Toptechnologie für Topinformation
Wien (OTS) - Ab Jänner 2002 kommt die "Zeit im Bild" aus dem neuen
Newsroom. Damit wird eines der wichtigsten Projekte der
ORF-TV-Information und der ORF-Technik umgesetzt. Mit dem neuen
Newsroom macht die "Zeit im Bild" einen großen Schritt in die Zukunft
der Fernsehnachrichten.
Alter Newsroom: Betriebssicherheit nicht gegeben
Seit 16 Jahren ist der Newsroom, das Nachrichtenstudio der "Zeit im
Bild"-Sendungen, bereits in Betrieb. Für die damalige Beanspruchung
ausreichend, ist er inzwischen in die Jahre gekommen. Und so kann das
Herzstück der ORF-TV-Information den hohen technische Anforderungen
nicht mehr gerecht werden. Neue Technologien, die den steigenden
Programmanforderungen besser entsprechen, können so nicht zum Einsatz
kommen, nicht zuletzt lassen allgemeiner Platzmangel und zu geringe
Raumhöhe wenig Spielraum. Durch das Alter der Anlage ist selbst die
Betriebsicherheit bei der Produktion laufender Sendungen nicht mehr
gewährleistet.
Der Technische Direktor Moosmann und Info-Intendant Leopoldseder zum
neuen Newsroom:
Da eine Adaptierung und Erweiterung der bestehenden Studioräume nicht
sinnvoll möglich ist, wurde mit der Planung eines neuen
TV-Newscenters begonnen, dessen Herzstück der neue Newsroom ist. Für
den Technischen Direktor des ORF, Peter Moosmann, eröffnet die neue
ORF-Nachrichtenzentrale eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten: "Der
Newsroom-Neubau geht Hand in Hand mit dem erforderlichen Umstieg auf
zeitgemäße digitale Technik. Diese Innovationen für Redaktion und
Technik werden auch unseren Zusehern zugute kommen." Die topaktuelle
Ausstattung des neu errichteten Gebäudes wird es der
ORF-TV-Information ermöglichen, sich auch den wachsenden
Anforderungen und neuen Herausforderungen der Berichterstattung im
21. Jahrhundert zu stellen. "Der neue Newsroom muss für
tagesumgreifende Information und Großereignisse voll gerüstet sein",
unterstreicht Informationsintendant Hannes Leopoldseder, der
seinerzeit als Landesintendant des ORF-Landesstudios Oberösterreich
einen der ersten digitalisierten Radio-Newsrooms des ORF zum Einsatz
gebracht hat, die absolute Notwendigkeit des Neubaus. "Genau dafür
liefert der neue Newsroom die Möglichkeiten - räumlich durch die
Zusammenführung der Redaktionen, technisch und organisatorisch. Der
ORF muss sich in der wachsenden Wettbewerbssituation seine
Konkurrenzfähigkeit in der Information sichern und offensiv auf die
neue Multimedialität ausrichten."
267 Quadratmeter High Tech
Konkret geht es beim Newsroom-Neubau um drei Hauptbereiche:
Erneuerung des Regieplatzes und des Studios
Schaffung von Büroraum mit dem Ziel, die Redaktionen zusammenzuführen
Einstieg in die Digitalisierung der TV-Produktion im
Informationsbereich
Im Mittelpunkt des künftigen TV-Newscenters steht der neue Newsroom,
der Raum, aus dem die TV-Nachrichten abgewickelt werden, und der neue
Regieplatz. Mit 267 Quadratmetern ist das Nachrichtenstudio deutlich
größer als das bisherige. Rund um dieses Herzstück gruppieren sich
alle Redaktionen, die an der Entstehung der "Zeit im Bild" beteiligt
sind (Moderatoren, Redakteure, Disposition, Planung), die
Parlamentsredaktion, die "Betrifft"-Redaktion und die aktuelle
Grafikabteilung. Zur Verfügung stehen Büroräume, Sitzungsräume,
Schneideräume, Grafikstudios etc.
Modernster Workflow ermöglicht Rund-um-die-Uhr-Dienst
Mit dem Neubau des Newsrooms besteht zugleich die Chance, in die neue
Technologie der Informationsbearbeitung und -verwertung einzusteigen.
