
Rückfragehinweis: WirtschaftsBlatt
Redaktionstel.: 91919-305
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