Eine volldigitale Newsproduktion soll einerseits die beste optische
Qualität garantieren, andererseits wird sie den redaktionellen Alltag
revolutionieren. Im digitalen Workflow kann Videomaterial
blitzschnell bearbeitet werden. Unmittelbar nachdem Material über
Satellit im Newsroom aufläuft, können sofort zahlreiche Redakteure
gleichzeitig von ihrem Arbeitsplatz aus dieses Material sichten und
im Rohschnitt bearbeiten. Die Endbearbeitung erfolgt dann in den
Schneideräumen in wesentlich kürzerer Zeit als bisher. Ein
intelligentes Content-Management-System wird über eine zum Teil sogar
automatisierte Beschlagwortung die Wiederauffindbarkeit des Materials
garantieren, die Einbindung des Archivs über das digitale Netz
ermöglicht die schnelle Einarbeitung von Archivmaterial und letztlich
sind die Beiträge und digitalen Informationen ebenso schnell für eine
weitere Nutzung - etwa über ORF ON - nutzbar.
Dieser volldigitale Workflow wird im Newsroom nicht von Anfang an zur
Verfügung stehen, aber sukzessive aufgebaut. Ein entsprechender
Stufenplan soll garantieren, dass die Einzelschritte letztlich dem
jetzt schon fixierten Gesamtkonzept entsprechen.
In der On-Air-Redaktion sind künftig zwei parallele
Vorbereitungslinien vorgesehen, sodass zwei Sendungsteams
gleichzeitig unterschiedliche Sendungen planen können, aber dennoch
in enger Kooperation miteinander stehen. Derartige Anforderungen
entstehen immer wieder bei Großereignissen (z. B. Kaprun, Galtür,
Kosovo-Krieg usw.), wenn etwa Sondersendungen unmittelbar an die
regulären "ZiBs" anschließen und umgekehrt. Aber auch im
Regulärbetrieb wird damit eine direktere Zusammenarbeit etwa zwischen
Frühmannschaft, "ZiB 1", "ZiB 2" und der Nachtbesetzung
gewährleistet. Die Sendungsteams brauchen keine Übergaben mehr
durchzuführen, sondern führen automatisch übergreifend durch den Tag.
Dies soll letztlich bei Bedarf einen Rund-um-die-Uhr-Betrieb aus dem
Newsroom ermöglichen.
Die Schnelligkeit bei Vorbereitung und Sendungsabwicklung hat
natürlich auch Auswirkung auf das interne Redaktionsgefüge.
Ungehinderte Kommunikation ist eine absolute Notwendigkeit. Und
deshalb entspricht auch die Unterbringung und Anordnung der
Redaktionsarbeitsplätze diesem Anforderungsprofil. Die Redakteure
sitzen nicht mehr in relativ kleinen Zimmern, sondern sind in offenen
Bürolandschaften untergebracht, die ein sofortiges Reagieren auf neue
Ereignislagen ermöglichen. Dennoch wird auf akustische und optische
Abschirmungen so weit wie möglich Rücksicht genommen, denn
redaktionelles Arbeiten heißt immer auch Arbeiten unter Zeitdruck und
höchster Konzentration.
Die neuen Räume ermöglichen auch eine Zusammenführung der aktuellen
Redaktionen, die bisher durch Türen und Gänge voneinander getrennt
sind. Auch das soll es den Teams erleichtern, übergreifend durch den
Nachrichtentag zu führen. Zugleich soll damit die Verwaltung und
Administration der "Zeit im Bild"-Redaktionen erleichtert werden.
Logistische Herausforderung
Ein Großprojekt wie der Bau des neuen Newsrooms für die
TV-Information bedarf einer umfassenden Logistik und exakten
Vorbereitung. Für die Koordination der Planung und Entwicklung wurde
daher ein Lenkungsausschuss eingesetzt. Die Vorgaben und Bedürfnisse
der Redaktionen, die zum Entstehen der ORF-Nachrichten beitragen,
wurden eingeholt und breit diskutiert. Technische, redaktionelle und
wirtschaftliche Aspekte flossen in die Entscheidungsfindung ein.
Dem neuen Workflow liegt ein Stufenplan zu Grunde, der über den
eigentlichen Neubau des Newsroms weit hinausgeht. Die Übersiedlung
der "ZiB"-Redaktionen in den Neubau im ORF-Zentrum erfordert
logistischen Aufwand. Den neuen Anforderungen entsprechend müssen
nämlich zunächst verwandte und eng kooperierende Abteilungen in der
Nähe des Newsrooms zusammengeführt werden. Danach müssen diese auch
an die neue digitale Produktionstechnik angebunden werden. Dies geht
aber über das ORF-Zentrum hinaus. Letztlich werden auch alle
Außenstellen, bis hin zu den Landesstudios und den
Korrespondentenbüros, in den volldigitalen Workflow eingebunden. Das
ist eine Herausforderung, die noch einige Zeit in Anspruch nehmen
wird.
Technische Daten
Nach Fertigstellung des Rohbaus im April 2001 ging es Zug um Zug
weiter: Das eigentliche Herz des Nachrichtenstudios, der volldigitale
Regieplatz
RP 7, wird derzeit im zweiten Stockwerk des neuen Gebäudekomplexes
eingerichtet, technikseitig wird der Newsroom bis Dezember 2001
fertig gestellt sein und für die technische Endabnahme und erste
Pilotbetriebe zur Verfügung stehen. Bereits im August starten die
Schulungen der Mitarbeiter für das neue Equipment im Newsroom.
Regieplatz
Der RP 7 folgt im Wesentlichen der Konzeption zweier bereits
bestehender digitaler Regieplätze im ORF-Zentrum, RP 2 und RP 6,
erweitert um die für die Herstellung und Abwicklung von
News-Sendungen erforderlichen Funktionen. Digitaleffekte bieten alle
nur denkbaren gestalterischen Möglichkeiten. In einem zentralen
Bereich sind Bildregie, Grafik und der Chef vom Dienst untergebracht,
anders als im bestehenden Newsroom sind Ton- und Lichttechnik in
eigenen Räumen unmittelbar bei der Bildregie angeordnet. Vom
Regieplatz aus, der an die digitale Signalmatrix (DMX) des ORF
angebunden ist, sind neben zahlreichen anderen Quellen auch jene 14
Serverkanäle ansteuerbar, von denen ab Jänner 2002 die Beiträge auf
Sendung gebracht werden. Acht dieser Serverkanäle sind für die
Zuspielung von Videobeiträgen vorgesehen, die weiteren sechs werden
für Grafik- und Dekorationselemente (Paneele etc.) verwendet werden.
Die Implementierung eines virtuellen Studios wird technisch
vorbereitet und wird durch den RP 7 ebenfalls problemlos ermöglicht.
Für den Wartungsfall ist volle Redundanz gegeben: Das
Nachrichtenstudio im neuen Newsroom wird im Bedarfsfall auch vom RP 6
zu bespielen sein, der voll Backup-fähig ist, wodurch die
"ZiB"-Sendungen im Bedarfsfall ohne qualitative Einbußen auch vom RP
6 aus abgewickelt werden können.
Editing
Ebenfalls eine Qualitätssteigerung erfährt die Bearbeitung und
Beitragserstellung: Während im gegenwärtigen Newsroom analog und mit
Bandmaschinen gearbeitet wird, werden die Beiträge im neuen Newstrakt
digital und nonlinear erstellt werden (Non Linear Editing, NLE). Das
gesamte Bild- und Tonmaterial wird auf Rechnern bearbeitet und von
diesen auf Sendung gebracht. Für die "ZiB"-Sendungen werden acht
NLE-Einheiten zur Beitragserstellung errichtet, zwei dieser
Schneideräume sowie ein Sprecherstudio befinden sich in unmittelbarer
Nähe des RP 7. Die weiteren sechs NLEs sind in der ersten Etage
direkt im Redaktionsbereich untergebracht. Je zwei zusätzliche NLEs
werden für Archiv und aktuelle Grafik gebaut, gerade in diesem
Bereich werden die neuen Technologien in Form von 3-D-Grafiken und
zeitgemäßer "Event Recreation" augenscheinliche Veränderungen
bringen. Ein weiterer NLE-Arbeitsplatz wird der Redaktion zur
Verfügung stehen. Sämtliche NLE-Plätze im Neubau sind über ein
hochleistungsfähiges Ethernet-Netzwerk an einen Pufferspeicher
angeschlossen, der wiederum jene Ausspiel-Server speist, die vom
Regieplatz angesteuert werden. Die gesamte Bearbeitung des
Videomaterials erfolgt in einer Auflösung von 50 Mbit/s, wodurch eine
durchgehend hohe Broadcastqualität gewährleistet ist.
Formatumstellung
Hand in Hand mit dem Umzug in den neuen Newsroom geht auch die
Umstellung auf das Format MPEG IMX, für das sich der ORF im April
2000 entschieden hatte. Die ORF-eigenen Kamerateams arbeiten bereits
mit dem neuen Equipment, ebenso rund 20 jener Fremdteams, die
vorwiegend für den Aktuellen Dienst arbeiten. Ab Oktober 2001 ist
MPEG IMX das verbindliche Abnahmeformat des ORF, wodurch
gewährleistet wird, dass mit dem Start des neuen Newsroom das
Newsgathering durchgängig im neuen Format erfolgt.
Erweiterbarkeit
Das Newsroom-Konzept, das derzeit realisiert wird, verbindet den
aktuellen Stand der Technik mit einer offenen Systemarchitektur, die
die zukünftige Implementierung weiterer Technologien ermöglicht. Die
Ankoppelung eines virtuellen Studiosets wird ebenso realisierbar sein
wie der durchgängige Einsatz von serverbasierenden Systemen für das
Browsing/Editing vom Redakteursarbeitsplatz aus. In diesem
Zusammenhang wurde intensiv das Für und Wider von durchgehender
Servertechnologie diskutiert. Es wurde entschieden, diese spezielle
Technologie zum gegenwärtigen Zeitpunkt in einer ersten Stufe
einzuführen. Ein Stufenplan soll auch während des Betriebs des neuen
Newsrooms ständige Optimierung zulassen, sobald entsprechend
ausgereifte und betriebssichere Lösungen zur Verfügung stehen und
bedenkenlos einsetzbar sind.
Betriebssicherheit
Die "Zeit im Bild"-Sendungen sind die Flaggschiffe der
österreichischen TV-Information, und dementsprechend liegt auf der
Sicherheit das Hauptaugenmerk bei der Realisierung des neuen
Newsrooms. Der Sendebetrieb ist gleich in mehrfacher Hinsicht
abgesichert. So wird der neue Newstrakt eine eigene Sicherheitszone,
er verfügt über eine eigene Anlage zur Gewährleistung der
Ununterbrochenen Stromversorgung (USV) samt Notstromaggregat sowie
eine eigenständige Klimatechnik. Somit ist der Newsroom energie- und
klimatechnisch quasi autark vom ORF-Zentrum.
Kosten/Zeitplan
Die veranschlagten Baukosten für den neuen Newsroom betragen 120,4
Millionen Schilling, die Gesamtkosten 283,6 Millionen Schilling.
Sämtliche Kosten liegen im vorgesehenen Plan.
Sämtliche Planungs- und Umsetzungsschritte wurden bzw. werden wie
vorgesehen eingehalten.
Anfang 1999
Entscheidung zum Bau des neuen Newsrooms
Herbst 1999
Information des ORF-Kuratoriums (Finanzausschuss) über Neubau
März 2000
Baubeginn
Dezember 2000
Information des ORF-Kuratoriums (Finanzausschuss) über Kosten
April 2001
Fertigstellung des Rohbaus und Beginn der Technikmontage und
Einrichtung
Oktober 2001
Übersiedlung der Redaktionen
Dezember 2001
Fertigstellung des neuen Newsrooms
Mitte Jänner 2002
Erste "ZiB" aus dem neuen Newsroom
Rückfragehinweis: ORF-Pressestelle
Michael Krause
(01) 87878 - DW 14702
http://programm.orf.at
http://kundendienst.orf.at
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